Portugal 2008 - 6. Tag

6. Tag – Cabo San Vicente, Sagres und die Grotten von Lagos

Heute sollte ein aufregender Tag werden. Wir wollten alle ans andere Ende nach Cabo San Vicente fahren. Und da wir zwei Autos hatten, war das natürlich ohne weiteres möglich. Auvo und Hund Krümel blieben zu Hause und wollten es genießen, mal endlich ihre Ruhe zu haben und so fuhren wir 5 Mädels froh gemuht los. Robert als einziger Mann zeigte uns den Weg...
Wenn man fast von einem Ende der Algarve zum anderen Ende möchte, sollte man die Autobahn A22 benutzen. Sie kostet hier nichts und es ist auch nach dem Autobahnende immer noch ein ganzes Stück Landstrasse, sprich Zeitaufwand bis man am Kap ankommt.
Das Kap ist ein beliebter Punkt, da dort an der Spitze Mittelmeer (auch wenn das nicht ganz stimmt) und Atlantik aufeinander treffen. Auf der einen Seite ist es mild, warm und windstill und auf der Atlantikseite stürmisch windig, recht kalt und das Meer schäumt und klatscht gegen die Felsen. Auf der Strasse dorthin findet man viele Souvenir Stände mit dicken Pullovern zum Verkauf. Und manche Touristin rannte auch damit rum – ist halt doch kalt, wenn man nur ein dünnes Top an hat. Die allseits gepriesene „letzte Wurst vor Amerika" gab es heute nicht. Der Stand war nicht da – besorgt wohl gerade neue Würste in Deutschland... Aber das Kap ist natürlich in Wirklichkeit sehr viel mehr und schon aus diesem Grund einen Trip wert. Auf einem 60 Meter hohen Felsen steht heute 22 Meter hoher Leuchtturm. Dieser Punkt ist der südwestlichste Punkt Europa´s.
Den Namen hat das Kap vom heiligen Vinzenz, der im 4.Jahrhundert, gelebt, gewirkt und gelitten hat. Und die Geschichte dazu findet man in jedem Algarve-Reiseführer.
Früher soll hier mal ein Kloster des Hironymusordens gestanden haben. Verehrt als Sitz der Götter von den Römern. Aber auch die Mauren fanden diesen Ort heilig und so muss er schon etwas Besonderes gewesen sein. Aber wie so vieles ging auch dieser Platz samt Kloster unter, als im 16. Jahrhundert die Horden von Sir Francis Drake einfielen.
Die Geschichte ist dahin und leider kommt man auf den heutigen modernen Leuchtturm-Funktions-Platz auch nicht mehr - zumindest jetzt nicht.
Ganz in der Nähe – wieder Richtung Sagres - steht rechts ein weiteres altes Gemäuer, direkt an den Klippen mit einer kleinen Mauer auf der man auch heute noch laufen kann mit weitem Blick übers Meer. Das war früher mal das „Fortalezza de Beliche" - eine klitzekleine Befestigungsanlage, deren Ursprünge im Dunkeln liegen. Die Ur-Anlage wurde ebenfalls von Sir Francis Drake platt gemacht. Die jetzigen Reste stammen aus dem 17. Jahrhundert. Es gibt dort auch eine kleine Kapelle im inneren Bereich des Areals.
Ich kenne dieses Gemäuer noch aus dem Jahre 1978 oder so, da war es mal eine Mini-Pousada mit ein paar Zimmerchen und einem kleinen Restaurant. Und eben dies hatte es in sich. Eine der Vorspeisen war eine Knoblauchsuppe – werde ich NIE vergessen. Deren Intensität hat uns für Tage sehr, sehr einsam gemacht...
Heute ist das Gelände unbewohnt und leider sehr verfallen, und auf der einen Meer-Seite dauert es nicht mehr lange ,bis die Felsen im Sturm total abbrechen und die kleine Kapelle mit sich in die Tiefe reißen. Schade drum.
Ein Stückchen weiter Richtung Sagres befindet sich „Fortalezza de Sagres", die Ursprungs-Heimstätte der portugiesischen Seefahrt und damit Geschichtsbeladen. Heinrich der Seefahrer war hier tätig und hat im 15. Jahrhundert - wissenschaftlich gesehen, Impulse zusammengetragen, die der Seefahrt zugute kamen. Aber auch hier hat Sir Francis Drake gewütet. Den Rest hat ein Erdbeben besorgt. Ab 1955 oder so hat man sich aber daran gemacht zu erhalten, was es noch zu erhalten gab.
Meiner Meinung nach ist das interessanteste für Touristen direkt im Innenhof die „Windrose" - ein 42 Meter Durchmesser rundes Steingebilde, unterteilt in Kreissegmente. Aber selbst hier streiten sich die Wissenschaftler ob das alles seine Richtigkeit hat. Sieht aber halt gut aus. Man kann eine Menge Dinge dort besichtigen, aber besonders toll ist der Blick über die Steilküste und runter zum Meer. Das hat was! 
Der Ort Sagres erinnert eher an die einheimische Biersorte, obwohl das eine mit dem anderen nichts zu tun hat. Es ist ein kleiner Ort mit einer klitzekleinen Hauptstrasse im ansonsten zersiedelten Umfeld. Mir ist es noch bestens als 10-Seelen-Dorf mit einem Restaurant in Erinnerung, als wir dort so um 1978 herum mal wild gecampt haben. Eine tolle Lage auf einem hügeligen Abhang rund ums Restaurant herum. Mit weitem Blick übers Meer und der Steilküste und einem steinigen! Strand – mit zum Teil riesigen Stein-Wackern zwischen feinem Kiesel oder sehr feinem Sand. Ein Traum. Den Strand gibt es heute noch, mittlerweile gibt es mehrere Restaurants hier und die damaligen Zelte sind Wohnmobilen gewichen. 
Fährt man die Haupt-Strasse ein bisschen weiter, macht diese am Ende eine Kurve runter Richtung Hafen. Neben dem professionellen Fischerei-Teil gibt es auch den gemütlichen Teil des Hafens. Viele kleine, bunter Kutter, Schiffchen und Schiffe liegen hier an Land oder dümpeln im Wasser, das knallblau erscheint. Am hinteren Ende leuchtet ein kleiner Leuchtturm und markiert die Ein- und Ausfahrt zum Hafen. Fischer sitzen auf den Steinen oder stehen im Boot, reinigen diese oder flicken ihre Netze. Dazu noch die Steilküste, in der Sonne rot leuchtend. Fast eine kitschige Kulisse. Über den Alltagsschmutz hinter den Hafen-Mauern sollte man bei so viel Ambiente großzügig hinweg sehen. Wir verließen Sagres und das Kap, um noch einen Ausflug in der Nähe von Lagos zu machen. 
Die Stadt Lagos und ihre Geschichte ist schon eine Woche Urlaub alleine wert. Ganz zu schweigen von der großartigen Natur-Kulisse, der Altstadt und all dem Kultur-Natur-Gut rings herum.Unser Ziel war heute nur ein Abstecher in die Botanik, wie Robert sagte.Was er uns nicht so rüber bringen wollte war, was uns da erwarten würde. Und so waren wir dann sehr gespannt... Unser nächster Halt war eine Steilklippe vor dem Ort Lagos – Ponta da Piedade. Ich wusste nicht, dass es auch von diesen Seitenwegen Möglichkeiten gibt in die großartige Steilküsten-Kulisse einzusteigen. Aber Robert wusste es und schleppte uns 199 Stufen abwärts zwischen all diese tollen Klippen. Von dort nahmen wir ein Fischerboot für 30 Euro Gesamtkosten und tuckerten gute 30 Minuten durch all diese Höhlen, Nischen, Grotten. Man kann eine ähnliche Tour auch vom Sagres-Hafen aus machen. Aber die Boote dort sind viel größer und so kann man in diese kleinen, manchmal unheimlichen Grotten überhaupt nicht rein fahren.Es war ein supertolles Erlebnis! Auch wenn wir 199 Stufen wieder hoch mussten – schließlich sind wir keine Hochleistungssportler mehr und der Blick nach oben war endlos lang... Aber bereut haben wir alle keine Sekunde.
Leider war es mittlerweile so spät geworden, dass wir keine Tour mehr durch Sagres machen konnten/wollten.Es war ein langer Tag gewesen und so waren wir alle froh, wieder daheim im Hotel, bzw. Wohnung zu sein. Ein Bierchen an der Bar gönnten wir uns allerdings noch – war ein toller Tag gewesen.