Noch weitere 600 km bis Gran Canaria

Wir sind immer noch auf dem Weg zu Gran Canaria. Am Morgen hatten wir noch etwa 600 km vor uns. Dagmar schnieft weiter und hat sich entschieden, den Schiffsarzt aufzusuchen, um ihre Beschwerden kontrollieren zu lassen. Es weist auf eine Bronchitis hin. 

Morgen sind wir dann auf Gran Canaria, unser letztes Ziel, bevor wir nach fünf Seetagen Bremerhaven erreichen. In Deutschland soll es zurzeit sehr kalt sein. 

 

 

 

Gedanken zum Reisen - on Tour

 

Ich sitze mit einer leichten Erkältung,. d.h schniefender Nase und plötzlich einsetzenden Hustenattacken, im Heck des Schiffes auf unserem Balkon, blicke bei furchtbar warmen Temperaturen auf den Atlantik, befinde mich irgendwo zwischen den Kanaren und den Kap Verden, und werde nachdenklich.

 

Was hat uns denn zu dieser Reise getrieben? Die Antwort steht wohl in den Sternen. Jedenfalls fällt mir spontan da keine ehrliche Antwort ein. Und doch denke ich, dass es nicht nur die angeborene Reiselust ist, sondern auch eine große Menge Neugierde, die vielleicht auch in meinen/ unseren Genen steckt.

Es ist meine/unsere vierte Schiffsreise, wenn man von kurzfristigen Schiffstouren mal absieht. Die erste Schiffstour war eine schöne und abwechslungsreiche Flußfahrt auf dem Rhein. Daran denke ich gerne, auch weil wir tolles Wetter hatten. Danach folgte dann eine spontane Schiffsreise zu allen neun Inseln der Azoren, ausgehend von Madeira. Auch das war eine beeindruckende Reise, vielleicht auch, weil es eine relativ kleine Reisegruppe war. Und wieder später entschieden wir uns zu einer Nordlandtour an der norwegischen Küste entlang. Wir hatten die Hoffnung, auf diese Art mehr von der Küste Norwegens zu sehen und insbesondere auch wieder einmal unsere geliebten Lofoten besuchen zu können. Von der Küste sahen wir kaum etwas und die Lofoten waren wetterbedingt per Tenderbooten nicht anzufahren. Aber damit muss man rechnen. Trotz Enttäuschung, aber mit neuer Energie, buchten wir bereits bei dieser Nordlandtour unsere jetzige Atlantik Reise. 😁

Wir sind mit knapp 2500 Gästen an Bord. Haben massenhaft Restaurants und Bars an Bord. Für die Freizeitgestaltung gibt es nicht nur zwei Pools und Sauna , sondern auch Vorträge, Kurse und ... was weiss ich nicht alles. Mehr Komfort geht eigentlich nicht. Ich glaube, ich muss erst einmal begreifen und akzeptieren, dass ich/wir eine tolle Reise gebucht hatten. Aber es fehlt ein Pünktchen zur absoluten Zufriedenheit.

Das Schiff schaukelt mir auf dem Atlantik zu viel. Es sind für mich zu viele Seetage... mit erschwerten Bedingungen für einen Internetzugang. Und es sind viele, viele Menschen an Bord, bemerkbar vor allem in den Restaurants und Bars. Aber meine Neugierde bzgl. der Inseln der Kap Verden wurde dann doch gestillt. Nee, es ist mir zu afrikanisch und damit kulturell zu fremd. In jungen Jahren hätte ich das vermutlich anders gesehen. Da ist man wahrscheinlich offener. 😯

 

Und jetzt kommt der Punkt, wo ich an frühere Reisen erinnert werde. In der Jugendzeit ging es los mit Zelt und Fahrrad. Man wollte raus und was erleben. So lernte ich beispielsweise schon früh Südschweden kennen. Für mich unvergessen.

Die nächste Stufe war dann Zelt und PKW. Unvergessen bleiben mir spontan zwei Touren, die nach der Studienzeit einfach dran glauben mussten: Griechenland und Russland über Moskau nach Leningrad. Letztere, eine ungewöhnliche Reise, verlangte viel Vorbereitung und war bmit  manchen Komplikationen verbunden, alleine schon wegen der vielen Visa. 😄

Dann folgte die Stufe der Flüge, denn es sollte ja weit weg gehen innerhalb kurzer Zeit. So entdeckten wir für uns Australien und New Zealand ...und die USA .Heute träumen wir noch davon. Tolle Erlebnisse und tolle Begegnungen, die uns prägten.

Ja, dann setzte eine entscheidende Phase ein, die mobile Stufe. Wir kauften ein Mobil, zahlten den dreifachen Preis als geplant und waren nicht mehr zu bremsen. Da hieß es nur noch, quer durch Europa, soweit die Urlaubszeit das erlaubte. In dieser Zeit entdeckten wir vor allem während unserer Touren immer mehr die Vorteile eines Computers und mit der Zeit natürlich auch das Internet. Ach, das war richtig toll! 😮

Aber mit der Zeit wird jeder älter, manche sogar vernünftiger, andere auch leichtsinniger. Ich weiss nicht, wo wir uns einreihen müssen, denn wir kamen dann nach Jahren auf die Idee, mit Bussen weit zu verreisen. Bisher hatten wir fast immer alles in Eigenleistung geplant und organisiert. Das sollte nun anders werden. Und schwupps waren wir auf die Art organisiert in diversen europäischen Ländern unterwegs, die bisher nicht oder selten bei uns im Fokus standen. Es war ja nicht schlecht. Aber es war auch nicht prickelnd. Und irgendwann mussten wir zugeben, dass war es auch nicht, obwohl wir tatsächlich nette Menschen unterwegs kennenlernen durften.

Und so sind wir seit Jahren endlich wieder regelmäßig mit unserem Mobil "Mücke" unterwegs. Wie wissen sie zu schätzen und umgekehrt wohl auch. 😉Manchmal jedoch werden wir ihr gegenüber untreu, weil wir dann wieder neue Pläne haben, beispielsweise Ferienwohnungen irgendwo anzumieten. Das aber nur, weil besondere Umstände uns dazu zwingen: Weite Entfernungen und auch drastische Erhöhung der Fahrtkosten speziell und allgemein. Aber "Mücke" versteht das. Schließlich ist sie auch nicht mehr die Jüngste und möchte manchmal geschont werden. Wir jedenfalls sind uns für uns ganz sicher: Einmal Mobilist, immer Mobilist. Und so bleibt uns unsere "Mücke " weiter erhalten und umgekehrt. 😂


Unser Blick auf den Atlantik
Unser Blick auf den Atlantik

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Kommentare: 2
  • #1

    Heide aus Herne (Sonntag, 20 November 2022 23:30)

    Hallo Travelmäuse,
    -diese phlilosophische Ansicht bewegt uns auch gerade,.
    -wir haben alles für uns Wichtige auf den Kontinenten gesehen, deshalb konnten wir es 5 1/2 Wochen in Apulien auf EINER Stelle genießen, in dem Bewußtsein, wir müssen nicht mehr suchen, sonder nur genießen.Ist genauso philosophisch, wie Dein Beitrag.
    Letztendlich bleibt die die Frage: WAS WOLLEN WIR NOCH?
    Aber das werden wir doch herausfinden. Oder? hugs Heide

  • #2

    Michaela (Donnerstag, 24 November 2022 07:54)

    Wer euch nicht kennt, wird denken, dass ist jammern auf hohem Niveau. Ich kenne euch und euer Tatendrang ist beeindruckend. Ich finde auch, dass man immer wieder neue Erfahrungen machen muss, um Dinge einschätzen zu können. Wir probieren das im kommenden Jahr auch aus und ich habe dabei jetzt schon leicht gemischte Gefühle. So eine Reise mit dem Wohnmobil ist toll, weil sie privat und bequem ist. Wir steigen ein, fahren los, haben alles dabei oder auch irgendwas vergessen. Dann können wir umplanen, spontan reagieren und sind Herr unserer Entscheidungen. So lieben auch wir das Reisen. Nur manchmal kommen wir auf Ideen, die sich danach als trotzdem gut herausstellen, weil wir Dinge wieder schätzen können. Irgendwas ist immer, vielleicht war die Reise auf dem Schiff einfach zu lang,