Teil IV: Graue Nomaden ziehen weiter von Broome bis ins "Northern Territory" über den Great Northern Highway

Gastbeitrag von Beate: unterwegsmitbeate.de 

Fortsetzung: Sie berichtet hier von ihrer großen West - & Nord- Australienreise!

 

* kleines Aussie-Wörterbuch Teil 2

Sheilas – Damen(toilette)

Blokes – Herren(toilette)

Billabong - ein Gewässer,

das sich ähnlich einem Wadi in der Regenzeit mit Wasser füllt und während der Trockenzeit mehr oder weniger stark austrocknet

Eskies (Plur., Sing. Esky) – Kühlboxen

 

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In Broome verlassen wir die Küste und die "Sandgropers" ("Strandgutsammler"), wie die Menschen in Western Australia scherzhaft genannt werden und fahren in die Kimberleys, diese wilde und urige Region, die fast so groß ist wie Deutschland und Österreich zusammen. Gerne hätten wir den abenteuerlichsten Weg genommen, die Gibb River Road, aber das ist nur mit Allradfahrzeugen erlaubt. Also fahren wir weiter auf dem Great Northern Highway.

 

14. Fitzroy Crossing: Caravan Park der Fitzroy River Lodge

https://www.fitzroyriverlodge.com.au/

Eine sehr schöne, große Anlage, auf der eine Gruppe von kleinen Kängurus lebt. Die Menschen sind freundlich und der Platz ruhig – bis am zweiten Tag eine Bande von acht offensichtlich schwerhörigen, aber sehr kommunikativen Senioren die Plätze neben uns belegt.

 

 

Trotzdem bleiben wir zwei Nächte auf diesem Platz, denn wir wollen uns das alte Fitzroy Crossing ansehen und die Geikie Gorge erkunden. Abends kochen wir Miso-Spaghetti auf dem Außengrill unseres Campers, und morgens pimpen wir unser Müsli mit sündhaft teurem Obst: 8 A$ (etwa 5 Euro) kostete eine kleine Schachtel mit Blaubeeren und 16,49 A$ das Kilo Weintrauben. Die ein kleiner Dieb in einem (fast) unbewachten Moment auch noch dezimierte.

 

Auf dem Weg nach Halls Creek machen wir Pause auf einem Rastplatz, auf dem man auch übernachten kann. Diese "24 hour-rest-areas", die man relativ häufig am Highway findet, sind mit Toiletten ausgestattet, häufig auch mit Picknicktischen und Grills und wurden angeblich primär für die grey nomads angelegt. Auch für die Fahrer der Road Trains gibt es spezielle Rastplätze: groß, schattenlos, ungemütlich und höchstens mit einem Mülleimer ausgestattet.

 

Unser Platz heißt "Mary Pool" (18° 43' 62" S, 126° 52' 30" E) und ist ein Traum. Tagebuchnotiz: "Eine Handvoll Trailer unter alten Eukalyptusbäumen in der Nähe des Mary River, dazwischen Kühe und darüber das Gekrächz von Papageien … ein kleiner Garten Eden!"

 

Wir packen unsere Campingstühle und den Tisch aus, genießen einen kleinen Snack, beobachten die Kühe, die zur Tränke kommen … und müssen leider allzu bald wieder weiterfahren.

 

 

15. Halls Creek: Halls Creek Caravan Park

 

 Ziemlich rustikal und staubig, und die wenigen Plätze mit spärlichem Schatten sind von Dauercampern belegt. Ansonsten ausgesprochen freundlich und mit sauberen Waschräumen, aber in die Jahre gekommen. Sensationeller kleiner Shop mit wirklich ALLEM, was das Herz begehren und der Camper brauchen könnte.

Wie auch Fitzroy Crossing gehört Halls Creek zu den wenigen Ortschaften mit einem höheren Bevölkerungsanteil an Aboriginal Australiern als an weißen und kämpft mit den Problemen, die sich aus dem Zusammenleben der beiden ungleichen Kulturen ergeben.

Warum aber die Polizei in der Nacht auf unserem Campingplatz mehrmals Streife fuhr, das hat sich uns erst später erschlossen, als wir die Bewertungen bei tripadvisor lasen.

 

 

16. Mabel Downs Station: Bungle Bungle Station Stay Caravan Park

 http://bunglebunglecaravanpark.com.au/

Wieder eine Farm, die einen Campingplatz ihr Eigen nennt. Ziemlich groß und urig, aber mit wenig Schatten. Dafür mit einem Plan, in dem die wenigen vorhandenen Bäume eingezeichnet sind. Wir entscheiden uns für den Stellplatz Nummer 15, und tatsächlich steht dort ein Baum und gibt wenigstens einen Teil des Tages etwas Schatten. Ein weiteres Highlight dieses Platzes: ein großes, offenes Zelt mit einem Gasgrill, mit Tischen und Stühlen. Dazu ein Lagerfeuer, das jeden Abend angezündet wird, und um das man im Kreis herum sitzt, eine Flasche Bier in der Hand und was zum Knabbern neben sich.

 

Das unbestreitbar größte Plus dieses Platzes ist jedoch seine Lage bei Warmun (früher Turkey Creek) und damit die Nähe zum Purnululu Nationalpark mit der Bungle Bungle Range. Und so buchen wir hier dann auch für 315 A$ (knapp 200 Euro) pro Nase einen Tagesausflug in den Park und lassen uns von Trevor in seinem alten Truck die Gegend zeigen. Nebenbei: eine schweißtreibende Angelegenheit bei den kilometerweiten Wanderungen in der Hitze und über Stock und Stein.

 

Nach Rückkehr gab's dafür dann noch ein zünftiges "Stockmen's Dinner" am Feuer. Und auch wenn ich mich als Vegetarier bei den Steaks ausklinkte, so schmeckten doch Gemüse und Kartoffelpüree ausgezeichnet, und der apple crumble zum Nachtisch war ein Gedicht.

 

 

Am zweiten Tag wollten wir uns zusätzlich einen Heli-Flug über die Range gönnen, aber leider wurde ausgerechnet an diesem Tag das Fluggerät gewartet. Also weiter zum Doon Doon Roadhouse, das von Aboriginals geführt wird und ein Erlebnis ist: sehr sauber und freundlich, ein netter Shop mit vielen tollen Büchern - und nicht zuletzt ein total leckerer veggie-burger, kreiert nach meinen Wünschen. So gestärkt ging es gut gelaunt weiter an den Lake Kununurra.

 

 

17. Kununurra: Discovery Parks Lake Kununurra

http://www.discoveryholidayparks.com.au/caravan-parks/western-australia/east-kimberley-lake-kununurra

 

Schön schattig (für uns ein immer wieder wichtiges Kriterium in Down Under) mit altem Baumbestand. Und ein Traum, wenn man wie wir das Glück hat, einen Stellplatz direkt am See zu bekommen. Da stört es dann auch nicht, dass es hier etwas enger zugeht als auf anderen Plätzen und dass wir zum ersten Mal unfreundliche Nachbarn haben. Aber vielleicht wäre ich das auch gewesen, hätte man mir einen Camper direkt vor meinen Ausblick auf den See gestellt.

 

Unseren großartigen Tag runden dann ein sehr schöner Sonnenuntergang und Hunderte von Flughunden ab, die in der Dämmerung über unseren Platz fliegen … wer denkt da noch an einen ausgefallenen Helicopter-Flug? 

 

Tagebucheintrag am nächsten Tag: "Friedlicher Morgen auf dem Campground und ein early morning coffee mit Blick auf den See. In den Bäumen schwatzen unbekannte Vögel, und unsere unfreundlichen Nachbarn sind auch erst einmal weg. Wieder läuft für vier Dollar eine Waschmaschine, und nachher werden wir zur sunset cruise auf dem Lake Argyle abgeholt."

Die abendliche Fahrt auf dem Argyle See war ein wunderbares Erlebnis und jeden seiner 125 Dollars wert: ganz aus der Nähe sahen wir kurzohrige Rock-Wallabies und die etwas größeren Wallaroos (Bergkängurus), Freshies (also Süßwasserkrokodile) und einige Wasservögel. Weiterer Höhepunkt: die nach unserem über die Bordwand gehaltenen Brot spuckenden Schützenfische und die etwas trägen, aber verfressenen Welse.

 

Den Sprung vom Boot ins lauwarme Wasser des Sees überließen wir den Jüngeren, aber dafür langten wir dann beim Sonnenuntergang wieder kräftig zu bei Kräckern und Frischkäse, Hummus und Sekt.

 

Inklusive der Bustransporte von und zum Caravan Park erlebten wir sechs wunderbare, interessante und erholsame Stunden auf dem größten Stausee und Wasserspeicher des Kontinents.

Einige Kilometer östlich von Kununurra liegt die Grenze von Western Australia zum Northern Territory. Hier müssen wir die Uhren um 1 ½ Std vorstellen, der Great Northern Highway heißt ab hier "Victoria Highway", und statt der erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h in WA dürfen wir im NT 130 km/h fahren. Was wir aber nicht tun: erstens sieht man so weniger von der Landschaft, und zweitens haben wir uns an die langsamere und gemütliche Fahrweise gewöhnt.

 

 

 

 

 

FORTSETZUNG FOLGT!