25.05.08 Abreise nach Barum/Lüneburg
Ein bisschen haben wir unseren Urlaubsstart verschlafen und so fuhren wir nicht wie geplant um 6 Uhr in der Frühe los, sondern erst um 7 Uhr. Aber das war noch vertretbar angesichts dessen,
dass wir Frauen ja morgens immer etwas länger brauchen... Und an einem Sonntag Morgen ist es sowieso selbst auf Autobahnen sehr, sehr ruhig. Das Wohnmobil namens „Mücke“ war bereits am Tag vorher
gepackt und bestückt worden mit allem, was man so braucht und auch nicht-braucht. Besonders unsere Dolce-Gusto-Kaffeemaschine musste mit, und wir hoffen, dass sowohl die Maschine als auch unsere
knapp 100 Kaffee- und Milchdös´chen für einen täglichen leckeren Latte Macchiato die ganze Strapaze gut wegstecken...
Schade ist es nur, dass der Preis für Diesel so wahnsinnig gestiegen ist. Das macht in einer Hochpreisregion wie Skandinavien das Urlauben noch teurer. Und ob das alles dann wiederum den
Tourismus für diese Länder fördert, wage ich dann doch zu bezweifeln. Die Konsequenz für uns war auch schon bei der Planung, so viel wie möglich mitzunehmen an Konserven und Getränken. Frohgemut
und ohne Frühstück machten wir uns auf die 400 km lange Strecke und fuhren erstmal bis zu einem Rasthof in der Nähe von Münster. Dort holten wir dann das versäumte Frühstück nach. Und komischer
weise schmeckte das auch schon so richtig wie Urlaub. Da wir gut in der Zeit waren, riefen wir spontan bei Auvo und Helga – einem der beiden Paare aus unserem Portugal-Urlaub Anfang dieses Jahres
(siehe unseren Reisebericht Portugal) an, um zu fragen, ob sie auf eine Tasse Kaffee Zeit hätten. Hatten sie, und so machten wir einen Schlenker nach Osnabrück. Haben wir ja auch Glück gehabt.
Wäre deren Wohnmobil nicht in der Werkstatt gewesen, wären die Beiden wohl wieder irgendwo in Europa unterwegs ... Ohne größere Probleme fuhren wir ein Stündchen später auf der A1 weiter in
Richtung Hamburg, um dort Stunden später kurz vorher abzubiegen in Richtung Lüneburg. Wir waren dort in einem Ort namens Barum dicht bei Lüneburg mit Robert und Inge – dem zweiten Paar aus der
Portugal Tour -verabredet, die dort ihr neues Deutschland-Domizil haben. Spanien ist eben nicht alles... Und natürlich waren wir auch neugierig auf das neue Haus. Unsere „Mücke“ konnten wir
bequem auf den Hof stellen. Und die Beiden erzählten uns dann auch begeistert, was sie alles erneuern, umbauen und erweitern möchten. Also ich finde die Gegend auch toll und könnte dort ohne
weiteres leben. Jetzt arbeiten wir dran, den Beiden schmackhaft zu machen, wie gut sich doch ein kleines Blockhaus im weiträumigen Garten machen würde für kurz- und langfristige
Besuche...
Wir waren zum ersten Mal auch in Lüneburg. Mensch ist das ´ne knuffelige Stadt. Enge Gassen, alte Giebelhäuser, gemütliche Ecken zum draußen sitzen direkt am Wasser, einen alten Dom, viel
Fußgängerbereich, in der Nähe ein Schiffshebewerk undundund....wir werden uns das bestimmt zu einem späteren Zeitpunkt alles mal in Ruhe angucken. Und lecker gegessen haben wir auch in einem
kroatischen Restaurant. Kurz, es war ein schöner Tag und wir haben noch lange den Abend vor dem offenen und brennenden Kamin sitzend mit Erzählen verbracht.
Und so ging der erste Urlaubstag auch schon zu Ende...
26.05.08 Weiterfahrt nach Fehmarn
Was für ein Tag – es regnete aus allen Lagen, obwohl es nicht kalt war. Nur sooo stellt man sich dann doch nicht den echten Urlaubsbeginn vor. Nach einem ausgiebigen Frühstück bei Robert
und Inge fuhren wir gemeinsam noch ein paar Dinge einkaufen und auch tanken. 1,41 Euro der Liter Diesel. War erschwinglich gegen die letzten Tage mit bis zu 1,48 Euro. Trotzdem frustrierend, 70
Liter zu tanken und ´nen glatten Hunderter hinblättern zu müssen. Wir also los Richtung Fehmarn. Da um Hamburg herum viele Baustellen und Staus sind, fuhren wir auf Roberts Rat hin über die
Landstrasse. Klappte auch ganz gut erst wieder hinter Hamburg auf die A1 zurück zu kehren. Und die Staus waren - für uns erfreulich, nur auf der anderen Autobahn-Seite. Trotz freier Piste haben
wir uns an unsere neue Regel gehalten nicht schneller als 100km/h zu fahren. Dann brauchen wir trotz unserer Gesamt-Ladung mit knapp an die 3.5 Tonnen nur 10 Liter auf 100 Kilometer. In Fehmarn
"landeten" wir so gegen 14 Uhr. Wer noch nie hier war – ist ´ne knuffelige Insel mehr oder weniger in der Ostsee gelegen, mit vielen tollen Campingplätzen und der berühmten Puttgarden-Fähre
nach/von Dänemark, die den Einwohnern hier viel, viel Tourismus beschert. Von skandinavischer Seite zum Einkauf von Alkoholika und sonstigen überlebenswichtigen Dingen, die man drüben nicht oder
nur sehr teuer bekommt, von deutscher Seite aus um sich noch mal mit allem einzudecken, bevor es rüber geht nach Skandinavien. Und so ist es nicht verwunderlich, dass ziemlich an der
Auto-Rennstrecke nach Puttgarten am Beginn der Stadt Burg alle Discounter und Gross-Getränke-Händler ihr Angebot präsentieren. Und da ist immer was los...
Fährt man weiter in die Stadt, findet man eine wunderbare, alte Stadt mit einem elenden "Edel- Kopfsteinpflaster", vielen Geschäften, Kneipen und Restaurants. Dazu die Dorfkirche und ein
Museum. Noch weiter durch, landet man "kopfsteinpflasterdurchgeschüttelt" im Hafen. Von dort kann man die große weite Welt sehen, Fischkutter, ein U-Boot, einen einzigen Souvenirladen und
natürlich zwei Fischkneipen. Und viele, viele Fischerboote und Touristenkähne für Ausfahrten. Einen großen Parkplatz mit Extraspuren für Wohnmobile und LKW, die erstaunlicherweise nur Geld
bezahlen müssen, wenn sie über Nacht dort stehen. Das ist alles und eben sehr, sehr schön. Natürlich ist das nicht grundsätzlich alles. Irgendwie hat die Insel was. Nicht nur viel, viel Natur,
oder einen Deich, der rings-herum geht und mit dem Rad abgefahren werden kann. Auch unheimlich freundliche und patente Insulaner. Uns gefällt es hier. Wir wollten allerdings am heutigen Tag nur
einen Stellplatz oder einen Campingplatz haben und die Füße hochlegen. Zwar ist keine Saison, aber Campen ist hier schon teuer. Es sei, man hat eine Clubkarte von irgendeinem Campingclub. Wir
hatten eine und so landeten wir auf dem uns nur wenig bekannten Katharinenhof-Campingplatz Ost für 14 Euro die Nacht incl. alles. Da wir nur 1-2 Nächte bleiben wollten, war uns das zu diesem
Zeitpunkt auch wurscht, wo wir letztendlich landeten. Also hin, gebucht für eine Nacht, W-Lan -Karte für 1 Stunde gekauft – 3.-Euro – und danach nebenan in die Pizzeria „bei Toni“ rein.
Schließlich war es mittlerweile nach 16 Uhr, und wir hatten seit dem Frühstück nix mehr gegessen. Das erste Bier war lecker, das Essen ebenfalls lecker und auch so was von reichlich, das zweite
Bier dann einfach nur noch entspannend. Und so beschlossen wir, eine Nacht dran zuhängen und mal richtig so die Seele baumeln zu lassen. Zumal uns jeder sagte, dass es Dienstag schön, sonnig,
warm und toll würde. Na denn, und warum auch nicht erst Mittwoch unsere große Tour beginnen...
Also tauschten wir umgehend unsere W-Lan-Karte für ´ne Stunde gegen eine für 24 Stunden für 7.- Euro. Man gönnt sich ja sonst nix. Obwohl es irgendwann erst 21:30 Uhr war, wir waren so was
von müde und so beschlossen wir den Tag. Draußen war es bedeckt, windig und wenig kuschelig...
27.05.08 Fehmarn
Ausgeschlafen erblickte ich an diesem Dienstag den Morgen – blauer Himmel, die Sonne schon eifrig am Werkeln und ein bisschen Wind. Im Hintergrund hörte man die Ostsee röhren, und es fühlte
sich gut an. War wohl doch ne weise Entscheidung, heute noch hier zu bleiben. Wir beruhigten unser schlechtes Gewissen selbst mit Sprüchen wie: wer weiß wie das Wetter in Dänemark oder Schweden
ist, hier wissen wir was wir haben – Sonne! Und da wir ja ordentliche Mädels sind, beschlossen wir, „Mücke“ noch mal umzuräumen (wir wollten natürlich auch noch ein bisschen Platz für gewisse
lebenswichtige Einkäufe schaffen). Zuvor aber wollten wir natürlich einen Erkundungsgang über den Platz und zu den diversen sanitären Einrichtungen machen. Am Abend vorher hatten wir schon die
angenehme Erfahrung gemacht, dass die Leute hier samt und sonders extrem freundlich und hilfsbereit sind. Bei uns ging der Strom im Auto nicht an und erst mit Hilfe eines netten jungen Mannes
fanden wir dann hier im Auto den Grund. Unsere mobilbereichs-interne Sicherung war unverständlicherweise raus gesprungen. Da muss frau ja erst mal drauf kommen! Und so wollten wir denn dann
einfach wissen, wo wir hier so waren. Also, für Camper ein sehr angenehmer und sehr sauberer Platz mit Sanitäreinrichtungen vom Feinsten, sehr großen Standplätzen für die Mobile oder die
Caravans.
Alle Anschlüsse wie Wasser, Abwasser und Strom direkt am Platz, ein Hotspot für W-Lan, sehr stark und schnell, und in Sichtweite und viele Dauercamper, die man aber weder sah noch hörte,
auch wegen der einzelnen Platzgrößen. Wenig Hunde, überhaupt keine Katzen! Aber Dutzende von frei herumhoppelnden Hasen. In den Bäumen, die groß und mächtig eine Allee im Laufen der Jahre
„gebaut“ hatten, und die von unserem Platz ungefähr 250 Meter entfernt waren, lebten Kolonien von Vögeln – von der Möwe bis zur Krähe, von den Amseln bis zu den Meisen. Direkt dahinter liegt die
Ostsee, deren Wellen-Getöse man auf dem Platz hört – weil es hier auch so was von ruhig ist. Und dann die Sonne... Die Rezeption ist superfreundlich, super organisiert und sehr hilfsbereit.
Daneben gibt es einen kleinen Einkaufs-Laden und rings herum insgesamt 3 Lokale unterschiedlicher Küche. Jetzt, in der Nebensaison ist nicht alles ständig geöffnet, aber das muss ja auch nicht.
Zum Meer geht eine Betonrampe, man könnte möglicherweise auch sein Boot mitnehmen. Oder wer gerne taucht, das kann man hier auch, auch Tauchflaschen können aufgefüllt werden - und zu guter Letzt:
es gibt hier auch Ferienwohnungen in einer separaten Einheit. Internet-Adresse zum Nachlesen von Details: www.camping-katharinenhof.de
Nach unserem Rundtour kehrten wir zu unserem Platz zurück, willens die Sonne voll mitzunehmen. Was man hat, hat man. Anni begann alle vorhandenen Unterlagen unserer anstehenden Tour zu
sortieren, zu markieren und sich zu verinnerlichen. Und plötzlich wurde sie, ganz gegen ihre Gewohnheit hektisch und suchte und suchte. Verwundert dachte ich, was hat sie bloß, bis sie mir
kleinlaut beichtete, dass sie weder einen Pass noch den Personalausweis mitgenommen hätte. Und irgendwas Ausweisiges braucht man halt auch in Skandinavien. Ich war einerseits mitfühlend,
andererseits aber überhaupt nicht traurig. Nun mussten wir eben noch ein paar Tage hier auf Fehmarn bleiben, bis ihr der Pass nachgeschickt wurde von zu Hause. Und das war ja soooo schlimm! Ich
muss dazu sagen, wir waren vor ein paar Jahren schon mal hier, auch auf der Durchreise nach Schweden. Und ich habe so lange gequengelt ,bis wir hier drei Wochen Ferien verbracht haben – weil ICH
es hier eben KLASSE fanf und danach war für Schweden keine Zeit mehr. Dieses Mal musste ich ihr vorher versprechen, auf jeden Fall weiterzufahren, und zwar umgehend. Nun kam eben alles doch
anders...
Aber unabhängig davon, es ist wirklich schön hier. Wir haben nicht einmal einen TV mit, wollten wir nicht. Nur DVB-T und das funktioniert hier scheinbar nicht. Wenn es tatsächlich mal
langweilig werden sollte, können wir immer noch Filme gucken mit dem Ding über den DVD-Player. W-Lan funktioniert sehr flott und das reicht, um über den PC am Puls der Welt zu bleiben, und im
Notfall gibt es überall ne Bild-Zeitung... Das war´s für heute.
28.05.08 Fehmarn
Auch heute wieder strahlender Sonnenschein. Wir sind nun nicht sicher, ob der Pass von Anni via DHL-Express planmäßig bis 12 Uhr hier eintrifft. Aber bei Versandkosten von über 13 Euro
dürfte man das eigentlich erwarten. Unabhängig davon - nach dem tollen Wetter von gestern, und wie es aussieht auch heute, sind wir geneigt, auch mit dem Pass noch nicht abzureisen. Und das war
nicht meine Idee alleine. Anni gefällt es hier auch sehr gut.
Aber als erstes wollen wir in Ruhe frühstücken und uns natürlich einen leckeren Kaffee a la „Dolce Gusto“ aufschütten. Mit viel Mühe hatten wir unsere Kaffeemaschine verpackt, weil wir uns
wenigstens einmal am Tag einen leckeren Latte Macchiato machen wollten. Also raus mit dem Ungetüm aus seinem Kasten und angeschmissen. Aber was ist das? Da fehlt doch der "Brühkopf". Wer hat den
Brühkopf vergessen? Nein, ich war das nicht, meint ganz entrüstet Anni. Ich konnte mich auch nicht erinnern, wurde aber schon kleinlauter. Oder doch, habe ich das verdammte Ding vergessen
einzupacken? Und was ist dann mit unseren 100 Kaffee/Milch-Kapseln, die wir hier mit uns rumschleifen? Weg schmeißen oder was? Sch...Tag. Anni rief mal wieder an in der Heimat. Ja, wir haben noch
was vergessen. Kannst Du das bitte auch noch schicken? Als Päckchen und vielleicht gaaaanz schnell?? Ich habe nix gesagt. Manchmal ist es besser, die Klappe zu halten... Kurz und gut, wir kriegen
auch den Brühkopf noch nachgeschickt, als Päckchen, dauert vermutlich bis Freitag. Irgendwie schmeckte mir der Frühstücks-Tee heute morgen nicht mehr sooo gut. Und viel gesagt habe ich auch
nicht. Ich habe den Brühkopf nun wirklich nicht absichtlich vergessen, um ein paar Tage Fehmarn herauszuschinden. Und draußen schien die Sonne... Nach den Frühstück gingen wir dann aber friedlich
wieder Richtung Mutter Natur. Nicht ohne vorher in der Rezeption nachzufragen, ob Annis Pass schon da wäre. War nicht. Und so gingen wir an die Ostsee. Stürmisch, wellig und stark nach Tang
riechend. Überall lagen diese Miesmuscheln herum, die man für teures Geld sonst in Restaurants isst, dazwischen jede Menge grüner Seetang und viele dicke Steinwacker, vorwiegend Granit.
Dazwischen auch Feuersteine und richtiger Sand. Dazu vom letzten Sturm entwurzelte Bäume und abgerissene Böschungen. Auch ein paar klitzekleine Seestern´chen haben wir gefunden. Es war gerade
beginnende Ebbe, aber das Meer heulte trotzdem so, als wolle es alles verschlingen. Nachdenklich machten mich dann aber doch ein paar einsame Gummilatschen und ein Käppi. Ja wo war denn der
Besitzer davon? Von der Ostsee verschlungen? Oder der Bruder der kleinen Meerjungfrau, der auch mal hier auf Besuch war? Nach einer Weile kehrten wir um von diesem windigen und momentan
ungemütlichen Strand und fragten noch einmal in der Rezeption nach, ob Post für Anni gekommen sei. JA – war. Anni strahlte, sie hatte nun ihren Pass. Wenigstens das hatte
geklappt.
Da es mittlerweile Mittag geworden war, gingen wir zurück zu unserem Platz und überlegten sachlich, was wir denn nun tun sollten. Das Päckchen mit dem Brüher ist sicher nicht vor Freitag
hier, und ohne diesen Brüher wollten wir nicht weiterfahren. Also wäre Samstag der früheste Tag, um zu abzudüsen. Aber am Wochenende ist hier „action“ an der Fähre. Und überhaupt, wenn das Wetter
weiter so bleibt wie jetzt...
Nun haben wir vorläufig folgendes beschlossen: wir bleiben bis Montag früh hier. Morgen, Donnerstag gehen wir in der Stadt Burg einkaufen – und wenn wir da fertig sind, ist sowieso der Tag
um. Danach packen dann hier in der „Mücke“ alles noch mal neu ein und um. Dann genießen wir den Sonnenschein der nächsten Tage bis zum Abwinken und warten auf unser Päckchen. In der Zwischenzeit
können wir vielleicht spazieren gehen, viele tolle Fotos machen, Hasen jagen und faulenzen. Was will man mehr. Gemäß diesem Plan haben wir heute wirklich nur in der Sonne gesessen, notgedrungen
Geschirr gespült, mit Nachbarn Schwätzchen gehalten und unsere Pläne neu zusammengestellt für die nächsten Wochen. Jetzt sitzen wir hier, trinken ein leckeres Bierchen und genießen den
Abend...
29.05.08 Fehmarn
Sehr unsanft wurde ich heute Nacht aus dem Schlaf gerissen. Schlaftrunken versuchte ich raus zu kriegen, wieviel Uhr es ist und wer da draußen so einen Lärm macht. Es war 4 Uhr in der Früh,
fast so hell, dass man Zeitung lesen konnte, dicke, graue Gewitterwolken am Himmel, windig und eine Schar von Krähen direkt unter meinem Fenster. Erschrocken klapperte ich mit dem Fenster und
krächzend erhoben sich Dutzende von schwarzen Alpträumen um und von unserem Auto. Ich zog erst mal die Brille an. Jetzt kapiere ich auch, wieso unsere Campingplatz-Strasse nicht Fliederweg oder
Holunderbusch heißt, sondern „Krähenwinkel“! Noch zweimal kamen die schwarzen Gesellen krächzend wieder an, eigentlich nur, um Würmer vom Boden zu picken – wie ich feststellte, nachdem ich die
Brille aufgesetzt hatte. Aber müssen die so einen Lärm dabei machen? Übermüdet schlief ich wieder ein, nicht ohne mit der grausamen Vorahnung, das Wetter könne schlecht werden... Wach wurde ich
dann eher planmäßig so kurz nach 7 Uhr. Draußen stahlblauer Himmel und eine aufgegangene Sonne und kaum Wind. Ich also raus aus den Federn, denn wir wollten heute mit „Mücke“ nach Burg einkaufen
fahren. Selbstverständlich machte ich alle anstehenden Arbeiten, wie Bett wegräumen, Sitzplatz wiederherstellen und Frühstückstisch decken ganz, ganz leise. Ich wollte doch Anni in ihrer
Alkoven-Koje nicht wecken. Aber irgendwie fiel mir immer ein Löffel runter, oder das Küchenregal klappte laut zu, oder das Kaffeewasser kochte zu laut. Jedenfalls kriegte ich Anni dann doch wach
in ihrer Koje. Und da das Frühstück mittlerweile fertig war, und der Kaffee duftete, fiel die Standpauke über mein lautes Stören nicht sooo heftig aus. Nach einem gemütlichen Frühstück düsten wir
dann los nach Burg. Wir dachten, wir wären früh dran. Mitnichten. Ganze Busladungen rollten zu den diversen Discountern und Supermärkten und spukten jeweils gute Fünfzig Touri´s aus, die nichts
eiligeres zu tun hatten, als schnurstracks in den Supermarkt rein, ans Wein- Bier-und Schnapsregal, den Einkaufswagen turmhoch voll geladen, ab an die Kasse, bezahlt und zurück zum Bus und alles
im Anhänger des Busses verstaut. Und weiter zum nächsten Supermarkt. Früher kannte ich so was als Butterfahrten auf Booten zwischen den Ländern. Scheint heute nicht mehr „in“ zu sein... Nachdem
die erste Touri-Welle vorbei war, gingen wir dann auch in einen Supermarkt. Als erstes fiel uns auf, dass es riesige Getränke-Regale gab mit Unmengen von Büchsen mit Bier, immer in 24er Kartons.
Aber auch 6er-Packs mit Schnaps oder stapelweise Wein-Pappkartons mit jeweils 4 Litern weiss-rot-oder rose´. Und darüber prangte dann ein Schild auf dem stand, dass diese Getränke nur für
skandinavische Besucher seien. Und die Preise waren direkt in Dänen- oder Schwedenkronen ausgewiesen. Irgendwie fühlten wir uns da schon komisch. Auch hier kann man nicht einkaufen was man so
will... Übrigens, in Burg ist nicht nur Konsum angesagt, sondern fast mitten all der Touri-Geschäfte gibt es auch ein hervorragendes Aquarium. Da waren auch einige Autos vor der Tür – und nicht
nur deutsche Kennzeichen. Offensichtlich haben Aquarien dann doch noch Konjunktur. Wir fuhren zurück ins Zentrum und eigentlich wollten wir uns dort einen Kaffee genehmigen. War aber auch die
falsche Zeit, zumal gerade auf dem kleinen Platz in der Mini-City Buden und Stände aufgebaut wurden die das kommende Fehmarn-Sizilien-Fest einläuteten. Also kein Parkplatz, also nicht
bleiben.
Wir fuhren weiter zum Hafen. Unsere Campingplatz-Nachbarin hatte uns gesagt, da könne man Fisch direkt am Kutter kaufen. Wir also hin. Leider war da nur noch ein einsamer Fischer, der
seinen Fang auseinander nahm – waren Dorsche. Auf die Frage, ob er uns einen verkaufen würde, verneinte er. Wäre nix übrig, wäre alles vorbestellt. Na denn... So drehten wir eine kleine Runde
durch den Hafen und düsten dann wieder ab.
Auf unserem Platz im Krähenwinkel angekommen, brutzelte Anni leckere Bratkartoffel mit Ei, und stellte dabei fest, dass unser Gas-Herd nicht richtig funktionierte. Meine Güte – dieses Mal
ist aber wirklich der Wurm drin. Aber es macht natürlich keinen Sinn, ohne richtig funktionierenden Kochherd durch Skandinavien zu touren. Also wieder an die Rezeption und nachgefragt: ja, es
gibt da einen Fachmann, der kommt auch auf den Platz und hier ist seine Nummer. Na, danke schön. Also angerufen, Problem geschildert und Termin bekommen für Freitag 16:00 Uhr. Im Stillen hoffe
ich jetzt nur, dass er morgen nicht sagt: sorry, brauche Ersatzteil, kann ich erst Montag bestellen und Mittwoch einbauen. Irgendwie hinken wir ja schon ein bisschen hinter unseren Zeitplänen
hinterher... Wir gingen wieder zurück zu unserem Platz, nicht ohne vorher noch im nahe liegenden Platz-Kiosk gewesen zu sein, zwecks Bild-Zeitung. Und da erfuhr Anni dann auch, dass DVB-T - TV
sehr wohl funktioniert, man muss es nur auf diese Gegend justieren. Geht wohl ganz einfach. Anni also hier umgehend das Gerät heraus gekramt, um TV anzuschmeißen. Nein, ich sage es jetzt nett,
aber selbst jetzt, Stunden später sucht sie noch einen Adapter, den sie braucht, um eine größere Antenne anzubringen. Aber ICH war es nicht!
Und so geht wieder ein Sonnentag zu Ende. Und morgen wird nur gefaulenzt – hoffe ich...
30.05.08 Fehmarn
Ein absolut langweiliger Tag wartete da heute auf uns.
Nach gemütlichem Frühstück und in der Sonne-herum-Sitzen haben wir dann mal wieder umgeräumt. Schließlich müssen wir ja jeden Zentimeter sinnvoll füllen mit unseren Notrationen, die wir am
kommenden Montag einkaufen werden. Danach waren wir sooo erschöpft, dass wir wieder faulenzen mussten. Und die Hiobs-Wetter-Botschaften aus der Heimat ließen uns für eine Weile ziemlich kalt, bis
sich die Handy-Anrufe von Freunden von uns häuften. Ein besorgter Anruf bei unserem direkten Nachbarn beruhigte uns dann aber doch: kein Wasser im Keller und auch sonst alles im grünen
Bereich.
Eigentlich gab es nur ein Ereignis, das auf uns heute zukam und das war der Handwerker für unsere Koch-Gas-Anlage. Um 16:00 wollte er kommen. Als er um 17:30 Uhr immer noch nicht da war,
habe ich mir erlaubt, ihn noch mal auf dem Handy anzurufen, ob er uns vergessen habe? Nein, hätte er nicht, und er käme, es sei, er sei tot....na, denn... Er kam um 18:45 Uhr und ging um 18:48
Uhr. Dazwischen pulte er sehr wortkarg mit einem Draht in dem defekten Gasflammer, erklärte ihn wieder für funktionsfähig, nahm 20 Euro für seine Dienste und fuhr wieder. Das Positive an der
Sache war, dass Anni jetzt weiß, wie man den Flammer reinigt, und dass es nicht 30 Euro wie erwartet gekostet hat.
Das war es aber heute auch schon aufregendes.
So tranken wir im Schein der untergehenden Sonne ein leckeres Bierchen und um 22:00 Uhr wurde es dann wieder Zeit für´s Heia-Bettchen.
31.05.08 Fehmarn
Heute morgen war wieder „Action“ auf dem Platz. Einige kamen, einige reisten ab – schließlich ist ja Wochenende.
Ich machte mich auch gegen 7:30 Uhr auf die Socken in die Edel-Dusche. Ist ja nicht so, als ob wir da nicht jeden Tag hingingen, von den anderen hausfraulichen Sachen ganz abgesehen, die da
so täglich anfallen – ich sage nur Spülen... Aber heute morgen hatte ich 4 Duschen ganz für mich alleine, auch der Fön gehörte mir alleine, und keiner war da – auch Anni nicht, die knackte noch
tief und laut. Als ich gegen 8:00 Uhr wieder kam, scheuchte ich sie dann doch aus der Koje, schließlich wollten wir mit dem Bürgerbus hier nach Burg fahren. Da findet nämlich das
sizilianisch-fehmarnische Volksfest statt und so was lässt man sich doch nicht entgehen! Wir also geschniegelt und gebügelt kurz nach 10 Uhr los zum Bus. Und der kam und kam nicht. In der
Rezeption erfuhren wir dann, dass er Samstags gar nicht fährt. Schöne Sch... Also, dachten wir uns, dann heben wir eben den Daumen und lassen uns mitnehmen. Camper helfen sich doch immer
gegenseitig. Von wegen – es kam kein einziges Auto. Wir also enttäuscht zurück zu unserem Platz und "Mücke" klargemacht. Ist ja nicht so, als wären wir nicht mobil! Unterwegs machte ich noch ein
paar Fotos von den letzten blühenden Rapsfeldern und diesem wunderbaren Klatschmohn, der so selten geworden ist.
In Burg fuhren wir direkt auf den Parkplatz Ost, der hat, und das wissen wir, einige Reihen nur für Wohnmobile, also groß und breit. Kosten 1.- Euro für 2 Stunden. Dann kreuzten wir die
Gassen und landeten nach wenigen Minuten direkt auf dem Markt – dem Mittelpunkt von Burg. Und dort war dann der Bär los, da ja sizilianische Woche ist. Wir also hin und neugierig geguckt. Groß
ist der Platz nicht. Und irgendwie sah es so aus, als wenn die deutschen Frittenbuden und Getränkestände auf der rechten Seite waren, und die Käse-Schinken und Süssigkeitenstände der Sizilianer
gegenüber. Natürlich konnte ich mir nicht verkneifen die „zwei kleinen Italiener“ – die mittlerweile groß geworden sind, zu fotografieren. Toll, wie lieb doch italienische Männer sein können...
dass auf dem Foto hinter ihnen das Wort „Viagra“ stand, ist der Freud´sche Gag. Eigentlich hieß das Wort „ viagrande“, aber leider ging nicht alles aufs Foto...! Später führte uns der Weg ins
einzige Kaufhaus auf Fehmarn und Anni erstand dort eine neue Sommerhose – kein Wunder bei diesen Temperaturen hier. Ich hatte eher ein Zwicken in der Schulter. Fühlt sich an wie eine Zerrung,
habe mir dann halt fürs gleiche Geld ´ne schmerzlösende Salbe gekauft.
Anni wollte unbedingt noch ein Fischbrötchen kaufen, und ich wollte zurück zur Mücke, da die Parkzeit fast abgelaufen war. Und was soll ich Ihnen sagen, da stand sie schon, die
Oberaufsicht. Aber wir hatten noch 10 Minuten, und so schloss ich erleichtert das Auto auf. Anni kam kurz darauf auch – nur hatte sich das Fischbrötchen vervielfacht und verändert: Pommes mit
Currywurst – na denn dann.
Weiter ging die Fahrt Richtung Puttgarden, um mal da nach dem Rechten zu sehen und um sich schlau zu machen, wie das denn am Montag mit unserer Autogröße so funktioniert. Ist simpel. Danach
wollten wir eigentlich in diesen supergroßen Grenz-Supermarkt gehen und „schnöfen“, aber bei Parkplatzgebühren von 4 Euro für zwei Stunden hatten wir keine Lust mehr und fuhren wieder zurück zum
Camping-Platz.
Und hier war es dann wieder wie immer – Faulenzen war angesagt, wenn man mal davon absieht, dass Anni via jetzt funktionierendem DVB-T Fußball guckt (Deutschland-Serbien) und rumflucht über
die deutsche Mannschaft......ich will ja nix sagen, aber bei DEN Verbesserungsvorschlägen, die sie dauernd loslässt, sollte sich besser selbst
spielen...!
01.06.2008 Fehmarn - letzter Tag vor der Abreise nach Schweden
Über den heutigen Tag mag kann ich nun nichts Großartiges berichten. Wir waren eigentlich nur mit aufräumen, umräumen und sonnen beschäftigt. Dazu das obligatorische Schwätzchen mit
Nachbarn, die uns noch Tipps für Skandinavien mit auf die reise gaben.
Und dann war der Tag irgendwie schon wieder gelaufen. Noch ein paar Anrufe und beizeiten in die Heia, denn morgen beginnt ja nun endlich unsere
Reise.
02.06.08 Abreise Fehmarn Richtung Schweden
Heute ist der große Tag der Abreise. So schön es hier ja ist und so sehr wie die Sonnentage und die Erholung genossen haben, jetzt wird es Zeit, um aufzubrechen. Um 6:00 Uhr in der Frühe
war ich wach, und als ich leise ein paar Minuten später zum Duschen gehen wollte, krähte Anni aus ihrer Koje, sie wolle mitkommen. Ist ja nicht ihre Zeit, aber innerlich gefreut hat es mich
schon, und ich habe nun wirklich keinen Krach gemacht – so weit war ich noch nicht...
Alles in allem waren wir um 8:30 Uhr auf der Piste. Alles erledigt, bezahlt und uns von all den netten Jungs hier verabschiedet.
In Burg hatten wir noch ein volles Programm an Einkäufen. Und man glaubt es kaum, auch um diese Zeit war schon wieder Hochbetrieb in den Geschäften. Wir brauchten noch Wasser, Brot und
Essens-Kleinigkeiten – und auf Empfehlung unseres gestrigen Nachbarn kauften wir noch drei Flaschen Whisky und 3 Flaschen Wodka. Angeblich kann man damit toll Tauschgeschäfte machen. Wir werden
sehen. Und so waren wir dann alles in allem kurz nach 11:00 Uhr auf dem Weg nach Puttgarden.
Ist ja eigentlich simpel. Man fährt in die Bezahlspur, bezahlt 60 Euro cash oder mit irgendwelchen Karten und erhält eine Quittung auf der angegeben ist, in welcher Reihe man sich einordnen
muss. Weniger üblich ist wohl der am 15.Mai eingeführte „Bunkerzuschlag“ von 1 Euro, den jeder zusätzlich zahlen muss. Auf meine Frage wer oder was hier gebunkert wird, erhielt ich die Auskunft,
das wäre ein Energiezuschlag – na denn. Bei Bunker denke ich an alles möglich, nicht aber an einen verkappten Zuschlag. Ebenfalls aufgefallen waren mir die 4 Herren, die zwischen den wartenden
Autos mit gewichtiger Miene rum schlichen und amtlich guckten. Zwar in Zivil, aber das Beamtentum der Zöllner war kaum zu übersehen. Da wir ein reines Gewissen hatten, na ja, wenigstens ein
bisschen, guckten wir lieber immer weg, wenn wir gemustert wurden.
Die Fähre kam um 11:00, um 11:15 Uhr waren alle an Bord – sogar ein ICE im Schiff stand ein Stückchen neben uns, viele Busse deutscher Touristen und jede Menge
Wohnmobile. Dazu eine Handvoll Laster. Um 12:00 Uhr waren wir dann in Rödby/Dänemark. Aha, dachten wir, jetzt kommt die Zollkontrolle. Mitnichten. Wir landeten fast unmittelbar auf der
Autobahn Richtung Kopenhagen. Bis dahin sind es knappe 200 km, und die zogen wir dann so durch. Dank Annis Navi und den unübersehbaren Straßenschildern fanden wir auch recht flott den Weg
Richtung Malmö/Schweden. Auf dem Weg dorthin ging es erst durch einen langen Tunnel, dann über eine lange Brücke und schon waren wir in Schweden. Aha, dachten wir, jetzt kommt die Zollkontrolle.
Auch hier – mitnichten. Man wollte nur unser Geld für die Fahrt über Brücke und Tunnel. Umgerechnet 35.-Euro zahlten wir. Ein Spottpreis, wenn man bedenkt, wie schnell man in Schweden landet. Und
diese Kosten können wir hier locker ausgleichen, weil der Sprit hier sehr viel billiger ist als bei uns: Fehmarn heute morgen: 1,45 Euro. Malmö heute nachmittag umgerechnet 1,39 Euro. Wir haben
aber schon gehört, dass es ihn an anderer Stelle für 1,32 Euro gibt......wie immer.
Nun waren wir hier in Schweden und laut Annis Planung sollten wir noch bis „Ystad“ fahren. Liegt an der Südseite von Schweden, auch gaaanz nahe an der Ostsee. Da gibt es einen Campingplatz
und wiederum ganz in der Nähe „Gerümpel“ aller Art, das morgen besichtigt werden muss.
Auf dem Weg dorthin lernten wir unsere ersten Worte schwedisch. Mehrmals fanden wir die Bezeichnung: „Rum & Frukost“. Wir guckten uns erschrocken an, wenn es hier doch Rum gibt, wieso
fahren dann die Schweden nach Fehmarn und kaufen wie bekloppt Alkohol aller Art? Und steht das „Frukost“ vielleicht für freies Essen? Schließlich, wenn man so viel Rum trinken muss, dann braucht
man zwischendurch ja mal was zum Essen, sonst ist man ziemlich schnell weg vom Fenster und es hat sich ausge-rum-t.
Aber irgendwie gefiel uns unsere Interpretation nicht. Und da Anni vor Jahrhunderten mal mit dem Radl durch Schwedens Süden gestrampelt war, erinnerte sie sich. Nein, das hat nix mit
Trinken und Essen zu tun, das heißt einfach: Zimmer mit Frühstück. AHA! Und so haben wir zwei Worte gelernt...
Der Campingplatz hier ist Standard, gut besucht – auch von Deutschen und den natürlich allgegenwärtigen Holländern (gegen die habe ich nix, wir wohnen ja schließlich am
Niederrhein.)
Und, was soll ich Ihnen sagen, auch hier knallt die Sonne vom Himmel – wolkenlos. Nur ist es weniger windig und so empfinden wir die Temperaturen eher als drückend. Unser Plätzchen ist
ebenerdig und unter Birken und Kiefern gelegen, und es macht Spaß, draußen zu sitzen und die Seele baumeln zu lassen. Zu unseren Füssen die obligatorische halbgefüllte Aldi-Wasserflasche und in
den Händen das leckere Bierchen im großen Plastikbecher. Wir wollen ja schließlich unsere skandinavischen Nachbarn nicht frusten. Und so beschließen wir den Tag, um morgen wieder zu fahren und
einen auf Bildung zu machen. Ich werde berichten...
03.06.08 Weiterfahrt via Käseberga und Kivik nach Ahus
Was für eine Nacht. Was uns überhaupt nicht so aufgefallen war, war, dass da ein Zug fast unmittelbar durch unser Wohnmobil "bretterte" und zwar jede Stunde in jede Richtung. Und Sie alle
wissen, wie das schallt mitten in der Nacht. Dann klemmte Anni sich den Ischias-Nerv und mit viel Mühe und Voltaren funktionierte dann auch die weitere Nacht. Bis dann dem norwegischen Nachbarn
am Morgen gegen 8:00 die gesamte Markise flöten ging – ein Windstoss und alles knallte auf sein Auto, und die Stangen flogen nur so durch die Gegend. Wir hatten nix abgekriegt von dem Segen, aber
der Arme war noch gar nicht aufgestanden und hatte nun schlaftrunken ein Malheur zu bewältigen. Aber wozu gibt es denn Männer aus den Nachbarautos, die helfen? Starnberg, Bad Uelzen und Pinneberg
waren hilfreich. Wenn´s um Auto geht, sind eben alle hilfsbereit......ich glaube, die Beule im Auto tat dann auch dem Norweger mehr weh als der beschädigte Wohnwagen.
Gegen 9:30 Uhr waren wir wieder auf der Piste. Schließlich stand ja Sightseeing an, und da kennt Anni kein Pardon. Wir also auf der Landstrasse in Richtung Käseberga. Die Landschaft hier,
vor allem bei dem strahlenden Sonnenschein, ist einmalig. Stellen Sie sich vor, sie fahren mutterseelenallein auf einer kleinen Nebenstrasse – rechts und links sanfte Hügel auf denen Heu oder
Getreide wächst. Der Wind bläst da durch, und es sieht aus wie Wellen auf dem Meer. Dazwischen jeden Menge Pferde und Rinder, weiße und braune. Das ist so kitschig schön, dass es schon wieder
wirklich gut tut fürs Auge des Betrachters. Aber irgendwann 21 Kilometer weiter hieß es, rechts ab und in die Natur. Anni mit Gummischlappen und im T-Shirt, und ich mit Clocks und ebenfalls
T-Shirt. Es war so was von windig, dass ich flott zurückging, um die Windjacken zu holen. Fetter Protest – aber da wir stellenweise wirklich Wind hatten, der einen locker umhauen konnte, kriegte
ich dann doch noch mein Dankeschön fürs Jacke-holen. Wir also losmarschiert, Hügel-auf-und ab, um die Ecke, und wieder rauf und runter. Irgendwie hatte ich die Illusion, dass das ein kleiner
Fußmarsch hätte sein sollen, aber nicht mindestens 1000de Kilometer! Endlich kamen wir aber dann doch an - am „Ales Stenar“. Ja, alles Steine - war schon richtig. Es ist eine Ansammlung von 58
Granitblöcken in unterschiedlicher Größe und Farbe, die angeordnet sind wie ein Schiffsrumpf. Vermutlich stammen sie aus der Wikingerzeit, und über den Grund dieses Denkmals streiten die
Gelehrten bis heute. Fakt ist, es wurde erst 1956 freigeschaufelt, und steht auf einem Hügel, von dem aus man von der Ostsee fast weggeblasen wird – zumindest bei dem heutigen Wind. Davor,
dahinter und auch dazwischen tummeln sich Rinder, die recht respektlos ihre „Fladen“ hinterlassen haben. Aber der Besuch dieser Stätte, die meiner Meinung nach ein bisschen an „Stonehenge“ in
England erinnert, ist allemal einen Besuch wert – was zweifelsohne auch viel Touristen, außer uns, so sahen. Nach knapp zwei Stunden waren wir wieder zurück, und es ging weiter zur nächsten
Sehenswürdigkeit.
Es gibt viele Punkte, die man in Südschweden ansteuern könnte, aber wir wollen ja eigentlich nach Norwegen, und so beschränken wir uns auf einige Punkte, wie z.B. den Ort „Kivik“ -
vielleicht 50 Kilometer weiter. Dort liegen unübersehbar nicht nur die größten Apfelplantagen von Schweden, sondern hier ist im September auch der Bär los, wenn der Apfelmarkt stattfindet. Uns
interessierte aber mehr das „Königsgrab“ - Kungagraven -, das aus der Bronzezeit stammt und erst 1748 entdeckt wurde. Das ganze besteht aus einem runden Stein-Hügel von an die 75 Meter
Durchmesser. Das Highlight ist zweifelsohne die gut 3 Meter große Grabkammer, zu der ein gewundener Weg aus Steinen führt. Erinnert mich irgendwie an Ägypten. In der Grabkammer befinden sich
rechteckig angeordnet 8 große Platten, jede mit Symbolen verziert, auf denen Menschen, Pferde und Schiffe eingeritzt und mit roter Farbe sichtbar „gemacht“ wurden. Laut Beschreibung wurde das
Grab allerdings nach seiner Entdeckung geplündert, und so ist ist nichts mehr den kostbaren Grabbeigaben vorhanden – kennen wir doch auch aus Ägypten?
Danach hatte ich eigentlich die Faxen dicke und wollte endlich wieder faulenzen, aber nix da, es war ja erst 15:00 Uhr, da geht noch was. Also weiter nach „Ahus“. Ein kleiner Ort, der
Anziehungspunkt wegen seiner schönen Sandstrände ist – ja, DAS wäre es doch gewesen, aber nix da. Wir guckten uns statt dessen die Altstadt an. Die pittoresken Häuser, den Hafen mit der
Wodkafabrik „Absolut Wodka“ (ja wieso kaufen die Schweden denn ihren Wodka in Deutschland???) und eigentlich am wichtigsten- die Kirche dort. Drum herum noch alte Gräber, und man sieht, dass in
und an der Kirche Jahrhunderte gewerkelt wurde. Das äußere Höhen-Niveau variiert sehr stark. Die Kirche als solche ist außen sehr groß mit einem imposanten Kirchturm. Innen hat sie erst mal eine
überdimensioniert hohe Tür und einen eher schlichten weißen Charakter mit großen Kronleuchtern. Man sieht noch uralte Zeichnungen an den Wänden. Den vorderen Teil der Kirche ziert ein
handgeschnitzer und toll bemalter Altar, in dessen Mitte eine Art Wandteppich die Szene des Abendmahls darstellt. Sehr schön ist auch die Kanzel, die aber neueren Datums ist. Der Schlüssel zur
Kirche hängt, einer Sage entsprechend, oben an der Decke an einem Nagel. Die Kirche ist ungewöhnlich, nichts desto Trotz einen Besuch wert. Wir waren laut Kirchturmuhr 30 Minuten da
drin...
Danach hatte ich nun überhaupt keine Lust mehr bei DEM schönen Wetter. Also suchten wir uns einen Campingplatz. Dazu muss man sagen: unerwarteter weise findet man hier sehr viele Plätze.
Die meisten offiziell ausgeschildert. So auch dieser am Rand von Ahus. Er heisst „Regenbogen-Camp“, kostet incl. Strom ca. 25 Euro, liegt ziemlich nah an der Ostsee und befindet sich – man staune
– als erste Auslands-Dependence in deutscher Hand. Die Regenbogen-Kette ist im Osten Deutschland beheimatet. Der Service ist sein Geld wert, und der Platz ist groß, weitläufig, jetzt wenig
frequentiert in einem Kiefernwald, aber mit all den Dingen ausgestattet, die man für einen geruhsamen Urlaub braucht – und keine Bahnlinie. Wir fahren trotzdem morgen
weiter...
04.06.08 Weiterfahrt von Ahus bis Vadstena am Vättersee
Der ruhige Platz heute Nacht ohne Eisenbahn-Getöse hat uns so richtig herausgefordert, lange zu schlafen. Erst um 8:00 Uhr wurden wir wach. Dann aber ab in Richtung Dusche. Und schon die
erste Enttäuschung. Dieser 4-Sterne-Platz, der so einen guten Eindruck macht, verlangt 40 S-Kronen für 3 Minuten heißes Wasser. DAS wäre sicher verbesserungswürdig! Wir also ungeduscht zurück zur
Mücke, feuchte Gesichtsreinigung-Tücher zur notwenigsten Reinigung benutzt und dann in aller Ruhe gefrühstückt.
Uns fiel dann auch endlich auf, dass unmittelbar vor unserem WoMo der dortige Sandweg ein vom Campingplatz ausgewiesener Joggerweg war, und so betrachteten wir – nicht neidisch – die
schwitzenden und schnaufenden Jogger, die vorüber rannten oder so. Dazwischen das laute Klappern von Stöcken – das waren die Walker, und ganz unverschämt eine Dame, die ihren Hund auf dem „Pfad
der Anstrengung“ Gassi führte...
Wir fuhren ab, und Anni wollte unbedingt noch den langen Sandstrand sehen, der so angepriesen worden war. War auch nett. Dann fuhren wir aber wirklich weiter Richtung Kristianstad, da
sollte eine tolle Kirche sein – die Dreifaltigkeitskirche aus der Zeit so um 1614, als der Dänenkönig Kristian IV dort lebte. Das ist wirklich schon äußerlich ein tolles dreischiffiges Gebäude.
Wir fanden uns auch gut durch die Stadt – immer der Kirchturmspitze nach. Und einen Parkplatz fanden wir auch, obwohl gegenüber der Kirche der Hauptbahnhof war. Nur die vielen Schläfer auf den
Parkbanken rings herum veranlassten uns, getrennt in die Kirche zu gehen. Die Kirche ist erste Sahne, eine Renaissancekirche, groß, mehrschiffig mit einer bombastisch großen Orgel und einem
Altar, den ich leider nicht sehen konnte oder wollte. Es fand gerade eine Übungsstunde mit dem Pfarrer statt. Bei ihm am Mikrofon eine weiß gekleidete Nonne und ein Mädchen, ebenfalls im langen
weißen Kleid. Der Pfarrer sprach ihr vor, was sie wie laut und mit welchem Tonfall zu sagen hatte. Ich kann zwar kein schwedisch, aber wenn immer das selbe geprobt wird – der Pfarrer betet vor,
die Mädels versuchen den selben Ton zu treffen, dann üben die noch. Hinter mir stand plötzlich eine Frau mit einer dicken Kladde in der Hand und starrte mich richtig böse an. Hat mich
beeindruckt, obwohl sie kein Wort sagte. Ich machte mich dann doch durch den Seiteneingang vom christlichen Acker.
Anni war da ganz anders. Sie benutzte den Vordereingang an den Wach-Damen vorbei und fotografierte nach Lust und Laune – so gut es eben ging. Ich bewachte derweil draußen unser Auto. Später
erzählte sie mir, da würde gerade eine private Feier vorbereitet mit lauter Kopftuch-Frauen. Kopftuch? Katholische Kirche? Ich grübele immer noch, wenn ich daran denke...
Wir also irgendwann weitergefahren Richtung Jonköpping am spitzen Teil des Vättensee´s. Eine lange Autobahnfahrerei – und schon erinnerte mich das alles ein bisschen an die USA. Immer
geradeaus, satt und genug Raststellen, alle mit MCDonald oder BurgerKing, Tankstellen, manchmal riesigen Einkaufszentren – besonders wenn eine größere Stadt in der Nähe war. Verkehr erstaunlich
wenig und zivile Autofahrer.
Jonköpping ist die Stadt der Streichhölzer. Und vielleicht hätten wir einen Abstecher gemacht. Aber wir waren müde vom Fahren, die Sonne knallte vom wolkenlosen Himmel, und Anni hatte
Hunger, und irgendwie träumten wir beide nur von einem Platz direkt am See, mit der Nase dran und zu unseren Füssen Wellen-Geplätschere. Am besten auch noch einen Sonnenuntergang und keine
Mücken. Diese Biester sind schon wieder recht rege...
Und was soll ich Ihnen sagen: genau diesen Platz haben wir mehr durch Zufall – oder war es Schicksal? - gefunden. Kurz hinter „Vadstena“, einen Ort am Vättensee, in dem wir auf jeden Fall
eine gotische Kirche aus bläulichem (!) Sandstein, das schneeweiße Kloster der heiligen Brigitte und die herrlichen Parks besichtigen werden – nur halt heute nicht mehr...
Wir stehen auf diesem Campingplatz namens „Vätterviksbadets Camping“ mit der Nase am Wasser, keine 30 Zentimeter davor, mit einem Ministrand, ca. 3 Meter lang und 30 Zentimeter breit - nur
für uns – aber man gönnt sich ja sonst nix. Die Sonne klatscht vom Himmel, und Anni meint, es ist so warm wie in Spanien. Nachher werden wir die Sonne hinter dem See und den Bäumen verschwinden
sehen, und es wird bestimmt ein kitschig romantischer Abend werden – das Bier wird im Eisschrank schon kühl...
Und wer weiß, wenn die Mücken nicht sooo doll beißen und das Wetter auch den 11. Tag so sonnig bleibt – vielleicht bleiben wir einfach noch einen Tag länger
hier..
05.06.08 Weiterfahrt über Vedstena nach Skärholmen, kurz vor Stockholm
Nachtrag zu gestern Abend: bis 22:00 Uhr konnten wir einen traumhaften Sonnenuntergang genießen. Hier ein paar Bilder... weitere werden wir später, wenn wir wieder zu Hause sind, als
Dia-Show zu diesem Tag einsetzen.Auch heute morgen wieder strahlend blauer Himmel. Wir waren sehr früh wach, weil ca. 150 Meter oberhalb von unserem Traumstellplatz die Hauptstrasse vorbei geht
und schon seit den frühesten Stunden LKW-Verkehr vorbei bretterte. Meist 40 Tonner. Warum ausgerechnet diese Strecke eine Rennstrecke für diese Monster ist, weiß ich nicht, aber überall gibt es
Starenkästen und Geschwindigkeitsbegrenzungen. Ob das wohl irgendeinen LKW in der Nacht abhält, drauf zuhalten?
So waren wir jedenfalls bereits um 8:30 Uhr auf der Piste, zurück, um in Vedstena Kultur zu gucken. Das Kloster beinhaltet heute ein Luxushotel und war mit unserem 3,5 Tonner nur schwer
durch die hübschen, engen Gassen zu erreichen. Die dazugehörige Kirche war abgeschlossen. Die Kirche mit dem bläulichen Sandstein lag/liegt in einer Sperrzone für unser Auto und zu Fuß fanden wir
es nicht mehr. Aber dafür haben wir dann das Schloss gefunden und einen großen Parkplatz. Im Grunde ist das Schloss, "Palast der Bjälbo-Sippe", ein Wasserschloss, ähnelt aber mehr einer Festung,
begrenzt von 4 dicken Rundtürmen. Auf der einen Seite gibt es eine Steinrampe und auf einer anderen Seite eine hölzerne Zugbrücke. Auf dieser Brücke hat man dann auch einen Blick auf die Öffnung
zum See und dort liegen natürlich Besichtigungsschiffe. Die erste Tour war aber erst um 12:00 Uhr. Zu spät für uns, nachdem wir beschlossen hatten, doch weiter zufahren. Horden von Touristen, mit
jeweils einem Guide, waren mittlerweile im Schlosshof eingetroffen, und so hörte man ein Stimmengewirr von englisch, deutsch und vielleicht einheimisch. Und gerade kam dann auch noch eine
Busladung mit Kindern samt Lehrer. Eigentlich hätten wir auch gerne eine Tour gemacht, aber der plötzliche Massen-Betrieb und 65.- Kronen = gute 7 Euro Eintritt p.P. war es uns dann nicht mehr
wert.
Wir also weitergefahren Richtung Stockholm. Waren gut an die 200 km. Auch wenn es Autobahn war, irgendwie ist man dann immer froh, es geschafft zu haben. Ausgeguckt hatten wir uns einen
Campingplatz, der auch W-Lan hat, und so können wir später alle gesammelten Werke noch einstellen. Der Campingplatz heißt: „Bredäng Camping Stockholm“, kostet um die 200 Kronen und ist schlappe
10 Kilometer von der City entfernt. Und offensichtlich auch der Platz aller Touristen. Obwohl wir sehr früh dran waren, waren inoffiziell alle Steckdosen belegt. Kreuz und quer über die Strassen
laufen die Kabel. Und diejenigen, die den freien Platz nehmen, zu dem der Anschluss gehört, sind die Dummen und da wurde es dann auch sehr laut. Andere Touristen saßen unter den Bäumen und
amüsierten sich über erboste Neuankömmlinge. Ich hatte das Glück an der Rückfront einer „Hytter“ eine Steckdosenleiste der Handwerker, die gerade den Platz erweitern, zu finden. Hier stand
niemand, klar, weil ja kein Strom da war. Aber an der Rezeption bekamen wir „grünes Licht“ ,eine der Steckdosen nehmen zu können. Und nun stehen wir hier in exponierter Lage, mit Blick auf all
die anderen verzweifelt suchenden und schimpfenden – vornehmlich deutsch-holländische Streitereien und verhalten uns so wie die anderen amüsierten Leute – mit einem Unterschied: wir halfen einem
anderen Deutschen zu seiner Steckdose, und der sitzt jetzt auch – zwar in einer anderen Reihe, aber zufrieden vor seinem Wohnwagen und trinkt sein... Wasser! Und einem weiteren würden wir auch
sagen, dass es da noch eine weitere Handwerkersteckdose gibt die funktioniert – bloß ein uns passender Camper war bis jetzt noch nicht hier. Es ist im übrigen sehr, sehr warm (fast 30 Grad C) und
gegen eine kurze Dusche von oben hätte hier kaum einer was einzuwenden.
Ich mache jetzt mal Schluss für heute, damit wir die Sachen noch einstellen können. Es gibt morgen bestimmt einen Nachtrag zu
heute...
06.06.08 von Weiterfahrt von Skärholmen/Stockholm nach Sandarne/Söderhamn
Heute ist Feiertag in Schweden und alles ist ruhig und friedlich hier und natürlich sehr warm und sonnig. Alles schläft noch von den diversen Feiern überall heute Nacht.
Als Nachtrag zu gestern: ja, wir hatten unseren Nachbarn – einen Schweden, und der kannte sich aus. Rapzap hat er die zweite freie Steckdose in Beschlag genommen, seinen Caravan
aufgestellt, sich fein gemacht und zack ins Auto auf irgendeine Feier. Kurze Zeit später kam ein Franzose – guckte nach oben ans Häuschen, sah, dass bei uns alles besetzt war und nahm dann halt
von der „Nachbar-Hytter“ deren Stromleitung, die auch da außen angebracht war. DER muss schon mal hier gewesen sein!
Das Schöne an dem Abend aber war, dass 5 Freiluft-Ballons wie aus dem Nichts hinter den Bäumen hervor stiegen, vier davon mit Leichtigkeit und der fünfte mit fetten Problemen. Er kam kaum
über die Bäume und man sah, dass er fast permanent nachfeuern musste in den Gasballon, um wenigstens diese Höhe zu halten bzw. um endlich hochzukommen. Trotzdem sah das gut aus, weil dieser
Ballon extrem groß war und wie ein Vollmond gelb hinter den Bäumen aufstieg. Leider waren es insgesamt vier gelbe Ballons und nur ein Roter, die aufgestiegen waren, etwas bunter hätten wir es für
die Fotos schon gerne gehabt...
Wir waren schon um 6:30 Uhr heute morgen wach und beschlossen aufzustehen. Um 8:00 Uhr verließen wir das Camping-Gelände nach getaner Arbeit wie Wasser nachfüllen, Fliegendreck vorne am
Alkoven abzusprühen, Toilette und Abfallwasser entleeren. Und dann mussten wir nur noch mal Diesel tanken. Hier kostete der Diesel 14,14 Kronen der Liter, auch was um die 1,40 Euro. Und dann ging
es auf die Piste, weiträumig um Stockholm herum.
Wir haben gestern noch darüber diskutiert, ob es Sinn macht, bei dieser Hitze (9:30 Uhr = 28,4 Grad im Schatten!) und dem Feiertag durch die Stadt zu latschen, die wir im übrigen aus
mehreren Besuchen schon kennen. Oder uns lieber den Luxus zu gönnen, im Herbst via Air Berlin ein verlängertes Wochenende dort zu verbringen mit allem Zick und Zack. So haben wir Stockholm den
Schweden überlassen und sind statt dessen nach Uppsala gedüst.
Dort gibt es „Gamla Uppsala“, ein Tausend-Jahre-Trip in die Vergangenheit: die dortigen Königsgräberhügel bezeichnen einen heidnischen Kultplatz des Svea-Königreichs, das nicht mehr
existiert. Dazu eine supertolle uralte Kirche mit einem alten Friedhof und einer hölzernen Stabkirche als eine Art Friedhofshalle, wie wir sie kennen. Daneben gibt es noch ein Museum, das heute
natürlich zu hatte. Aber dahinter, da waren heute morgen die Wikinger los. Ich dachte, ich bin im falschen Film. Da rannten Männlein und Weiblein und auch jede Menge Kinder in Säcken rum mit
Bindfäden in der Taille des jeweiligen Trägers gehalten. Einige Männer guckten grimmig bei ihrer für mich undefinierbaren Arbeit. Ich machte mich mit „Mücke“ aus dem Staub, wer weiß, was die von
mir wollten. Später sah ich, dass ich da, wo ich fuhr, nicht hätte fahren dürfen, weil ab 11:00 ein Wikingerfest stattfinden sollte. Aha, deswegen die seltsamen Menschen und meine ungewollte
Anwesenheit. Anni blieb noch und machte wenigstens ein paar Bilder... ohne Wikinger, nur Königsgräber...!
In die Stadt Uppsala mit ihrer Kathedrale, dem Schloss und natürlich der Universität sind wir nicht zurückgekehrt. Man könnte hier locker einen kompletten Schweden-Urlaub unserer
Grössen-Ordnung von sechs Wochen verbringen, aber wir wollen ja eigentlich nach Norwegen...
Weiter ging die Fahrt auf Nebenstrecken Richtung Söderhamn, knapp 300 km nördlich von Stockholm entfernt. Strassen – USA lässt grüssen – geradeaus, beizeiten auf und ab, wenig Verkehr. Nur
eines war anders. In den Wäldern rings herum gab es unzählige Findlinge in allen Größen und Formen. Und so haben wir beschlossen, etwas kleinere Stücke davon mit nach Hause zu nehmen und zu
beschriften etwa mit: “Findling aus Schweden“. Und wenn wir gefragt werden, was das denn solle, werden wir sagen, den haben wir in Schweden gefunden... (Augenzwinker...)
Irgendwie landeten wir dann an der Jungfrauenküste auf einem jungfräulichen Campingplatz namens „Stenö Havsbad&Camping“. Außer den Boden platt gewalzt, die Bäume abgesägt und
Stromkästen angebracht, ist hier noch nicht viel – außer W-Lan (aber zu teuer). Dafür vorne einer der vielen Seen und jede Menge Badende – bei dem Wetter ist das ja auch kein Wunder. Jetzt sind
allerdings alle wieder verschwunden und die vielen Camper hier sind wieder unter sich. Duschen werden wir hier nicht, aber die Müll-Anlagen sind schon mal ganz toll. Ich denke, in einem Jahr oder
so, wird das hier wirklich ein Super-Platz sein! Ach ja, die Jungfrauen hier haben auch noch keinen Dienst, obwohl die Rezeption schon mal nette, junge Mädchen als Personal hat...
Morgen werden wir weiterfahren – vielleicht bis Umea. Momentan ist es hier zugezogen, und ein bisschen windig ist es geworden. So richtig bedauert das wohl keiner. Ob das schon der
schwedische Sommer war? Warten wir es ab, was uns morgen erwartet...
07.06.08 Weiterfahrt via Jungfrauen-Küste nach Umea
Heute morgen wieder blauer Himmel und Sonne. Das änderte aber nichts an unserem zu frühen Wach-werden – nein, keine LKWs, keine kreischenden Jünglinge, auch nicht die absolute Stille –
nein, einfach so.Und so waren wir vor 8:00 Uhr schon auf der Piste – nicht ohne vorher noch die üblichen Dinge erledigt zu haben – Sie wissen schon.
Im Nachtrag kann ich da sagen, ich nehme meine gute sanitäre Bewertung von gestern zurück. Die gegenüberliegenden Waschplätze für „Obst und Gemüse“ waren extrem dreckig, mit einem gelben
Film überzogene Waschbecken verführen einen nicht, dort sein Gemüse zu waschen. Die „Chemie-Toilette“ für Wohnmobil- oder Wohnwagen-Toiletten stank wie eine Kloake und war ziemlich kaputt, und
der Abwasser-Ablaufplatz für das wenige Wohnmobil-Abwasser, das normalerweise anfällt, war auch alles andere als empfehlenswert. Und am schlimmsten waren die Ameisen, die nicht nur überall rum
turnten, wo immer man stand und ging auf diesem Platz. Schlimm war aber dann auch, dass man sie nicht abhalten konnte, auch unser Wohnmobil heimzusuchen. Klar, auch wir haben „Süsses“ an Bord.
Aber wir achten eigentlich immer darauf, kein Ungeziefer in die Mücke zu bekommen – aber mach mal was gegen Ameisen. Ich habe heute morgen noch den gesamten Teppich im Innenraum heraus genommen,
12 weitere Ameisen, die sich schon häuslich eingerichtet hatten, mit Genugtuung zerquetscht und alles gereinigt. Sch... Arbeit morgens um 7 Uhr...
Und als Höhepunkt dieses Morgens - um 8:00 Uhr war noch niemand an der Rezeption. Jeder weiß doch, dass Camper, egal aus welchem Land sie kommen, morgens spätestens um 8:00 Uhr ihre
frischen Brötchen haben, oder wieder auf die Piste wollen... Schon ein Unding für einen Platz, der jetzt schon behauptet, 4 Sterne zu haben!
Wie dem auch sei, wir fuhren erst mal zurück Richtung E4. Den Chemie-Gestank der Fabrik vier Kilometer weiter ertrugen wir und machten uns nur aus dem Staub. Es gibt bessere Orte. Auf der
E4, die manchmal ein bisschen Autobahn ist, dann wieder Schnellstrasse, aber auf jeden Fall für zügiges Fahren gut ist, fuhren wir bis „Jättendahl“, einer Abfahrt auf dem Weg zu der echten
Jungfrauenküste. Und die fuhren wir dann: zusammengefasst: war es wie eine „Backroad in Utah“ mit einem Schlag „Scenic Drive“ – aber für europäische Verhältnisse SPITZE. Wir haben die
Jungfrauen-Küste abgefahren, ihre echten kleinen Fischerdörfer heimgesucht und sind nach fast drei Stunden wieder auf der E4 gelandet – und das für 30 Kilometer! Es war einfach toll! Die Strasse
war wirklich jungfräulich naturbelassen, eng, holprig und kurvig, wenn man mal von dem liebeskranken Knaben absieht, der überall sein Herz auf die Strasse gemalt hat, mal gebrochen, mal mit Pfeil
durch. Ist nicht sooo einfach zum Zuge zu kommen bei so einer Jungfrau...schmunzel...
Wir fuhren weiter mit dem festen Willen in „Umea“ auszukommen – jetzt noch ca 300 Kilometer weiter nördlich. Aber unterwegs stießen wir auf die „Hoag Kusten“ und ein Führer an einem
Info-Platz beschrieb auf deutsch, dass diese Küste „ Hohe Küste“ nicht nur Schären-super ist, sondern auch immer noch jedes Jahr um 8 mm angehoben wird. DAS mussten wir natürlich sehen, zumal
dort am äußersten Ende einer dieser Schären-Inseln ein toller Campingplatz sein sollte. Also runter von der E4 und 30 Kilometer in die Walachei. Ja, die Gegend ist toll. See an See, Schären ohne
Ende und dazu die Sonne – super. Wir freuten uns natürlich auf diesen Campingplatz. Allerdings haben sich da viele andere auch drauf gefreut. Katastrophe! Die Rezeption war nicht besetzt. Das
witzigste aber fand ich, dass, obwohl unendlich viele Hütten zur Miete bereit standen, für die vor- reservierten Hütten der jeweilige Schlüssel auf einem Brett vor der Rezeption in einem
Briefumschlag lag, beschriftet mit den Namen der jeweiligen Leute, nach dem Motto, kümmere Dich selbst um Deine Hütte – Und für die anderen Camper lediglich die Mitteilung NUR in schwedisch: such
Dir Deinen Platz selbst und zahle morgen zwischen 10:00 und 10:30 Uhr. In dieser halben Stunde ist jemand in der Rezeption.
Ich hatte ´nen dicken Hals, und Anni klemmte sich wortlos hinters Steuer, Gestank auf den Toiletten und Müdigkeit und Lustlosigkeit auf weiteres Fahren hin oder her - und fuhr einfach
weiter nach Umea. Fand ich erst mal ärgerlich und ne halbe Stunde war Funkstille zwischen uns – obwohl sie natürlich Recht hatte. Und dann fand ich es großartig, denn mit ihrer Entscheidung war
klar, dass sie das erste Fussball-Spiel der EM verpassen würde! Und das bei Anni, die Fußball doch so großartig findet. Es dauerte schließlich noch bis fast 17:30 Uhr bevor wir in Umea ankamen.
Und wissen Sie, was sie als erstes gemacht hat, als wir unseren Platz erreichten?? Sie schmiss ihr schwedisches DVB-T an, und guckte schwedisches Fussball-Programm:
Schweiz:Tschechien.
Ich trank erst mal ein Bier, um meinen Frust loszuwerden. Und dann machte ich was zu Essen und inspizierte die Gegend. Ja, dieser Platz ist auf den ersten Blick o.k. Gehört zur Kette:
“First Camp“ - Umea. Hier herrscht Ordnung und Organisation, und teuer ist der Platz auch nicht: 190 Kronen incl. Strom. Ein sehr gepflegter Platz auf den ersten Blick, kinderfreundlich und
Internet-freundlich, sowohl W-Lan als auch normales Internet. Allerdings ist das teuer. Eine 24 Stunden-Karte kostet 100 Kronen = ca. 10,75 Euro. Der Nachteil dabei ist, wenn sie mal aktiviert
wird, läuft sie los und zwar nur auf dem Rechner, auf dem sie aktiviert wurde – und ohne mögliche Unterbrechung.
So werden wir damit morgen früh beginnen zu inter-netten, und die offen stehenden Berichte der letzten Tage samt Bilder, senden. Morgens früh ist ja noch kein Fußball... Und vielleicht
fahren wir weiter, aber vielleicht bleiben wir auch noch ne Nacht...
08.06.08 Weiterfahrt von Umea über Skelleftea ins Lappenland nach Arvidsjaur
Welch ein Sonnentag erwartete uns heute morgen wieder. So haben wir wieder klar Schiff gemacht und sind weitergefahren Richtung Norden nach Skelleftea, dem nächst größeren Ort auf dem Weg
in den Norden. Gestern Abend haben wir noch beschlossen, nicht via Lulea auf der E4 und dann auf der E10 nach Narvik zu fahren, sondern quer durchs Land nach Narvik. Ist mal was anderes nach all
den Tagen auf der selben Autobahn an der Küste entlang.
In Skelleftea gab es zwei Dinge zu erledigen: einkaufen bei „Coop-Centrum“ und bei „Max“ - einem McDonald-Verschnitt - Hamburger essen. Wir dachten, es wäre sehr teuer in Schweden
Lebensmittel einzukaufen. Aber unterm Strich ist es auch nicht teurer als bei uns. Im Gegenteil, manche Artikel sind sogar günstiger. So haben z.B. 350 Gramm meines Lieblingskäses (DanaBlue) hier
ca. 3,50 Euro gekostet. Bei Aldi-Nord kostet der selbe Käse in einer 100 Gramm-Packung 2,98 Euro.
Auch Obst und Gemüse entsprechen unseren Preisen. Butter und Milch sind teurer, aber viel „Fischiges“ ist billiger oder gleichpreisig. Brot ist billiger und Toilettenpapier um ein
Vielfaches billiger für die angebotene Menge. Unterm Strich haben wir für insgesamt 10 Teile knapp 25.- Euro ausgegeben – wären wir bei uns vergleichbar auch nicht billiger weggekommen. Hier
sprach die Hausfrau... In diesem Zusammenhang: man kann hier überall mit Kreditkarte bezahlen, sollte aber seine „Pin“ mit dabei haben. Wir haben keine einzige schwedische Krone gebraucht oder
getauscht, und wir sind auch bis hier gekommen, trotz Hamburger essen und Einkauf.
Danach ging es aber flott nach „Max“. Anni hatte gestern schon mal den Versuch gestartet, einen Hamburger zu bekommen. Aber da standen mehr als 20 Leute vor ihr und das hätte dann zu lange
gedauert, bei dem Tempo dort. Es wird alles frisch und sichtbar angerichtet und zwar exakt nach der Bestellung. Nicht wie bei McDonalds schon vorgefertigt. Dadurch dauert das natürlich alles viel
länger. Anni zog ne Flunsch, aber ich versprach ihr heute mit ihr dahinzugehen. Wir kamen in dem Laden auch fast sofort dran mit der Bestellung, warteten erwartungsgemäß länger als 10 Minuten auf
den Hamburger, schmeckte Anni dann aber sichtbar!
Zufällig ist die Weiterfahrt auf der „95“, Richtung Arvidsjaur, unserem Tagesziel, auch die Strasse nach Bodö/Norwegen. Und während der Fahrt überlegten wir, warum wir denn umständlich erst
nach Kiruna und dann nach Narvik fahren sollten, wenn wir von Bodö aus die Fähre auf die Lofoten nehmen könnten. Und wenn es nicht möglich wäre, dann wäre aber die Strecke über Norwegen bis
Narvik genau so weit, wie die Strecke über Kiruna nach Narvik. So werden wir eben mal was Neues probieren und nach Bodö fahren... (...wir haben mit unserem Navi Entfernungen
bestimmt!)
Auf dem Weg nach Arvidsjaur trafen wir die ersten wilden Rentiere. Vor lauter Schreck über das plötzliche Auftauchen kriegten wir die Kamera nicht schnell genug startklar. Und so flitzte
das Tier über die Strasse und in eine Lichtung. Ich war darüber so erbost, dass ich ihr hinterher schrie: HUHUUUUU – und das Tier blieb stehen, drehte den Kopf und guckte ziemlich verwundert. Und
ich hatte mein Huhu-Foto! Was haben wir gelacht! Noch zweimal trafen wir Rentiere, mal zwei Jungtiere und mal drei klitzekleine Viecher, die vor Schreck ebenfalls wegrannten.
In Arvidsjaur angekommen, einem Lappendorf ohne sichtbare Menschen, mit versperrten/verrammelten Häusern (ob die wohl alle noch Urlaub in der Sonne von Mallorca machen, bevor die Touristen
Saison hier anfängt??). Aber der Campingplatz ist super. Groß, bestens ausgestattet, mit Hütten, Schwimmbad, Tennisplätzen, Sporthallen, Badesee, Trimmdich-Halle und -Pfaden, Kiosk, Cafe und
wintertauglich mit Loipen und – natürlich für uns wichtig: mit kostenlosem (!) W-Lan.
Überraschenderweise befanden sich hier sehr viele Wohnwagen und Wohnmobile – davon ca. mindestens 25 Wohnwagen-Gespanne nur mit Holländern (jaja, die wissen, wo es schön ist) und bestimmt
auch 10 deutschen Wagen. Dazu dann noch eine Handvoll Schweden. Da der Platz riesengross ist, wissen wir nicht, was sonst noch so alles hier ist. Dieser Campingplatz heisst: „Camping Gielas“ und
liegt mitten in Arvidsjaur. Ist ein echter Geheimtipp so einsam zwischen Küste und Norwegen.
Die Sonne scheint immer noch, die Mücken tanzen, aber es ziehen schwarze Wolken von Westen heran. Mal sehen wie morgen das Wetter
wird...
09.06.08 Ruhetag in Arvidsjaur in Schwedisch – Lappland
Ja, Sie haben die Überschrift richtig gelesen. Gestern Abend haben wir ziemlich spontan beschlossen, einen Ruhetag einzulegen, bevor wir schnur straks weiterfahren nach Norwegen. Wir sind
jetzt, seit wir in Schweden sind, jeden Tag nur gefahren und gefahren. Und irgendwann kommt dann die Müdigkeit. Dieser Platz ist schön, praktisch für uns und weiträumig. Und wir können noch
einmal Kräfte auftanken, bevor es weitergeht. Schließlich haben wir schon mehr als 2.000 km hinter uns.
In unserer ersten Nacht in Ystad/Südschweden, stand ein Wohnmobil einige Plätze von uns entfernt. Die Bewohner waren ein deutsches Pärchen, die ich in den USA von der Kleidung und dem
Aussehen her unter die "Amish-People" einsortiert hätte. Sie saßen vor ihrem Wohnmobil und sangen zur Klampfe, so was wie Volkslieder. Hörte sich nicht mal so schlecht an. Die direkten Nachbarn
allerdings verzogen sich trotz Hitze in ihr Wohnmobil. Als wir gestern hier ankamen, stand neben uns ein Wohnmobil ,und die Bewohnerin kam mir bekannt vor, eben Amish-Style, aber ich konnte sie
nicht zuordnen. Gestern abend kurz vor 23:00 Uhr dann aber doch, als die Klampfe erklang und die Volkslieder in der Stille der Nacht trotz geschlossener Tür laut über den Platz erschallten. Das
war ja noch nett, doch als hinterher, die Stimme eines sehr energischen Mannes vom Band erklang, der von Gleichheit und Gerechtigkeit sprach, da machten dann auch wir unsere Fenster zu. Kurz nach
23:00 Uhr war der Spuk vorbei und es herrschte wieder Ruhe und die Rentiere trauten sich wieder auf die Lichtung.
Gegen 4:00 am Morgen fing es an zu regnen, und es regnet immer noch. Heute morgen dachte ich, wir würden jetzt weiterfahren müssen, aber Anni hat auch keine Lust zu fahren, trotz Regen. Ist
mal nach 15 Tagen Knall-Sonne ein völlig neues Gefühl. Und so haben wir nach wie vor die Chance unsere "Mücke" um- und aufzuräumen, unsere Vorräte neu aufzufüllen aus unserem „Kellerlager“, und
einfach darauf zu hoffen, dass die Sonne heute Nachmittag wieder scheint.
Es ist jetzt früher Nachmittag, das Wetter ist immer noch trostlos, aber es regnet nicht mehr. Wir sind momentan die einzigen, die hier auf dem Platz sind. Holländer, Deutsche und Norweger
haben das weite gesucht. Doch hoffentlich nichts unseretwegen? Wir haben an der Rezeption verlängert und auch wieder kostenlos für weitere 24 Stunden eine Internet-Leitung bekommen – jeder
natürlich! Umgeräumt und aufgeräumt haben wir auch und nun haben wir Feierabend. ( Es ist doch EM-Fußball, und da muss Anni auch TV über schwedisches DVB-T gucken!) Und das bedeutet: Computer
anschmeißen, Mails lesen und beantworten und Bilder auswerten und alles fertig machen für die Internetseite. Wann wir wieder dafür Zeit haben in Norwegen, wissen wir noch nicht.
Sonst hier nix Neues und somit alles weitere, wenn wir morgen wieder auf der Piste sind...
10. 06.08 von Arvidsjaur/Schweden nach Saltstraumen/Norwegen
Was für ein Tag – Regen ohne Unterlass die ganze Nacht durch und dann ein spitzenmässiger Trip hierher nach Saltstraumen in der Nähe von Bodö. Aber der Reihe nach:
Es regnete aus allen Eimern heute Morgen. Dies hielt aber die arbeitende Bevölkerung der Schweden nicht ab, ihre Arbeit auf dem Camping-Platz weiterzuführen. Der Nachbar gegenüber aus dem
Schlaf-Caravan fuhr schon kurz nach 5:00 Uhr zur Arbeit und es war draußen und auch drinnen lausig kalt – genau gesagt 5-7 Grad. Wenn man bedenkt, dass wir zwei Tage vorher noch 30 Grad hatten,
ein ziemlicher Sprung in den Temperaturen.
Also machte ich kurz nach 5:00 Uhr erst mal die Heizung an. Gegen 6:00 Uhr wurde Anni wach und dann überlegten wir, ob wir aufstehen sollten. Wir standen auf – packten unsere Siebensachen,
und fuhren ohne Frühstück zur Rezeption um zu bezahlen. Frühstücken wollten wir unterwegs, bei McDonalds oder so. In der Rezeption gab es zu unserer Verwunderung so ne Art amerikanisches
„Continental Breakfast“ - kostenlos!. Wir waren angenehm überrascht, ein weiterer Pluspunkt für diese Anlage. Wir tranken eine Tasse Kaffee ohne die obligatorischen süßen Frühstücks-Angebote und
fuhren im strömenden Regen los. Der Ort ist eigentlich ganz niedlich, dafür, dass er so mitten in der endlosen Walachei liegt.
Und so war dann auch der Weg, nass von oben, nass von unten in tiefen Fahrrillen, links Bäume, rechts Bäume, links ´nen See, rechts ´nen See und die Strasse geradeaus, endlos, und da
plötzlich zwei Elche. Leider konnten wir sie nicht volle Breitseite fotografieren, denen war wohl auch kalt. Und weiter ging es, wie gehabt. Von McDonald keine Spur, nicht mal was ähnliches und
eine Tankstelle war auch weit und breit nicht in Sicht.
Es wurde nur merklich kühler und die Hügel rings herum höher und alles mit einem Puderzucker-Schneemantel überzogen. Die Wolken hingen tief und überall des Weges gab es Schneebretter aus
denen stellenweise ganze Wassersturzbäche flossen. Eine phantastische Gegend! Irgendwie kann man das weder beschreiben noch mit Bildern rüberbringen. Auch nicht, als plötzlich links ein See
auftauchte, der noch ziemlich zugefroren war - wir haben Juni!
Und dann kam noch ein Schild auf dem Stand: hier höchste Stelle -740 Meter! Schnee, Eis, lausig kalt, Fisselregen, oder doch leichter Schnee? und weit und breit kein Frühstück oder
wenigstens Mittagessen, seufz... Und dann ging es die 740 Meter abwärts, mit Stellen bis 10% Gefälle – und trotzdem traumhaft schön, auch im schlechten Wetter. Und irgendwann stand da mitten im
Niemandsland: „Riksgränse Norge“. Weit und breit niemand zu sehen. Also, mit anderen Worten, es hat sich niemand für uns interessiert von den Zöllnern. Weiter unten kam zwar ein Schild –
geradeaus, wenn Du nix zu verzollen hast und das war es dann schon.
Das Fazit dieser Strecke – ca. 260 Kilometer Natur pur. Diese „95“, die in Norwegen die „77“ ist, kann ich jedem empfehlen. Ich persönlich fand die Strecke von Schweden nach Norwegen besser
als umgekehrt, weil man bergab fahren konnte und nicht ständig aufwärts – schon wegen den Spritkosten.
Wir fuhren nach einer Pause in einem Info-Center weiter über Fauske (= E6) Richtung Bodö. Gekommen sind wir bis „Saltstraumen“. Hier gibt es den gleichnahmigen Campingplatz – groß, gut,
preiswert für hiesige Verhältnisse (ca. 21,50 Euro) und gefüllt vorwiegend mit Deutschen und Holländern.
Anziehungspunkt der Gegend hier ist der Saltstraumen, der schnellste Gezeitenstrom der Welt. So alle 6 Stunden werden hier an die 400 Millionen Kubikmeter Wasser mit über 35km/h durch eine
3 km lange und 150 Meter breite Meerenge gepresst. Wir waren gerade so pünktlich zum nächsten Erlebnis eingetroffen, dass wir noch schnell einen Happen essen konnten und dann los mussten. Wenn
das Wasser kommt – oder geht, je nachdem, dann ist hier der Teufel los. Unzählige Boote sind dann auf dem Wasser, aber auch Fischerboote, die dann Dorsch, Steinbutt und Steinbeisser fangen. Und
es kann wohl auch dann besonders gut geangelt werden. Und wenn man dann noch die Unmengen Möven nicht nur bei den Booten, sondern auch einfach so ins Wasser tauchen sieht mit nem Fisch oder
Teilen davon, dann ist das schon was Besonderes.
Wir waren zwar müde von der ganzen Fahrerei, aber DAS wollten wir dann auch noch einmal sehen. Außerdem regnete es längst nicht mehr.Nun ist es aber genug für heute und morgen geht’s aufs
Schiff nach den Lofoten...