USA 2004 - 1. bis 10. Tag - 20.2.-29.2.2004 |
Das Reise-Tagebuch wurde vom 20.2. bis 9.6.2004 täglich im Internet veröffentlicht. Nachträglich wurde es überarbeitet und mit Bildern ergänzt. Texte von Dagmar * Fotos von Dagmar & Anni * Bildverarbeitung von Anni
Vorwort:
Altersmäßig gesehen bin ich ein Auslaufmodell. In meiner Jugendzeit waren Rex Gildo
und Peter Kraus feste Größen, der Minirock wurde erfunden und die Beatles und die Rolling Stones wurden als erste englisch-sprechenden Größen heimisch. Man musste englisch
lernen um zu verstehen. Es gab auch die ersten Flugreisen nach Mallorca, und die so genannten italienischen und spanischen Gastarbeiter bevölkerten Deutschland. Es war die Zeit der
Proteste und Flower Power weltweit, die Zeit des Erwachsenwerdens der damaligen Jugend mit anderen Wertevorstellungen als bis dahin üblich- nix Treu und Glauben, sondern weite Welt,
genug Geld verdienen und Karriere machen. In dieser Zeit habe auch ich beschlossen, wegzugehen von zu Hause und in einer Großstadt
mein Glück zu suchen. Klar war das eine Wunschvorstellung und vieles wurde nicht so, wie gedacht. Aber eine Menge klappte doch. Zum Beispiel mein Wunsch, die weite Welt kennen zu
lernen. Im Laufe der Jahrzehnte habe ich es dann auch geschafft, dieses weitestgehend umzusetzen. Angefangen von der Jugendherberge übers Zelt und Pensionen, bis Wohnmobil und Hotels
aller Preisklassen habe ich vieles kennen gelernt. Vom Campingplatz in Italien
über Griechenland quer durch ganz Jugoslawien bis zu Flugreisen ans andere Ende der Welt - Australien und Neuseeland. Nur Amerika habe ich immer außen vor gelassen. Als ich dann endlich
damit anfing, habe ich mich immer wieder gefragt, warum ich so lange gewartet hatte. Dieses Land hat seither immer einen besonderen Reiz auf mich ausgeübt, und ich könnte Bücher
schreiben über meine diversen Erlebnisse. In den letzten 10 Jahren war ich mindestens
15 mal dort, aber wie es so ist im Arbeitsleben - 4 Wochen sind zu kurz, um alles genüsslich mitzunehmen. Ich habe mir immer vorgenommen, wenn ich das Arbeiten sein lasse, dann genieße ich
Amerika in vollen Zügen. So bin ich nun hier und möchte Sie, lieber Leser, teilhaben lassen an dieser Reise, deren
Endergebnis ich auch noch nicht kenne. Geplant sind knapp 4 Monate, das Ganze mit PKW und Motel/Hotel, ab Orlando/Florida und mit grober Richtung Kalifornien und wieder zurück.
Vorarbeit:
Mehr oder weniger spontan fing alles
an: Anfang Dezember 2003 -Bush spielt momentan nicht erneut irgendwo Krieg, der Dollar fällt und ich möchte gerne schon mal mein Visum haben. Ich bin in all den Jahren immer mit Visum
gereist, obwohl es nicht nötig war, aber ich fühlte mich so immer auf der sicheren Seite, auch für Abstecher z.B. nach Kanada. Also machte ich mich im Internet schlau, was jetzt so
Sache ist. Ergebnis war, ich muss das Visum in Frankfurt beantragen, vorbeikommen zum Interview, Fingerabdrücke abliefern, Bildchen machen, einen bestätigten Rückflug (!!) vorweisen und
genügend Money. Also nachgesehen bei LTU, was denn so die Preise und die Flüge machen. Da ich aus der Region Düsseldorf komme, war das nahe liegend. Als ich dann feststellte, dass ich,
anders als bei den Linienflügen nicht nur Nonstop sondern auch noch für 443.- Euro hin und zurück ab Düsseldorf/Orlandofliegen konnte, löste dies eine Spontanentscheidung aus - nix wie
hin. Da das Auto, gebucht über Holidays Autos - ist Alamo - für 111 Tage auch nur 2.530 Euro kosten sollte, war alles klar. Alamo selbst
verlangte in Deutschland für den gleichen Wagen und die gleiche Zeit zum Freundschaftspreis 3.245.- Euro! Ein Autokauf in den USA wäre auch möglich gewesen, ist mir aber zu aufwendig
und risikoreich. Nun musste nur noch das Visum her: die Geschichte meiner Abwicklung des Ganzen wäre sehr lang, also gebe ich Ihnen nur den Tipp aus meinen Erfahrungen - FALLS ein Visum
benötigt wird: im Internet checken, ob ein Interview-Termin dann immer noch vorher vereinbart werden muss. Der
Knabe an der 1.89 Euro-Telefonleitung pro Minute (!!) brauchte 22 Minuten, um die Daten von 2 Personen zu erfassen. Wenn Sie in der Botschaft sind, bringen Sie
viel Zeit mit. Es dauert, bis Sie erst mal ins Gebäude dürfen, weil Sie gefilzt werden, dann dauert es bis Sie am Schalter Ihren Pass abgeben dürfe, und dann dauert es noch länger, bis
Sie aufgerufen werden zu Ihrem Interview-Termin - (egal ob Sie einen Termin zu einem Zeitpunkt hatten, Sie sind
dran, wenn Sie dran sind!) -hier werden Sie gefragt, was Sie im Amerika wollen und warum - dauerte bei mir 30 Sekunden. Dann müssen Sie noch die Fingerchen
ablichten lassen und wenn das Bild, das Sie eingereicht haben nicht aktuell ist, müssen Sie dieses am vorhandenen Schnell-Automaten erneuern. Am schlimmsten empfand ich nicht die
menschenüberfüllte sehr enge Botschaft, sondern das Fehlen von Telefon (Handys dürfen nicht mit in die Botschaft genommen werden), Kaffeeautomat und der Möglichkeit, ein Brötchen zu
kaufen. Positiv gesehen dauerte die ganze Prozedur nur 5 Stunden innerhalb der Botschaft - es war der 23. Dezember und wie ich hörte, war es vorher täglich noch proppenvoller
¼... Zurück zur Planung: ADAC-Mitglieder können Traveller-Checks ohne die üblichen 1%- Bankgebühren direkt in Frankfurt bei American Express ordern (aktuell: Sie bekommen
2.500 Dollar innerhalb 1 Woche ausgeliefert. Brauchen Sie mehr, müssen Sie in der darauffolgenden Woche wieder neu bestellen). Der Gutschein dafür ist in den gelben Heftchen mit
den Sonderrabatten für Deutschland. Ich hoffe, dass er für 2005 auch noch gilt. Eine Kreditkarte ist unbedingt nötig, schon wegen der Autokaution, aber auch des öfteren im Hotel/Motel
- obwohl Sie problemlos bei der Abreise dann doch mit Traveller-Schecks bezahlen können. Gut ist es auch, per Internet von Deutschland aus für die ersten Nächte ein Hotel am
Ankunftsort zu buchen, falls Sie nicht pauschal reisen. Es gibt in den meisten Fällen Internet-Rabatt. Und der Zoll und die Autogesellschaft wollen wissen, wo man nächtigt. In meiner
Reise spielen die Übernachtungskosten einen großen Kostenfaktor. Schon auf früheren Reise bin ich grundsätzlich nur auf „Coupons" gereist. Im Internet zu finden unter: www.roomsaver.com
. In den USA auch als Hefte zu finden an Tankstellen, Restaurants oder einfach an der Strasse in bunten „Free"- Kästen. Die Übernachtungskosten können so auf unter 50 Euro pro
Nacht fürs Zimmer! gedrückt werden. Alternativ kann man auch Appartements buchen, falls man nur in Florida bleiben will. Orlando liegt so ziemlich zentral, dass alles Wichtige und
Interessante auch von hier abgeklappert werden kann, und es ist billiger als im Süden bzw. an der Küste. Mieten kostet z.B. momentan ab 530 Euro im Monat pro Wohnung. Ich habe mich halt
für „Coupons" entschieden. Damit war die gröbste Vorarbeit bewältigt. Natürlich habe auch ich für diese Reise hunderttausende von Internetseiten gelesen und Berichte anderer Reisenden
studiert, Bücher gewälzt und Kilometer berechnet. Ob es ok war, werde ich ja merken während dieser Tour.
1.Tag - 20.Februar Abreisetag in Düsseldorf:
Schon am Vorabend haben wir unser Gepäck eingecheckt in Düsseldorf am
Late-Night- Schalter. Neben den neuesten Prozeduren des extra Koffercheckens ging alles ganz schnell, und laut LTU-Auskunft sollten wir sogar 10 Minuten früher fliegen als der Flugplan
ausweist. Die Maschine war rappelvoll, was auch fürs Personal unerwartet war, denn alle Maschinen
davor hatten nur eine Auslastung von 80 - 100 Gästen. Alles knubbelte sich in der engen Halle vor dem Einsteige-Finger. Wir alle hatten schon den Check mit erneutem
Gepäckdurchleuchten, Schuhe ausziehen und Durchleuchten und Befragen eines amerikanischen Botschaftsangestelltenüber den Grund unserer Reise hinter uns. Und es dauerte und dauerte und
dauerte¼.Kurz und gut,
der Abflug fand nicht um 9:10 sondern erst um 10:20 Uhr statt. Grund war ein „technischer Defekt", der sich dann aber als einsamer Koffer auf dem Rollfeld neben der LTU-Maschine
herausstellte, und der erst vom Bomben- Spreng-Kommando „entsorgt" werden musste. Der Flug war problemlos und glatt und dauerte 9:30 Stunden. Nach der Ankunft in Orlando wurde es wieder
hektisch. Anstellen, Schnüffel-Hundekontrolle gut überstehen, warten bis man „dran" ist beim Immigration-Officer, Bildchen machen, 2 Fingerchen ablichten lassen,
lächeln und beten, dass er einen rein läßt ins gelobte Land. Im Übrigen war an diesem Tag die Quote der Zurückgeschickten sehr hoch! Einige davon sah ich später dann doch
wieder. Bewaffnet mit dem Visum im Pass und dem Koffer in der Hand ging es zur nächsten Hürde: Koffer abholen zum erneuten Checken abliefern und weitergehen, selbst gecheckt werden
mit Schuhe ausziehen, Gürtel ablegen und abtasten, dann weitergehen und im „Claim" den Koffer abholen. (Mein Gepäck war nicht verschlossen und das war gut so. Die Jungs gehen momentan
sehr rüde mit verschlossenen Koffern um, Schloß knacken und fertig - und dann besonders intensiv durchwühlen. In meinem Koffer klebte auch ein Kontrollzettel mit dem ich als
kontrolliert und freigegeben geführt wurde). Ist halt eine unruhige Zeit hier in USA seit es die Terroristen gibt.
Schlimm wurde dann das Anstehen bei Alamo. Meine Sachbearbeiterin fühlte sich überfordert davon, dass mein Auto 56 Tage für die erste Etappe gemietet werden sollte und schickte mich
zurück zur Warte-Linie und ging einfach weg. Ihre Kollegin, bei der ich protestierend landete fand deren Verhalten gar nicht lustig, aber ich kriegte endlich mein Auto. Ich habe schon
viele Autos in Orlando oder anderswo in Empfang genommen. Bei Alamo in Orlando ist das seit Neuestem toll, da die Herrschaften insgegenüberliegende Parkhausumgezogen sind: ich konnte
mir mein Auto selbst aussuchen aus einer großen Menge verschiedener Marken und Farben der gebuchten Klasse! So fahre ich jetzt einen goldfarbenen Chevy classic mit allen Schikanen. Mein
vorgebuchtes Motel „ Days Inn Lakeside" ist wie erwartet, ich kannte es schon. Der Jetlag macht mir ein bisschen Probleme - mehr als früher, aber um 8:00 Uhr hiesiger Zeit habe ich mich
aufs Kissen geknallt und bin einfach eingeschlafen.
2.Tag -21. Februar - Orlando
Um 4:30 Uhr war der Schlaf zu Ende. Zu Hause ist es ja schließlich 10:30 Uhr. Also erst mal die
wichtigsten Dinge umgeräumt und kontrolliert. Das Handy funktioniert übrigens hier in Orlando-ein Triband vorausgesetzt. Dürfte aber mächtig teuer sein. Ich bevorzuge Telefon- Karten
vom Inder am I-Drive, da kriegt man am meisten Einheiten für sein Geld, z.Zt. kostet es 1.5cent die Minute in den USA ohne Verbindungsgebühr als Vergleichspreis.
Was das Frühstück angeht - ich mag „Dennys"- aber auch die „Ponderosa" hat einen guten Ruf. Bei der Gelegenheit: hier in Orlando wird man von Gutscheinen
erschlagen, es gibt nichts wofür man nicht Rabatt kriegt, und nur ein Neuling zahlt die regulären Preise. Natürlich ist auch viel Schmu dabei. Macht sich z.B. gut mit Frühstücks-Buffet
für 3.99 Dollar zu werben. Daß da noch Steuer draufkommt und der Kaffee und/oder Saft extra bezahlt werden muß, wird gerne verschwiegen. Vom obligatorischen Tipp für die Kellnerin ganz
zu schweigen.Aber unterm Strich spart man, und niemand braucht sich zu genieren, mit den Gutscheinen ganz gezielt auf Tour zu gehen, das gilt im Übrigen ganz besonders
für MickyMausLand. Viele Händler an der Strasse verkaufen die Tickets um die 20 Dollar pro Stück und Tag billiger, in unserem Hotel kostete ein Ticket bei Kauf von 2 Stück nur
27 Dollar pro Stück. Bei 2 Erwachsenen und 2 Kindern läppert sich das ganz nett! Höllisch aufpassen muß man trotzdem: da gibt es auch die Spezies, die es noch billiger anbieten als die
Straßenhändler, die einen sogar am Hotel abholen, aber total verschweigen, dass es eine Werbefahrt ist! Und bevor dann nicht der letzte Kochtopf oder was auch immer verkloppt
ist, gibts nix mit MickeyMaus! Zu „MickeyMausLand" selbst - mehr an anderer Stelle! Viel unternommen habe ich an diesem Tag nicht. Irgendwie ist der Körper schon da aber
der Rest noch unterwegs. Mir hilft da immer viel Schlaf. Aber auf keinen Fall verzichtet habe ich am Abend auf den Gang in meine Lieblingskneipe namens „Bennigans". Dort gehe ich
- wenn ich hingehe - immer zur Happy-Hour-Zeit direkt an die Bar, schlabbere meine 2
Bierchen für den Preis von einem und esse ne Kleinigkeit dazu. Man lernt an der Bar immer nette Leute kennen für ein nettes Pläuschchen oder man lernt mal
wieder was dazu - z.B. was Amis unter einem Cocktail verstehen¼.Der Vorteil des „anderBarsitzens" ist der, dass man nicht gehen muß, wenn man noch nicht will, weil selten einer auf den
Hocker wartet und man nicht so viel Trinkgeld hinblättern muß wie an Tischen. Dazu hat man meist nette Kellner fürs Auge und oftmals sind diese Keeper sogar aus Europa. Um 8:30 Uhr
war ich wieder auf Matratzen-Horchdienst.
3.Tag -22. Februar - Orlando
Draußen ist es affenheiß, aber nicht drückend. Die Amis fahren ihre blitzblank geputzten
4Rad-Auto-Brummer(stellen Sie sich da auch ruhig mal einen deutschen Suzuki mit LKW- Reifen vor) spazieren und vor Neid könnte ich da schon platzen, wenn mal wieder ein Mustang,
Super-Jeep, einer der Asiaten oder ein Chevy an meinem Auto vorbeiröhrt. Er ist ja nicht schneller, aber schicker und vor allem „soundiger". Es scheint, als hätten alle Familienväter
als Erstwagen einen 4Rad-Sounder und erst dann die normalen PKW´s. Und noch was: nicht nur Männer finden tolle Autos stark! Obwohl ich mich immer noch wie eine wandelnde Schlaftablette
fühle, gehe ich shoppen. Amerika kennt keine Sonntagsruhe oder bestimmte Öffnungszeiten. Für mich zur persönlichen Grundausstattung gehört weiches Klopapier und eine Küchenrolle. Die
gibt es
hier aus einem Material - einfach Klasse, wie ein Handtuch. Empfehlenswert ist auch ein so genannter Cooler, eine kleine Kühlbox für das Tägliche, kostet je nach Supermarkt und Größe
zwischen 8 - 30 Dollar. Da es im Hotel/Motel immer einen Eiswürfel-Automaten gibt, kann man immer den Cooler befüllen und den Inhalt somit kühl halten. Ist fast wie
Eisschrank. Zwar sehen es die Hotelbesitzer nicht gerne, wenn man seinen Cooler befüllt, aber solange es
sich in Grenzen hält¼.Bei mir wird momentan es ein bisschen Schmierkäse für die Stulle zwischendurch und meist ein Fertig-Salat plus Dressing und 1-2 Dosen Chemiebier, manchmal auch
dieses unerträgliche Weißbrotbrötchen für die Stulle gekühlt. Falls SIE mal erfolgreich eingekauft haben, können Sie problemlos anstatt mit Bargeld oderKreditkarte auch mit Traveller-Schecks
bezahlen - gilt wie Bargeld. Eigentlich wollte ich schon längst weitergefahren sein, aber nichts eilt ja und es gefällt mir hier. Orlando hat viele kleine Seen - auch im Stadtgebiet mit
schnuckeligen Wohnanlagen drum herum. Das schafft eine hohe Wohnqualität und nicht umsonst wird hier wie wild gebaut - allerdings schön und ökologisch und sinnig und preiswert. In der
Stadtmitte selbst gibt es den berühmten International-Drive kurz I-Drive genannt, an dem es wimmelt von Billigläden, Kneipen, Shops aller Art, Hotels aller Preisklassen und feinste
Restaurants. Heute war ich auf dem Motel-Gelände frühstücken. Da fragte die Kassiererin ob ich Rentner wäre und flux habe ich genickt, denn um mich herum standen echte Senioren und da
fiel ich wohl nicht weiter auf. Hat 15% Rabatt gebracht. Vielleicht haben Sie sich schon gewundert, dass ich aktuell schreibe - auch das ist hier kein Problem. Bei McDonalds z.B.
steht ein Email-Automat, in dem man sogar eine Diskette einsetzen kann um z.B. Bilder zu versenden. Auch die StarBucks Cafe-Kette bietet einen Access-Point - schnell, aber nur zu
benutzen wenn Sie T-Mobil-Kunde sind. Die deutsche
Kennung muß eingegeben werden und in Deutschland auf Amerika umgestellt werden. Wie es mit AOL funktioniert habe ich noch nicht getestet. Und darüber hinaus ist an fast jeder Ecke ein
Cyber-Cafe oder Internet-Cafe. Auch in den riesengroßen Computer/Elektronic- Läden wie „CompUSA", „Circuit City" und vermutlich auch „BestBuy" kann man kostenlos mal eben wenigstens die
Emails abrufen oder senden, jedenfalls in denen, die ich schon heimgesucht habe.
Der Tag läpperte sich so zusammen. Irgendwie war ich immer noch nicht ganz umgestellt. Der Nachmittag am Pool mit 27 Grad Außentemperatur hat gut getan und so fuhr ich um die Ecke (ein
Amerikaner geht nicht, er joggt/walkt oder fährt) in eine weitere Lieblingskneipe: T.G.I. Friday. Ist eine Kneipen-Kette quer durch die Staaten. Diese hier ist riesengroß mit einer Bar,die
sich um drei Ecken schlängelt und mind. 40 Fernsehern an allen Ecken und zwischendrin und obendrauf - die meisten als Riesen-Plasmas. Hat mich schon beeindruckt.
Die Kneipe selbst sieht von außen bescheiden aus, aber wenn man reinkommt, ist das aufgebaut wie eine Sporthalle mit oben offenem Himmel. Gingen gut und gerne fünfhundert Leute rein.
Alles auf sehr sportlich getrimmt, in erster Linie Basket-Ball. Ach ja, T.G.I. Friday heißt übersetzt: Thank God it´s Friday - und so voll war´s denn dann auch.
4.Tag 23. Februar - Orlando
Heute ist es wieder knallwarm. Als erstes steht wieder Frühstück auf dem Plan.
Gegenüber der Hotelanlage gibt es einen Mc-Donald Laden - was sag ich ...Laden passt nicht mehr, McDo macht jetzt auf edel - zumindest hier. Nennt sich jetzt Gourmet-Bistro mit
völlig anderem Outfit innen und außen und natürlich anderen Preisen. Einen effen Hamburger für 99 cents gibt's hier nicht mehr. Dafür kann ich mir für 5.59 Dollar einen Hamburger
gefüllt mit Rührei und Schinken frisch vor meinen Augen zubereitet, „kreieren" lassen. Auch gibt es jetzt Pizza und Nudelgerichte. Ich bin dann wieder im Hotel für 4.99 Dollar minus 15%
Rentner- Rabatt frühstücken gegangen¼. Da ich morgen abreise gen Süden steht heute Umpacken an. Es ist nicht so einfach für 4 Monate Klamotten zu planen und was sonst alles
dazugehört. Und da ich nicht jeden Tag alles rein und raus transportieren will, wird das Nötigste in einen kleinen Trolley umgepackt für´s Tägliche. Am Nachmittag war ich in einer Mall
umSchlappen zu kaufen. Es ist einfach zu warm für halboffene Schuhe. Der Preis war 24,98 Dollar plus Steuern. Und da kann ich gleich noch eine Info loswerden: alle Waren sind ohne
Steuern ausgewiesen, die dann noch zum
Preis dazukommen, und was hier manchmal für Arten von Steuern erfunden werden - zum Totlachen wenn ich sie nicht bezahlen müsste. Selbst im Hotel zahle ich schon für einen Safe 1.50
Dollar plus 22 cent Steuern, Telefon 1,50 Dollar plus 22 cent Steuern ( und es ist völlig egal, ob man etwas davon benutzt oder nicht), 2,59 Euro für die Putzfrau plus 97 cent
Steuern,
dann Übernachtungssteuer, Landsteuer, Vergnügungssteuer, Anwesenheitssteuer und Biersteuer und wer weiß, was sonst noch für Steuer¼¼ Ansonsten bleibe ich heute im Hotel. Nix
Lieblingskneipe - was sollen Sie sonst von mir denken. Ach ja, der eine oder andere ist vielleicht an Bildern interessiert. Ich werde versuchen, das eine oder andere mit zu senden - den
Rest erst, wenn ich im Juli wieder da bin. Im übrigen kann man hier manchmal günstig Digital-Kameras kaufen - wie die folgende zum Beispiel: Ein Minimini-Ding aus Blech und Plastik
(ca.7x8x4 cm), mit 3.1 Mio Pixel, macht hervorragende Fotos in Hochauflösung in 2048x1536, aber auch avi-Videos in
320x240 plus Voice-Recorder, plus Camcorder-Funktion, hat ein 1.5 Zoll Display, das gleichzeitig Ein- und Ausschalter ist, plus 2fach digitaler Zoom, und inclusive einem Stativ! Und
natürlich vielfältiger Software-Auswahl! benötigt Compact-Flash - ist bis 512 MB möglich, die ich zufälligerweise mithatte¼.Und das Ding kostete sagenhafte 99.99 Dollar plus Tax 6.5%
(minus Dollar/Euro-Differenz macht ca. 85.- Euro! momentan) Und da konnte ich nicht NEIN sagen..Das war für die Foto-Freaks..
5.Tag - 24. Februar - auf dem Weg von Orlando nach Fort Lauderdale
Heute geht es eigentlich los mit meiner Tour. Ich
möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, dass ich Sie gerne teilhaben lassen möchte an dieser Reise und meinen speziellen Erlebnissen.Ich möchte kein wandelnder Reiseführer sein, dafür
gibt's Bücher oder das Internet. Ich werde auch nicht alle Sehenswürdigkeiten aufzählen, sondern nur die, die mir diesmal wichtig sind mit vielleicht ein paar Empfehlungen. Wer Lust auf
mehr und ausführlichere Infos hat, dem empfehle ich das z.B. das Buch: Florida - von Dorling-
Kindersley -Vis-a-vis. Ich benutze diese Serie und für mich haben diese Bände den Vorteil, dass sie z.B. Gebäude in 3d darstellen und sehr viele Bilder/Pläne haben. Unterwegs auf dem
Weg Richtung „Cape Canaveral" war ich tanken - in Orlando kostet der Liter Normal umgerechnet schlappe 40 Euro-cent. Was für Traumpreise¼.Mit der Gallone stehe ich allerdings auf
Kriegsfuß: warum benutzen die Amis die englische Gallone, die hat 3,79 Liter, wo sie doch selbst eine amerikanische Gallone haben, die 4,55 Liter hat. Kein Ami kann mir das erklären.
Ich habe dann doch lieber „englisch" gerechnet, sonst ist der Benzin-
Frust ja noch höher. Wer noch nie in Cape Canaveral war, sollte dort unbedingt hin. Natürlich ist alles touristisch überlaufen und nicht billig. Aber es ist beeindruckend, diese
Riesenmonster von Raketen oder Shuttles leibhaftig vor sich zu sehen. Auch die Startampe oder der Weg nach dorthin sind schon etwas Besonderes. Alles wird Ihnen fein erklärt und gezeigt
von einem Führer während Sie im Bus sitzen und übers Gelände düsen. Sie gehen auch ein bisschen was zu Fuß, z.B. in die Hallen. Natürlich werden Sie auch hier gecheckt, also keine
Taschen-Messer oder sonstiges von den Amis als „gefährlich" eingestuftes Zeug mitnehmen. Für mich war es eher ein besonderes Erlebnis, auf der „A1A" direkt auf dem Außenland
gen Süden zu fahren. Daß ich dabei die falsche Abfahrt genommen habe und plötzlich vor einem Soldaten mit Knarre und seinem Häuschen auftauchte, war ein unangenehmer
Nebeneffekt. Naja, Frauen haben da ja immer den „Doofsein-Bonus", und milde lächelnd wurde ich dann auch wieder „auf den richtigen Weg" gebracht. Die A1A läuft außen auf dem
vorgelagerten Küstenstreifen entlang und manchmal ist das Land wirklich nur so breit, dass man rechts den Kanal sieht und links das Meer. Hier gibt es extrem viele Rentner, relativ
preiswerte Unterkünfte, eine AirBase der Army und Strand ohne Ende- und niemand da. Wer dort wohnt, hat schon ein paar Scheine auf den Tisch gelegt,
denn je weiter man südlich kommt, umso luxuriöser und abgeschotteter werden die Wohnanlagen. Versteckt hinter hohen Hecken und Mauern lebt da wohl die Creme der Luxusrentner. Mich ließ
man nicht mal zu Besuch rein, ich fiel bei der Gesichtskontrolle durch den Wächter durch, bin wohl noch nicht Rentner genug. Also kann ich leider nicht berichten, wie es hinter den
Mauern aussieht. Teuer und schwierig eine Nacht-Bleibe zu finden wurde es ab Pompano-Beach. Vielleicht war ich auch einfach zu spät dran. Coupons funktionierten nicht mehr im
Strandbereich. Letztendlich habe ich dann aber doch eine Bleibe gefunden mit Coupon mitten in Fort Lauderdale, Landseite zwar aber in einem Travelodge-Hotel. Hier bleibe ich 2 Nächte
und nun mache ich Feierabend. Es waren zwar nur 275 Meilen aber ich bin müde.
6.Tag - 25. Februar - Fort Lauderdale
Heute habe ich gut geschlafen und fühle mich bereit für neue Taten. Das Frühstück,
oder was die Amis darunter verstehen, ist inclusive und ich mache mich auf den Weg rauszukriegen, ob ich davon satt werde. Überraschung - es ist ok. Habe direkt nette - natürlich -
Rentner kennen gelernt, aus Boston, die sich hier in Florida „aufgewärmt" haben und jetzt schon fluchend morgen nach Hause fliegen nach Boston. Da wars heute morgen 0 Grad. A
propos Wetter, überall hat es geregnet, geschneit und gestürmt, bloß hier nicht, wir hatten 32 Grad Celsius. Aber heute wird es uns auch erwischen. Hoffentlich wird es einen Tick
kühler. Bevor ich mich auf die Socken mache noch ein paar Informationen: das Thema Hotel/Motel: Man unterscheidet - soweit ich es zuletzt vor 3 Jahren erlebt habe - auch bei Motels
Klassen. Einen wirklichen Unterschied merkt man erst auf den zweiten Blick. Fast alle Motels gehören irgendwelchen Ketten an und schießen wie die Pilze überall aus dem Boden. Somit ist
auch gewährleistet, dass die Qualität sich nicht so sehr voneinander unterscheidet. Motel 6 z.B. gehörte immer zu den preiswertesten Motels, das stimmt wohl so auch nicht mehr -
in Orlando nennt sich das Motel6 jetzt auch Studio6 (bietet preiswerte Monatsraten) und mir ist bei den Neubauten dieser Kette aufgefallen, dass man im Hotel-Stil baut, also 3-stöckig
und nicht mehr ebenerdig. Dafür ist Motel Super8 - Kette teuer geworden. Egal, wie die
Motelkette heißt, sie steht und fällt mit dem Betreiber oder Pächter oder wie immer das System hier ist. Ich nehme grundsätzlich Zimmer mit 2 Betten, weil mir mein eigenes Bett heilig
ist - das sind Betten, die jeweils mind. 1.40 Meter breit sind, immer Nichtraucher und wenn ich kriegen kann, ebenerdig wegen der Gepäck-Schlepperei. Klappt meist auch. Es
gibt natürlich auch Zimmer mit nur 1 Riesen-Bett von 2x2 Metern, die sind in der Regel sogar billiger pro Nacht. Die Ausstattung der Zimmer variiert wenig. Immer ist ein
Badezimmer, ein Waschbecken, ein Board mit einem TV-Gerät, ein (Nacht)-Tisch zwischen den Betten vorhanden, meist Fön, eine kleine Sitzgruppe, immer Klimaanlage - die auch heizen kann,
ein großes Fenster, seltener ein Fenster zum Öffnen - eine kleine Kaffeemaschine incl. Kaffee und manchmal ist halt auch ein Frühstück unterschiedlicher Auslegung dabei, aber ein
Bagel, Butter, Marmelade, Saft, Kaffee und Körnerfutter ist dann Standard - und wenn es kein Frühstück gibt - Kaffee gibt es immer. Kann man sich einfach so meist in der
Rezeption holen. Eine echte Unterscheidung zwischen den Standard-Ketten liegt höchstens in der Größe des Zimmers und einer leidlichen bis guten Ausstattung - aber immer sauber. Ich habe
noch nie irgendwo Bekanntschaft mit einer Kakerlake gemacht. Manchmal gibt es auch ein Restaurant im Motel. Aber immer liegen „drumherum" genügend Lokalitäten unterschiedlichster
Art - auch noch ein paar andere Lieblingskneipen von mir, davon aber später. Heute habe ich einen Trip ans Meer gemacht, schließlich bin ich in „ Klein-Venedig" Fort Lauderdale.Naja, es
ist sehr nett hier mit all den Kanälen, aber es haut einen nicht vom Hocker, wenn man vergleichbares auch in Ampuriabrava/Spanien findet. Schöner fand ich eher den endlosen Strand im
gleißenden Licht mit Sand bis zum Horizont und fast menschenleer. Ich frage mich bloß, wo die ganzen Rentner abgeblieben sind, die paar die ich heute gesehen habe, waren am „ walken".
Ein geplanter Schiffs-Ausflug mit der „Dschungel- Queen" - einem Raddampfer der 4. Generation mit Platz für bis zu 550 Personen in der Luxusdampfer-Version - durch die Kanäle scheiterte
daran, dass der Trip für mich zu lange dauerte und mir einfach zu teuer war für die angebotene Leistung. Gegen Mittag fing es hier auch mächtig zu regnen an und das tut es immer noch.
Dieser Regen hier ist anders als unserer. Gut, er fällt auch hier vom Himmel, aber „heavy" und in solchen Mengen, dass die Straßen schneller überflutet sind als ich Luft hole. Trotzdem
sind es immer noch 19 Grad Celsius und ich flüchtete in einen Computer-Supermarkt, um kostenlos den dortigen Emailer zu benutzen - ich schrieb schon davon. Zu Hause nichts Neues.
Wenn
man Fort Lauderdale in Richtung Beach fährt, trifft man auf ein paar nette deutsche Restaurants und/oder Geschäfte, zu erkennen, dass entweder die deutsche Fahne, der Name der Kneipe
oder irgendwas anderes Deutsches erkennbar ist. Auch eine deutsche Bäckerei und einen deutschen Metzger sah ich. Ich bin noch nicht lange genug weg von zu Hause, ich vermisse noch nicht
das deutsche Brot, aber vielleicht geht es anderen ja anders. Jetzt geht es
zurück ins Hotel, und den Abend schenke ich den „American-Idols" - ist der gleiche Stil wie „Deutschland suchte den Superstar". Man muß sich ja schließlich auf dem Bildungsstand
halten.
7.Tag - 26. Februar - Fort Lauderdale bis Homestead Richtung Florida Keys
Heute morgen habe ich gut gefrühstückt und
dann in Richtung Miami gedüst. Tagesziel war Homestead bzw. Florida City als Ausgangs-Basis für den Everglades Nationalpark, bzw. die Keys. Geplant waren 3 Nächte. Damit wird's nichts.
Hier findet ein riesiges Biker-Treffen statt mit einem Motorrad-Rennen und alle Hotels/Motels sind so gut wie ausgebucht und unverschämt teuer. Für ne 35 Dollar - Hütte zahlt man an
diesem Wochenende - obwohl doch erst Donnerstag ist - mind. 100 Dollar plus der diversen Steuer-Posten. Leider erfahre ich jetzt nicht einmal, welche Steuern hier für dieses verlängerte
Wochenende erfunden werden. Untergekommen bin ich für 1 Nacht im Super 8 Motel. Kostet für Mitglieder nur 90 Dollar incl. Steuer und das nur mit „gut zureden". A propos Mitglieder: hier
können Sie in jedem Hotel Mitglied werden, das bringt bis zu 10 % Rabatt, macht aber nur Sinn, wenn dieCoupons nicht angenommen werden - kann passieren an Wochenenden, wenn es nach
3:00
mittags ist oder die Zimmer schon vergeben sind, oder einfach weil der Rezeptionist das so beschlossen hat. Auch ADAC-Mitglieder kriegen 10% ohne Coupons. Und Mitglied können Sie hier
auch in jedem Kaufhaus werden mit den ulkigsten Möglichkeiten, selbst eine Telefonkarte kriegen Sie und diese können Sie an der Kasse aufladen lassen mit den Rabatten, die Sie vorher
„erarbeitet" haben, in dem Sie spezielle Angebote gekauft haben. Aber bei uns gibt es ja auch schon die Payback-Karten, die nach dem einem ähnlichen Prinzip arbeiten. Ich warte noch auf
die Rabattkarte von McDo, dann kann ich mich mal endlich austoben mit Hamburgern. Heute Nachmittag war ich mal wieder im Everglades Nationalpark. Außer, dass die Einzel-
Eintrittskarte teurer geworden ist, ist alles noch am selben Platz. Da eine Menge Nationalparks und Nationalmonumente auf dem Plan stehen, habe ich heute direkt den „National Parks Pass
2004" gekauft plus der Erweiterung für National-Monumente. Kostet für 1 Jahr 65 Dollar für beide Varianten. Es ist sinnvoll beide Varianten zu nehmen, da es sich flott läppert an
Gebühren. Der Park ohne Karte hätte mal eben 10 Dollar gekostet. Im Park selbst gibt es als erstes einen Weg zu 2 Trails. Auf jeden Fall zu empfehlen ist der „Anhinga Trail". Man läuft
auf Holzstegen quer durch die Natur und sieht gar nicht ängstliche Vögel aller Art und Krokodile in Mengen. Den 2. Trail - Gumbo-Limbo habe ich mir heute
geschenkt, ist aber unbedingt zu empfehlen, wenn man mehr über Flora und Fauna wissen und lernen möchte und keinen Stress mit Moskitos hat. Diese Jahreszeit ist etwas zu früh, da blüht
und grünt noch nicht sehr viel. Auf dem Weg nach dem „Ort" Flamingo, dem äußersten Punkt des Parks gehen viel Seitenwege zu Seen, Tümpeln, Plätze für Touren mit dem Kanu ab. Der eine
oder andere ist unbedingt mal anzusteuern - z.B. der Mahogany Hammock,
endlose, tolle Flora und Fauna. Einer dieser Abzweige ist mir noch vom letzten Mal sehr gut in Erinnerung. Dort stand eine Holzbank mit Tisch, darauf lag eine Sonnenbrille und kurz
davor, halb im Wasser ein sehr fettes, faules Krokodil. Damals bin ich flott weitergefahren, ich wollte es nicht genauer austesten,
warum da nur noch eine Sonnenbrille lag¼..Flamingo selbst ist eine Station, um entweder mit mietbaren Kanus Touren durch die Kanäle zu machen oder organisierte Touren im Großbootzu
unternehmen. Mich hat es nicht vom Hocker gehauen, wohl aber verfrühte Moskitos, die sonst erst im April auftauchen. Die Viecher haben schneller gestochen und abgesaugt als ich es im Kopf
realisieren konnte. Nun leide ich still vor mich hin und pflege meine Wunden. Bitte besorgen Sie sich unbedingt einheimische Mittelchen gegen Moskitos. Von zu Hause habe ich „ Fenistil"
mitgebracht, um die entstehenden Entzündungen der Stiche wieder loszuwerden. Draußen trudeln langsam die ersten Biker mit Gebrumm hier ein. In den USA muss der Auspuff nicht gedämpft
werden und es hört sich an, wie ein gut gepflegter 4Rad- Renner. blubb.blubb.blubb. Vielleicht kann ich ja morgen mal ein paar Fotos von all den Harleys schießen, die hier so
auftauchen... Morgen versuche ich meine Glück auf den Keys, vielleicht klappt es ja dort, ein oder zwei Tage zu übernachten.
8.Tag - 27. Februar - die Florida Keys
Der Tag beginnt wieder mit Sonnenschein, und unternehmungslustig mache ich
mich auf den Weg zu den Keys. Ich kann jedem, der Florida besucht, nur empfehlen, einen Abstecher nach hier zu machen. Es ist weit von Miami aus gesehen - 160 Meilen eine Tour -
aber unvergesslich, wenn die Sonne scheint. Ich war jetzt drei mal dort, aber irgendwie werde ich nie richtig fertig mit allem dort - ich muß da unbedingt noch mal hin. Normalerweise
istHomestead/Florida City eine gute Ausgangsposition für die Tour, aber halt jetzt nicht und die
Preise auf den Keys sind horrend wegen des Biker-Treffens. Direkt am Anfang der Keys liegt der John Pennekamp Park. Hier ist das Paradies der Taucher und auch Schnorchler, die ein noch
fast vollständiges Korallenriff und Hunderte von bunten Fischen vorfinden. Auch dank einer Privatinitiative von Naturliebhabern und Tauchern ist dieser Naturpark unter Wasser erhalten
geblieben. Nichttaucher können per Glasbodenboot die Unterwasserwelt genießen.
Die einzelnen Key-Inseln sind mit einem einzigartigen Brückennetz miteinander verbunden. Schon die ersten früher erbauten Brücken waren eine Meisterleistung, aber Stürme haben
sie zerstört, auch wenn Reste davon noch vorhanden sind. Genießen Sie die Fahrt. Stellenweise sind die Brücken viele Meilen lang. Das für mich interessanteste war das Leben und die
Natur
dort auf den Inseln. Natürlich ist hier alles auf Tourismus ausgelegt, aber es ist hübsch zu sehen, dass an manchen Plätzchen eben doch tolles Wohnen ist. Das Häuschen dicht am Wasser
und die Pelikane als Haustiere, dazu schreiende Möwen und Wasser - flach und grün bis zum Horizont. Naturbedingt ist hier alles auf Wasser und Wassersport ausgelegt. Und so fahren Sie
immer wieder an Werften mit hunderten von Booten vorbei. Auch der Tourismus
blüht. Große Hotelketten sind ebenso zu finden wie die kleinen, schnuckeligen Motels direkt am Wasser rechts oder links. Fotografisch gesehen ist die Tour ein Traum. Viele
kleineEinbuchtungen links und rechts der Straße bieten alle Möglichkeiten zu halten und zu fotografieren. Und stellenweise fühlte ich mich an die Bacardi-Reklame im TV erinnert
- Palmen, schneeweißer, endloser Sand und ein paar Menschen - die einsame „Südsee" lässt grüßen. Ganz anders das Leben in Key West. Laut, lebhaft und touristisch überlaufen.
Die Häuser sind schön anzusehen im Downtown-Bereich. Alle aus Holz, hübsch bunt und
gepflegt. Alles ist zu Fuß oder mit einer der bunten Holzbahnen zu erreichen. Überall hübsche Kneipen,Cafes oder Restaurants. Und natürlich fehlt es auch nicht an Geschichte beispielsweise
das Haus von Hemingway, der ja hier gelebt und geschrieben und getrunken hat. Seine Lieblingskneipe ist natürlich Pflichtprogramm. Aber egal wie Sie gehen und fahren, irgendwo ist immer
Ende und Sie landen in einem kleinen Hafen, dem Überlandhafen der großen Schiffe, an oder einem kleinen Strand. Es gibt hierher die A1 als Hauptstraße und die A1A als stellenweise
Nebenstraße und die ist meist die schönere, ruhigere und lädt zum Verweilen ein. Wenn Sie über die A1A in Key West wieder Richtung A1 fahren kommen Sie an einem herrlichen,
kilometerlangen, wenig belegten Strand vorbei. Natürlich weißer Sand und Palmen und am Horizont die großen,
weißen Kreuzfahrtschiffe, die hier zuhauf anlanden. Eine Postkarten-Idylle. Allerdings will ich auch nicht verhehlen, dass ich hier sehr, sehr viele Menschen gesehen habe, die nichts
mit dieser Kulisse zu tun hatten. Manche schon oder noch betrunken durch die Gegend torkelnd, manche mit Fahrrad und ein paar Plastiktüten unterwegs, manche mit einem Supermarktkorb
unterwegs,
der auch kaum Habe enthielt. Und es ist angeraten, auf sein eigenes Hab und Gut aufzupassen,besonders in den überfüllten Straßen in Downtown. Ein Paradies für Diebe. Auch am Strand hunderte
von klapprigen „SoneArtWohnmobil", in dem sicher keine reichen, vielleicht junge Leute leben. Vielleicht noch interessant: die Insel „Dry Tortugas". Es handelt sich hier um einen Haufen
Koralleninseln auf der ein Fort steht - Fort Jefferson. Die Insel ist
nur per Boot oder Flieger zu erreichen. Meist werden alle Touren organisiert. Hier gibt es sehr viele Vögel, auch welche, die nur Gast hier sind.
Meine Rückfahrt gestaltete sich dann doch ein wenig chaotisch. Überall Preise vom Feinsten. Auch die einfachste private Motelanlage sollte 105 Dollar plus Tax für eine Nacht kosten. Den
Vogel abgeschossen hat allerdings das „Ramada" - 355 Dollar für eine Nacht. Ich wollte das Hotel nicht kaufen und bin deshalb nach Miami zurückgefahren. Sch¼öne Fahrerei, aber ich habe
gut übernachtet für ein Fünftel des Preises in einem Hotel „Wellesley Inn" am
„Turnpike", der Bezahl-Autobahn in Florida. Das Hotel liegt auf der Rückseite des Flughafens und ist verhältnismäßig ruhig. Die Sorge ums Auto und Gepäck sollte man in Miami allerdings
nie vernachlässigen und immer alles gut verschließen und wegpacken. Im Miami und Umgebung leben wohl mittlerweile so viele Kubaner, Mexikaner oder spanisch sprechende Menschen, dass
alle Bezeichnungen z.B. in Supermärkten 2-sprachig ausgeführt werden, und wenn jemand von ihnen spanisch kann, kommt er hier prima durch - englisch scheint Zweitsprache zu sein. Am
Hotelpool, der unter meinem Zimmerfenster lag, war Treffpunkt der Raucher. Ich bin froh, dass ich nicht rauche, hier ist das ja wie eine Strafe. Mittlerweile ist in vielen Lokalen das
Rauchen komplett untersagt, früher gab es wenigstens noch Raucherzonen. In öffentlichen Gebäuden und
eigentlich überall wo ich bereits war, ist qualmfreie Zone. Falls einer von
Ihnen raucht - ein Vergnügen ist das wohl hier nicht mehr. Wenn ich das richtig gesehen habe - die Packung kostet zwischen 5- 6,60 Dollar. Leider funktioniert das hauseigene
Internet- System im Hotel heute nicht. Na gut, muß ich mal sehen, wo ich Mails abrufen kann. Ich teile mich jetzt zum Schlafdienst ein. Es war ein langer, wunderschöner Tag. Leider ist
das Wetter trübe geworden.
9.Tag - 28. Februar - von Miami an die Golfküste Richtung Tampa
Das Frühstück heute morgen war bestens. Also manche Hotels haben es
dann doch drauf mit einem spitzenmäßigen Frühstück (allerdings ohne Eier und Speck). Sogar Waffeln konnte man sich selbst brutzeln, auch wenn das Waffeleisen sein Eigenleben
entwickelte, wie eine zufällig deutsche Urlauberin dann leidvoll erfahren durfte. Drehwaffeleisen umgekippt,Teig rausgetropft und gequalmt und den Rest der Waffel im Eisen festgeklebt. Sie
hat dann auch
Toast gegessen, den sie sich im Toastautomaten erst mal versengt hat. War wohl nicht ihr Tag. Ich habe mir noch einen Kaffee für unterwegs gegönnt. Ach ja, das
Thema Kaffee.Viele europäischen Kaffeetrinker schüttelt das Grauen bei dem Geschmack. Dabei sind nur die Bohnen anders geröstet. Das ergibt im Geschmack „Laberkaffee". Aber trinken Sie ruhig
mal 3-4 Tassen davon hintereinander weg, Ihr Puls wird Ihnen dann schon was erzählen. Wer
natürlich immer Kaffee trinkt, für den wird es vielleicht trotzdem eine Tortur werden. Empfehlen kann ich „ Maxwell Kaffee" und den gibt es recht oft im
Restaurant. Witzigerweise gibt es diesen Kaffe auch als „ Teebeutel" in den großen Supermärkten zu kaufen. Ich nehme davon immer welchen mit nach Hause. Tolles Souvenir. Und
durchaus geeignet für die schnelle Tasse Kaffe zwischendurch. Falls jemand entcoffenisierten Kaffee trinkt oder mag, der heißt hier „Decaf" und steht ebenfalls immer zur
Verfügung.Leider ist es heute morgen sehr windig und total zugezogen. Lange Hosen und eine Jacke sind
angesagt. Dann muß ich auch noch tanken. In Miami muß man erst mal bezahlen und dann darf man tanken - haben wohl alle schlechte Erfahrungen gemacht. Also 15
Dollar auf den Tresen gelegt und nach dem exakten Tanken einfach weggefahren - ist mal ne andere Art. Ziel heute ist der „Tamiami-Trail" - das ist der obere Rand des Everglades NP,
dort, wo die Mikosukee-Indianer zu Hause sind. Ist die Nationalstraße 41, die weit bis nach Naples reinreicht. Es gibt auch noch die Interstate 75 -nördlicher gelegen, aber ich empfehle
Ihnen
nur die 41er. Und nur von Richtung Fort Lauderdale aus und nur am späten Vormittag - zumindest jetzt zu dieser Jahreszeit. Das Licht steht dann gut zum
Fotografieren und an der gesamten Strecke befindet sich rechterhand eine Art Kanal in dem es nicht nur vor Krokodilen wimmelt, sondern auch unendliche viel „Wading Birds" zu Hause sind.
Die sitzen einfach rum und warten auf den Fisch, der vorbeikommt und gefressen werden will. Und kaum zu glauben, so ist es auch. Das Gebiet ist ein Teil des Big Cypress NP. Ich
zählte mehr als 10 verschiedene Sorten Vögel und habe mir im Visitor Center erst mal ne Übersichtskarte gekauft, um die Viecher auseinander halten zu können... Wenn Sie gut zu Fuß sind,
oder gerne 12.75 Dollar pro Person für eine Rundfahrt ausgeben (von den 10 Dollar Eintritt in den NP ganz zu schweigen), sollten Sie unbedingt „Shark-Valley NP" heimsuchen. Ebenfalls
jede Menge Getier werden Sie hier finden- 2-beinige aller Art, mit und ohne Kamera. Scheint ein Fotografier-Revier zu sein, habe schon lange nicht mehr so viele Profi-Kameras auf
einem Haufen gesehen. Leider war das Wetter zu diesem Zeitpunkt noch mies, und da macht es für mich keinen Sinn zu fotografieren. Ich fand es toll, dann im Sonnenschein auf dieser
empfohlenen Straße 41,
einfach rechts ran zu fahren und Natur life zu genießen und zu fotografieren.
Unter keinen Umständen sollten Sie versäumen eine der vielen angebotenen Air-Boot-Touren zu machen. Hier macht das richtig Spaß, und Sie lernen eine Menge über
die Indianer und den Lebensraum,in dem sie zu Hause sind. Natürlich ist so ne Fahrt im Boot der Renner, weil an irgendeiner Stelle
der Driver aufdreht und Sie nicht nur im Wasser, sondern auch ein bisschen auf dem matschigen Land rumbrettern. Die, die vorne sitzen, sind dann manchmal etwas
gesprenkelt.Auf dieser Strecke gibt es auch das kleinste Postamt in den USA. Echt! Ehrlich gesagt, ne kleine Bretterbude in blau-weiß, aber mit Staats-Fahne und Briefkasten und einer
richtigen, amtlichen Chefin hinterm Minischalter. Mich zog es am Spätnachmittag via Interstate 75 nach Naples zum Übernachten. In einem kleinen Privat-Motel habe ich mich
niedergelassen. Eine hübsch gemachte Bleibe für 50 Dollar incl. Tax, das Zimmer im Westernstil mit viel Holz - für eine Nacht absolut ok.
10.Tag - 29. Februar - von Naples über Sarasota nach St. Petersburg
Ich habe wiederum bestens geschlafen, mir an der
Rezeption ne Tasse Kaffee geholt undmein eigenes, mitgebrachtes Frühstück verputzt. Am vorherigen Abend war ich noch im Supermarkt, habe dort Brötchen geholt, ein Päckchen Scheibletten und
ein Stück vorgeschnittenen Schinken. Dazu Sprühmagarine (ja hier gibt's auch das) und fertig warendie Zutaten für mein Frühstück. Gut, preiswert, schnell. Und die Reste im Cooler
verstaut. Ich befinde mich bereits auf der Golf-Seite von Florida und mein Etappenziel für heute ist in erster Linie der „Mary Selby Botanical
Gardens" in Sarasota. Da heute Sonntag ist, rechne ich mit vielen Besuchern, was auch so ist, aber am nettesten fand
ich all die vielen Ladies aus den „besseren" Kreisen, die heute freiwilligen Dienst hatten. Stellen Sie sich eine gut duftende, fein manikürte und gelackte, mit frisch ondulierten Haaren im
Designerkleid gewandete und mit Klunkern behangene Lady vor, die mir fachmännisch von Orchideen der seltensten
Art vorschwärmt, die gerade heute morgen ihre Blüten geöffnet haben. Im Ernst! Dieser botanische Garten aus den 20iger Jahren wird betreut von einer Privatinitiative zum Erhalt dieser
wunderschönen botanischen Welt. Die Familie Selby ist/war zwar vermögend, aber was in diesem Park an seltenen Pflanzen zusammengetragen wurde, geht ins Geld. Ganz zu schweigen, dass es dort eine
„Pflanzen-Aufzucht-Station" gibt, die die Basis für alle Wissenschaftler in den USA bildet. Sie sollten hingehen, wenn Sie die Möglichkeit haben.
Ein prachtvolles Erlebnis für mich und ein Stresstag für meine Kamera. Selbst zu dieser Jahreszeit grünte und blühte es überall. Dazu seltene Pflanzen, sehr, sehr alte Bäume aller
Art, einen Bambusgarten - noch von Madam Selby als Sichtschutz gepflanzt - und, da direkt am Wasser gelegen, auch Mangroven. Und eine der größten „Sammlungen" von Epiphyten - einer
Art Schmarotzerpflanze auf Bäumen, die ich je gesehen habe. Überall schöne,
schattige Plätzchen zum Verweilen, und keiner vertreibt einen vom gepflegten Rasen. Ich stehe nicht auf Fisch, aber diese riesigen Kois in einem kleinen Teich waren schon der
Hammer. Anschließend bin ich über den Ringling-Boulevard auf die äußeren Keys gefahren bis nach Bradenton. Noch eins zu Ringling: War um die Jahrhundertwende der erfolgreichste
Zirkus. Im Laufe der Jahrzehnte, auch durch die Einflüsse neuer Partner entstand ein Winterpause- Haus, gefüllt mit Schätzen, die man nur mit viel Geld kaufen konnte. Seit 1948
Museum.
Gefüllt mit Kunst aus Italien und allem, was wohl damals „in" war. Ein tolles Beispiel wie die Superreichen damals gelebt haben. Nach all den Erlebnissen und Eindrücken wollte ich nur noch
in ein friedliches Motel. St. Pete (Petersburg) war mein Ziel.Über die einmalige Skyline-Bridge über die Tampa-Bay direkt ins Super8 Motel. Das Motel kannte ich schon, kostet 50 Dollar incl.
Tax. Hier in der Gegend werde ich ein paar Tage bleiben, zum Ausruhen und zum Aufarbeiten aller Eindrücke und auch zu Kurzbesuchen an meinen Lieblingsplätzen in und um St.Peterburg
und Tampa. Schließlich will ich wissen, was sich so verändert hat.