Norwegen - Teil 5 - 28.6. bis 1.7.2008

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28.6.2008 

Später fuhr wieder jeder seinen Weg, und unsere Fahrt ging weiter auf dieser tollen Strecke bis nach Andalsnes. Ist ganz nett, das Städtchen, kein Wunder bei diesen Bergen rings herum. Und wir blieben dann auch direkt hier auf einem Campingplatz. Wenn das Wetter auch morgen sonnig ist, werden wir nach Alesund fahren, sonst geht es weiter Richtung Geiranger-Fjord und vorher den berühmt-berüchtigten Trollstiegen abwärts mit seinen 16 Kehren...
Das Aquarium nennt sich offiziell „Atlantikpark“ und soll eines der größten Aquarien in Nordeuropa sein. Grosse Tanks sollen das Leben im Meer und in den Fjorden zeigen, und man kann auch einmal am Tag einen Taucher beim Füttern zusehen. Außerdem gibt es Kinderbecken mit „Tiere anfassen“. Laut aktueller Beschreibung sollte der Eintritt 90 Kronen (ca. 11.- Euro) p. P. betragen. Aber handschriftlich geändert/überschrieben zahlten wir nun 120 Kronen (!) ( ca 16.- Euro) p.P. Ärgerlich, aber wenn es lohnt...
Es lohnte nicht! Wir haben schon viele Aquarien auf dieser Welt gesehen, und wenn ich da nur Europa nenne, dann ist sowohl das Aquarium in Valencia/Spanien als auch das in Lissabon/Portugal um Klassen (!!!) besser und auch nicht teurer.
Hier wirkte alles sehr lieblos und düster. Kein Licht, wenig sichtbare Fische und wenn, dann kaum zu fotografieren, da das Wasser trüb war. Viele Fischbecken waren leer, manche Bereiche abgesperrt, und weder der Taucher im „Auditorium mit aufgestellten Stühlen“ noch das Außenbecken mit den Pinguinen waren da. Aber man landete unvermeidlich in der überteuerten Cafeteria bzw. im Souvenirladen. Ein paar Ausstellungstücke, wie z.B. Muscheln, waren noch nett. Wir brauchten kaum eine Stunde für das bisschen, was zu sehen war. Ehrlich, 16.- Euro dafür waren 12 Euro zu viel. Da gibt es selbst in Deutschland besseres!
(Folgende Fotos wurden mangels Besserem von den Infotafeln der jeweiligen Becken abfotografiert!)
Wir fuhren zurück in die Stadt, die brechend voll war mit Touristen und Autos. Der ausgewiesene Parkplatz für Wohnmobile existierte nicht bzw. war mit LKWs verstopft, die Häuser in der „Altstadt“ waren schön anzusehen bei unserer Durchfahrt. Diese Altstadt war Anfang des 1900 mal komplett abgebrannt. Dank grosser finanzieller Unterstützung seitens ganz Europa konnte die Stadt wieder im alten Stil neu aufgebaut werden - nämlich im Jugendstil. Überall an den Häusern sieht man Malereien. Nicht verscheigen sollte man allerdings, dass es im Innenbereich der Stadt zahllose mehrstöckige Hotelbauten gibt, und unzählige riesige Parkhäuser!, die das Stadt-Bild wieder kaputtmachen. Ferner ist Alesund ein "Anlaufhafen" der Hurtigrute und anderer Kreuzfahrtschiffe. Demzufolge ist der Hafenbereich sehr gross. Interessiert hätte uns eine Schiff-Fahrt zur Insel "Runde", berühmt wegen seiner millionenfachen Vogel-Kolonien. Dort findet man Papageientaucher und sogar Basstölpel, ganz zu schweigen von den Wahnsinnsmengen an Dreizehen-Möwen. So eine Rundfahrt macht - allein schon wegen des Preises nur Spass und Sinn, wenn die Sonne scheint. 
Also fuhren wir wieder Richtung Andalsnes. Zwischenzeitlich kam uns eine Kolonne Biker entgegen. Es waren so etwas gegen Hundert Motorräder, die uns da entgegenkamen, und wir überlegten, ob die alleine schon eine Fähre voll kriegen würden. War jedenfalls was Ausgefallenes, und der „Sound“ der Fahrzeuge war schon etwas Besonderes. Gefunden haben wir noch das Cafe „Tante Klara“ irgendwo unterwegs. Wir leisteten uns dort zwei Tassen Kaffee für 38 Kronen (ca. 5.- Euro). Aber nix deutsch mit Tante Klara, aber holländisch passte...
Im Sonnenschein fuhren wir gemütlich wieder zu unserem Platz, fanden auch fast an gleicher Stelle wieder unser „Quartier“, und der Tag war gelaufen. Nette Nachbarn waren schon vor uns da und saßen in der Sonne bei Kaffee und norwegischen Plätzchen. Wir tauschten Erfahrungen und Infos aus. Zwischenzeitlich war die Sonne weg und jeder verzog sich wieder in sein Mobil. 
Wir werden versuchen, heute noch unseren Bericht ins Internet einzustellen, da wir ja hoffentlich wieder WiFi haben werden.
Morgen geht es weiter Richtung „Trollstiegen“ und zum Geiranger Fjord. Dort werden wir beizeiten sein, und hoffentlich finden wir den Campingplatz wieder, auf dem wir vor Jahren mal ein Fußball-Spiel im TV gesehen haben. Schließlich ist morgen auch wieder Endspiel-Fussballtag...! Wir drücken Deutschland die Daumen.

 

29. 06.08 Weiterfahrt über Trollstigen zum Geirangerfjord
Heute Nacht war wieder mal schönes Licht vom blauen, wolkenlosen Himmel. Gegen drei Uhr wurde ich wach und konnte beobachten, wie sich Sonne und eine dicke Wolkenwand aus dem Tal trafen. Meist gewann die Sonne, und so entstanden tolle Eindrücke der gezackten Berge mit ihren Schneekappen. 
Gegen 9:30 Uhr machten wir uns auf die Socken. Unsere Nachbarn aus Dortmund und Coesfeld hatten wir noch mit Infos versorgt am Abend vorher. Und eigentlich war klar, dass wir uns irgendwann, irgendwo auf der Strecke wieder treffen würden, da diese die gleiche Route für sich geplant hatten.
Unser erster Einstieg an diesem Morgen war der „Trollstigen“, der nur so was um die 15 Kilometer von Andalsnes entfernt liegt. Man fährt wenige Kilometer hinter Andalsnes rechts ab auf die RV 63, die auch die „goldene Route“ genannt wird bis deren Ende in Grotli, jenseits von Geiranger.
Dieser „Trollstigveien“- wie er hier heißt - bietet eine aufregende Fahrt nicht nur über extrem schmale Strassen, sondern der Brüller sind eigentlich die 11 Haarnadelkurven mit 10% Steigung und einem riesigen Wasserfall namens „Stigfossen“ auf halber Strecke. Geht natürlich `ne Brücke drüber, muss man nicht durchschwimmen...
Ist man endlich oben, gibt es touristisch alles zu kaufen, auch die hübschen, hässlichen, kuriosen, seltsamen Trolle, die hier oben besonders aktiv sind, sagt man. Und natürlich gibt es viel zu gucken, auch die soeben durchfahrenen Haarnadelkurven von einer extra angelegten Plattform an einem Seitenweg. Natürlich haben wir auch unsere selbst gesammelten Glückssteine dort oben aufgehäufelt. Glück braucht man ja immer reichlich.
Auf dem riesigen Parkplatz standen sehr, sehr viele Busse, aus denen Touristenschwärme aus aller Herren Länder ausstiegen. Man musste schon zusehen, dass man nicht unterging in der Menge, die ja alle das selbe Ziel hatten – Haarnadelkurven gucken. Eigentlich fehlte nur SONNE! So wirkte alles ein bisschen düster wie gehabt. Nichts desto Trotz, wir waren begeistert.
Die steile Strasse ging weiterhin noch eine Weile bergauf, aber die Landschaft war nicht zu vergleichen mit dem Trollstigen. Erst als es langsam wieder bergab ging und die Sonne ein bisschen blinzelte, wurde es wieder freundlich draußen. Auf halber Strecke ins Tal und zum Geiranger Fjord gab es noch mal Auflauf. Sechs Busse spien mindestens 300 Menschen aus, die nur ein Ziel kannten: schnell eine klitzekleine Schlucht zu sehen und zu fotografieren. Wir waren traurig, denn es war wirklich unmöglich einen Parkplatz zu ergattern, und so fuhren wir ein bisschen enttäuscht weiter – diesmal eben keine enge Schlucht durch die das Flusswasser gurgelte.
So landeten wir in einer Ortschaft namens Valldal. Dort geht eine Fähre nach Geiranger-Ort ab und man kann somit auch via Schiff hierher fahren. Sicher eine Super-Tour. Eingedenk dessen, dass da vielleicht 50 Personen vor dem Kassenhäuschen standen, die alle diese Tour machen wollten, konnten wir uns ausrechnen, dass es heute sehr spät werden würde – wenn überhaupt - für Geiranger-Ort samt Campingplatz. Und so fuhren wir weiter zur regulären Fähre von Valldal nach Eidsdal ca. 3 Kilometer weiter. Die ganze Überfahrt dauerte 10 Minuten, kostete 78 Kronen (ca. 10.- Euro) und wir mussten nicht mal warten, die Fähre kam gerade.
Norwegen ist ja nun wirklich nicht arm an Fjorden, große, kleine, zerklüftete, langweilige, traumhaft schöne. Dem Geirangerfjord, der eigentlich nur ein Ableger des „Storfjords“ ist, sagt man nach, dass er der schönste Fjord ist mit seinem glitzernden, grünen Wasser, seinen Wasserfällen und seiner Lage zwischen hoch aufsteigenden Bergalmen einerseits und Bergen andererseits. Und so qualmten „Mücke“ auch die Socken, sprich Bremsen, als wir endlich unten im Tal in der Ortschaft Geiranger waren. Auf halbem Weg konnten wir noch ein großes Kreuzfahrt-Schiff sehen, das den Fjord gerade verließ. Sieht alles gigantisch und schön aus und lohnt jede Anstrengung und auch das touristische Gedränge überall. Die Entfernung von Andalsnes bis Geiranger beträgt gerade mal schlappe 85 Kilometer, und die Strasse ist, von der Steigung und der Abfahrt abgesehen, einfach schön und erlebnisreich und aufregend. 
Unsere Nachbarn von gestern Abend hatten wir unterwegs mehrmals wieder getroffen, und so kam es, dass wir sogar hintereinander zum gleichen Campingplatz fuhren. Und es war auch höchste Zeit - obwohl es erst 13:30 Uhr war - anzukommen, um noch einen Platz direkt am Fjord, mit der Nase vor dem Wasser, zu ergattern. Und nun stehen wir hier mit tollem Panoramablick, zwei große Luxusdampfer liegen in greifbarer Nähe von uns, dazwischen kommt mal ein Hurtigrutenschiff und die Fährschiffe, und die Sonne gibt sich auch wieder öfters die Ehre. Von unserem Standplatz aus, sehen wir auch direkt auf die „Adlerstrasse“ ,und wir sehen auch die anderen Wohnmobile, Busse und PKW kommen und gehen. Wir überlegen ernsthaft, hier noch einen Tag dran zu hängen, wenn das Wetter einigermaßen ist. Irgendwo würden wir dann den Tag einsparen...
Heute Abend ist jedenfalls erst mal das Endspiel Deutschland-Spanien, und ich habe mit der Rezeption vereinbart, dort vor dem Fernseher gucken zu dürfen. Nur unsere Stühle müssten wir mitbringen, sagte die freundliche Rezeptionistin. Machen wir doch glatt, schließlich muss sie jetzt bis 23:00 Uhr oder so ausharren..

 

30. 06.08 Weiterfahrt auf unserer schönsten und aufregendsten Strecke zum Ort Lom
Auch heute kann ich nur sagen: Wahnsinnstag! 
Und das hat nix dem verpatzten EM-Endspiel gestern Abend zu tun... Ja, Endspiel haben wir auch geguckt, ca. 10 Deutsche auf einer kleinen Terrasse im mehr oder weniger strömenden Regen und unter Regen-Schirmen versteckt. Nass und kalt war es und dann auch noch so ein lausiges Endspiel. Aber nun ist Fußball vorbei und zumindest bei uns geht das Leben normal weiter...
Die ganze Nacht schüttete es auch Eimern, und so war am Morgen schon klar, dass wir weiterfahren würden. Diskutiert haben wir noch, ob wir eine kleine Schleife um den „Breidalsvatn“ machen sollten, weil der Weg auf unserer Norwegen-Karte für dort „Grün“ ausgewiesen ist und somit ja toll sein muss. Es gibt nicht viele „grün markierte“ Strassen in Norwegen. Nach dem kleinen Schlenker wollten wir wie geplant über Lom nach Sogndal fahren. Wir fuhren erst mal los aus Geiranger- dem Fjord und dem Ort, auf die andere Seite des sogenannten „Goldenen Weges“ gegenüber dem „Adlerveien“, den wir gestern runter gekommen waren . Dieser Weg hier führt zum Berg Dalsnibba, der 1476 Meter hoch ist. In 1030 Metern befindet sich eine Touristen-Hütte und Anlaufstelle aller Touristen-Busse.
Dieser Weg da hinauf ist aber so was von eindrucksvoll, dass ich dafür glatt den Trollstigen und den Adlerweg von gestern weg schmeiße! Auf dieser Auffahrt, die gute 10-15 Kilometer lang war, gab es Kurve hinter Kurve – Spitzkehren natürlich – dazu mindestens ebenfalls 10% Steigung. Manchmal heulte „Mücke“ und wollte den ersten Gang. Aber es war supertoll und aufregend und jedem zu empfehlen. Wir fanden, dass wir bis jetzt unsere Tour „richtig rum“ gemacht haben, nämlich gegen den sonst üblichen Weg der Touris. Und so hatten wir weniger Autos am Hals und vielleicht auch den besseren Blick – ist natürlich subjektiv.
Und als wir endlich oben waren, empfing uns Regen, Nebel und trotzdem eine Spitzenaussicht. Vor uns ein gefrorener See, dem man ansah, dass er eigentlich nie ganz abschmilzt. Die Eisschicht war an einigen Stellen weg, da viele Wasserfälle von allen Seiten dazu liefen. Aber an manchen Stellen war das Eis blaugrundig und somit auch schon länger nicht mehr abgeschmolzen.
Wir haben uns nicht aufgehalten in der Hütte, da waren schon drei Busse voller Touris vor uns drin. Statt dessen fuhren wir weiter auf einer weiterhin wahnsinnig engen Strasse – meine Gebete an diesen Stellen kennen Sie ja schon. Die Strasse läuft quasi am See entlang weiter bis sie dann langsam in Gefälle übergeht, aber sehr moderat. Ich habe kein einziges Foto machen können, die Strasse erforderte schon meine ganze Aufmerksamkeit, aber Anni hat filmerisch und fotografisch „zugelangt“ - sie brauchte sogar meinen Kamera-Chip. Und SIE werden heute extra viele Bilder finden.
Irgendwann kam urplötzlich um den See herum eine Kreuzung – die A15 rechts nach Stryn links nach Grotli. Wir fuhren rechts herum, da wir ja die Extra-grüne Strasse machen wollten. Als erstes mussten wir durch 3 Tunnel – 4,5+3,5+2,5 Kilometer lang, und das ziemlich steil bergab da drinnen. Als wir raus kamen aus dem letzten Tunnel und damit rechneten, nun am See „Breidalsvatn“ gemütlich ebenerdig entlangzufahren, sahen uns aber mächtig getäuscht.
Da bist`e nun durch Millionen von Spitzkehren gefahren, hast dem Busverkehr getrotzt, und die Holländer ignoriert, und was findest Du nach drei endlos langen Tunneln vor? Links herum und wieder aufwärts, zurück inne Berge – und 27 Kilometer im „Strynefjellet“ fahren. Ich wusste nicht, kriege ich die Krise oder was. Und dann hatte ich zwei Busse im Nacken und machte nicht nur an unübersichtlicher Stelle Platz, sondern hängte mich hinten dran - „Mücke“ ein Extra-Lob. Wo die Busse durchgehen, komme ich noch lange mit. Diese Abenteuer-Strasse trägt die Bezeichnung A 258 und ich kann im Nachhinein nur sagen: DAS war unsere Traumstrasse in diesem Urlaub!
Sie führt in ein Sommer-Skigebiet auf einer als „besonders sehenswert“ ausgewiesenen „braunen“ Strecke, die eben auch „grün“ war auf unserer Karte. Als erstes sahen wir linker Hand einen mächtigen Wasserfall, konnten aber leider nicht halten. Bei fast 15% Steigung qualmten nicht nur die vor mir fahrenden Busse. Also nicht stehen bleiben, sondern weiter mit 20 Sachen die extrem schmale Strasse hoch, samt genau so enger Kurven hinter den Bussen hinterher – denn wo die durch können...Gottseidank für die Busse und mich kam kein einziges Auto entgegen. Und so schafften wir nach ca. 5 Kilometern alle auch die Stelle mit der Sommerski-Piste. Die Anlage war sogar in Betrieb und für uns unerwartet gab es mehr als eine Handvoll Skiläufer dort und der Lift lief auch – allerdings sah man nicht die Hand vor Augen. Der Nebel hatte alles eingedickt. Und so blieb es dann leider auch vorläufig auf unserer weiteren Strecke – Nebel ohne Ende und nur schemenhaft konnte man die Schönheit dieses Hochplateaus wirklich erkennen. Wir fuhren durch meterhohe Schneewehen rechts und links der Strasse, wir sahen einsame Seen, noch einsamere Häus´chen und eine Landschaft – grandios. Ich kann es einfach nicht richtig beschreiben. Und ich wage mir nicht vorzustellen, wie diese Traum - Naturlandschaft bei Sonnenlicht aussehen mag – und das alles in nur 1150 Meter Höhe.
Irgendwann hatten wir allerdings eine glitschige nebelfeuchte Schotterstrasse als Fahrstrecke und Gegenverkehr von „unten“ – und falls Sie denken, ich habe was gegen Holländer, bloß weil sie bei uns zu Hause um die Ecke wohnen – mitnichten! Die sind bloß immer schon vor uns an den Plätzen, wo es wirklich schön ist! Und so war es auch hier, Holländer ohne Ende, mit PKW und Wohnmobil. Und dann kamen doch tatsächlich zwei deutsche Mobile und man mag auch das nicht glauben, das waren die Jungs vom Campingplatz Pepe in Spanien, die wir schon mal auf den Lofoten getroffen hatten. Und die erste Frage war dann natürlich auch:“ ja wo treibt ihr euch denn herum?“ und die Antwort entsprechend: „ immer da, wo ihr auch rumkriecht“. Wir haben gelacht und jeder fuhr wieder seines Weges, die in den Nebel hinauf und wir ein bisschen runter.
Und endlich ließ auch der Nebel nach und wir hatten wenigstens ein bisschen Gelegenheit diese grandiose Landschaft zu sehen. Und wir dachten bisher, wir hätten schon tolle Flecken in Norwegen kennen gelernt. Das hier war der absolute Höhepunkt – und wir sind froh, diesen kleinen Umweg gemacht zu haben! 
Zwangsläufig landeten wir nach unserem 2-Stunden-Extra-Ausflug wieder auf der A15 Richtung Grotli. Und ich konnte mal richtig so entspannen und Gas geben. Und „Mücke“ war auch ziemlich froh, diese elende Schinderei im zweiten Gang hinter sich zu haben. Lange ging das dann allerdings nicht so. Plötzlich ein Schild: Pollfossen. Wir rein, denn bei „Fossen“ (Wasserfall) werden wir immer weitsichtig und hellhörig. Wir landeten vor einem Restaurant von 1889 mit `nem Troll vor der Tür, und wir dachten, das wars.
Aber das war es eben nicht. Und so liefen wir noch einmal zur Hochform auf, denn hinter dem Haus ging ein Weg zu einem Wasserfall – auch das unglaublich. Mit einem Affenzahn – ich würde sagen, das waren locker 50km/h, zwängte sich ein mächtiger Wasserfall durch eine enge Schlucht und unter einer Brücke durch, über Stock und Stein und Felsen und spie das Wasser in riesigen Kaskaden aus. Dieser Fluss heißt „Odda“, und so was habe ich noch nie gesehen. Auch das kann man weder in Worten noch in Bildern wiedergeben – einmalig, phantastisch, außergewöhnlich , ach und überhaupt...
Als wir zurück kamen, wollten wir uns in dem Restaurant einen Kaffee gönnen, auch wenn der immer und überall ein Vermögen von mindestens 5.- Euro für zwei kleine Tassen kostet. An der Tür stand ein Schild: wir sprechen holländisch, deutsch und spanisch. Auf dem Parkplatz standen 8 Autos – unseres mitgerechnet – und 7 davon mit mit holländischem Kennzeichen. Irgendwo muss hier ein Nest sein..... Wir fuhren weiter.
Mittlerweile war es gut 13:00 Uhr geworden, und unsere Planung stimmte nicht mehr. In Lom dem Ort, an dem unsere Strasse nach Sogndal – die A55 – abging, steht eine bezaubernde Stabkirche, eigentlich direkt an der Strasse. Sie zählt zu den größten und schönsten der erhaltenen Stabkirchen in Norwegen. Ursprünglich vom Typ „Basilikakirche“ wurde sie aber im 17. Jahrhundert umgebaut. Restauriert wurde sie 1933 und dabei weitestgehend wieder so hergestellt wie sie mal war. Echt erhalten sind allerdings nur noch die tragenden Säulen des Schiffs und einer der Drachenköpfe. Alles andere stammt aus später. Und sie sieht auch von außen Klasse aus.
Wir wären gerne auch in die Kirche gegangen, aber abzocken lassen wollten wir uns nicht. 45 Kronen pro Person und absolutes Fotografier-und Videofilmverbot finde ich ungehörig. Diese Kirche IST eine Kirche und wird sonntäglich für Gottesdienste genutzt. Verständnis hätte ich gehabt, wenn man gesagt hätte, bitte zahlt euren Beitrag für den Erhalt der Kirche, und mit Blitzlicht arbeiten dürft ihr nicht, aber filmen und fotografieren ist o.k.! So beließen wir es bei der Außenansicht. Natürlich ist auch diese unsere Einstellung subjektiv!
Wir fuhren in den Ort Lom, weil wir Hunger hatten. Anni wollte unbedingt wenigstens Pommes essen. Aber bei `ner Handvoll gelber Stäbchen, die mal so eben 40 Kronen (5.-Euro) kosteten und von denen man nicht mal weiß, wie sie schmecken, nahm Anni dann doch Abstand. Wir gingen zurück ins Wohnmobil und machten ein Glas Würstchen aus unserem heimatlichen Bestand auf, und die haben auch kalt geschmeckt.
Weiter ging die Fahrt Richtung Sogndal. Nach ca. 15 Kilometer kamen wir allerdings zu der Erkenntnis, dass es einfach zu schade wäre, jetzt gegen mittlerweile 14:30 Uhr, die lange „grüne“ Tour am „Jotunheimen-Gletscher“ vorbei nach Sogndal zu machen. Wir brachen ab, fuhren zurück nach Lom, gingen als erstes tanken (heute 14,41 Kronen den Liter = fast 1,80 Euro!), gingen noch Brot im Supermarkt einkaufen und fuhren auf einen Campingplatz namens „Lom Ski und Fjellcamp“ auf dem Weg nach Sogndal. Hier stehen wir mutterseelenallein direkt am Ufer „unseres“ Flusses Odda, der auch hier wild, breit, laut und phantastisch gurgelt. Die Sonne scheint ein bisschen (!), wir sind frisch geduscht – kostenlos – und widmen uns ganz diesem Rest-Tag, der so unerwartet außergewöhnlich und schön war.... Morgen geht es dann wirklich weiter nach Sogndal und dann werde ich wieder berichten...

 

01.07.08 Weiterfahrt von Lom auf dem „Sognefellsvegen“ nach Sogndal/Sognfjord
Die Sonne weckte mich schon um 6:45 Uhr als sie mir voll ins Gesicht schien. Ich lasse die Gardinen immer ein bisschen offen, und so erwischte sie mich voll. Ich war umgehend hellwach – Sonne! - genau das, was wir uns für diese Bergtour heute gewünscht hatten. Ich weckte Anni, die bei dem Wort SONNE auch ziemlich flott wurde. Und so waren wir schon gegen 8:00 Uhr fertig und startbereit. Wir fuhren Richtung Sognedal, ausgewiesen offiziell als „braune“ Strecke und bei uns in der Karte als „grün“ markiert, – am Jotunheimen NP vorbei und an seiner grandiosen Aussicht – dazu später...
Aber vorher sahen wir plötzlich 2 Wohnmobile am Wasser stehen mitten in der Natur. Na, und wem gehörten die? Natürlich den Ludwigsburgern bzw. Pinnebergern, die wir aus Pepe/Spanien kennen. Wir hupten mal von der Strasse aus, aber nix rührte sich – die schliefen um halb neun wohl noch fest. Anni machte ein „Beweisfoto“, und wir fuhren weiter.
Die Strecke zum Jotunheimen Nationalpark hinauf war wieder gepflastert mit Spitzkehren und z. T. mächtigen Steigungen. Aber irgendwann erreichten wir über enge Strassen, supertolle Ausblicke über die Berge, stahlblauem Himmel und die ersten Wolkenfetzen, den Parkplatz vor dem „Jotunheimen“.
Jotunheimen Nationalpark – eine Welt für sich. Insgesamt ist das Gebirgsmassiv namens „Hurrungane“ mit 20 Gipfeln über 2.000 Meter ausgestattet und sicherlich ein Mekka für Berg-Fan´s, egal ob Wanderer oder Bergsteiger. Gleichzeitig ist aber die Strasse dahin, dadurch und wieder runter aus diesem Panorama eine nationale Touristenstrasse (braun) und trägt die Bezeichnung RV 55 und geht von Lom bis Luster! Sie ist so was von beeindruckend, weil sie nordisch, wild und bestimmt voller Trolle ist....
Wir also auf den ersten Parkplatz im Gebiet. Und was sehen wir da? Den fehlenden Pepe-Mann – völlig allein und losgelöst von den beiden anderen WoMo´s. Natürlich war die Freude groß, und wir quatschten und quatschten. Und wer tauchte `ne halbe Stunde später auf? Die zwei verlorenen Schafe vom Fluss. Und nun quatschen wir erst recht – über tolle Strassen und Gegenden in Norwegen, über andere Touris, über die strengen Zollkontrollen, über Bierknappheit – das war unser Thema -, über Gott und die Welt und dass wir uns im September alle wieder in Spanien bei Pepe treffen sollten...
Zwischenzeitlich waren dicke Wolken aufgezogen und wir alle wollten nur noch auf die Piste. Und so fuhren wir dann wieder unserer Wege, die drei und wir mit unserer 102 PS-Mücke hinterher – gaaanz geruhsam.
Schön ist und war es dort oben in Jotunheimen. Berge mit Schneekappen bis zum Horizont, Strassen wie in Texas – geradeaus und Berg und Tal, zugefrorene Seen und Schneewehen rechts und links der Strasse und daneben und oben drüber allenthalben. Stellenweise hatten wir zwischen den mittlerweile dicken Wolken dann Sonnen-Blicke und schon veränderte sich die Welt dort oben farblich dramatisch. Ein bisschen Gletscher vor Augen und eine Menge Langläufer, witzigerweise auch zu Fuß. Hatten dort oben wohl ein Trainingscamp. „Dort oben“, hört sich nach Alpen an – war aber nicht. Es war am höchsten fahrbaren Punkt mal gerade 1.434 Meter. Ich hatte ja gedacht, der See am Dalsnibba oberhalb von Geiranger wäre was Besonderes. Ist er nicht, hier oben gab es eigentlich See an See. Und ebenso schön und vereist wie der See gestern. Nur, dass heute stellenweise die Sonne schien.
Irgendwann, als der Weg mal mächtig abwärts ging mit offiziellen 8%, die es nie und nimmer waren, eher 12%, meinten wir,„Mücke“,und uns was Gutes antun zu müssen und `ne Pause einzulegen. Die beiden Tassen Kaffee kosteten wie gehabt 40 Kronen (5.-Euro). Aber das Ambiente dieses Hotels „Turtagro“ war schön. Sogar eine große Bibliothek mit Unmengen Büchern stand den Gästen zum Lesen zur Verfügung – ich kann bloss kein norwegisch, seufz..
Und weiter ging es dann ins Tal, vorbei an unzähligen Wasserfällen, Wiesen mit Almen wie im Lederhosen-Land und Gefälle wieder locker um 12-15%. Mücke hatte sich trotz Pause ein Gummi-Stink-Aroma zugelegt und wir waren froh, bei dem Ort „Fortun“ - wie witzig – auf die normale Strasse zurück zu kommen. Die gesamte Strecke bis hierher – und noch ein Stückchen weiter bis zu dem Ort „Graupe“ ist in den Landkarten als „grün“ eingestuft. Und bis „Fortun“ haben wir geschlagene 4 Stunden für die läppischen 80 Kilometer gebraucht – ich denke, das sagt alles. TOLL!
Wir fuhren weiter an und um einem Fjord namens „Lustrafjord“. Fjorde kann ich nicht mehr sehen, aber dieser hier hatte knatschgrünes Wasser und war somit anders als all die anderen vorher. Schön. Weitere eineinhalb Stunden brauchten wir dann noch bis „Sogndal“ und ich hatte hier die Faxen dicke und wollte nur noch „Feierabend“. Es war eine fahrerisch anstrengende aber supertolle Tour. Und obwohl wir ziemlich „abgefüllt“ sind und unsere Aufnahmekapazität von Natur und Kultur gegen Null geht – es fasziniert doch immer wieder auf Neue.
Gelandet sind wir auf dem Campingplatz: „Kjörnes“, an der E5 gelegen, auf dem Weg nach Kaupanger. Ein Superplatz, vielleicht der beste bisher hier in Norwegen. Und ziemlich neu in den sanitären Ausstattungen, auch wenn auch hier für warmes Wasser zum Duschen wieder 10 Kronen extra bezahlt werden müssen. Er liegt direkt am Sognefjord und ist bestimmt schön, wenn die Sonne scheint. Zumindest ist es hier sehr ruhig.
Morgen beginnen wir unsere „Stabkirchen-Tour“. Und ich werde mich bestimmt wieder aufregen über die Eintritts-Preise und das Fotografier-Verbot. Aber zumindest die Kirche in Borgund werde ich mir zähneknirschend gegen Gebühr auch von innen antun. Sie ist die einzige, an der man seit ihrer Entstehung keinerlei bauliche Veränderungen vorgenommen hat. 
Wie weit wir dann kommen oder fahren, hängt auch vom Wetter ab. Mein Traum ist es, bis in die Nähe der Autobahn Richtung Oslo bzw. Göteborg zu kommen...