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Campergeschichten -04


Gemeinschaftstour

Es gibt neue Nachbarn  bei Anton und Dolli. Die vorigen "steinigen" Nachbarn waren sehr wortkarg und konnten sich nicht mit Anton und Dolli anfreunden. Der Grund mag wohl darin gelegen haben, dass Anton Steine vom Boden aufgehoben hatte, um vorübergehend den Rand vom Küchenzelt damit zu beschweren. Aber die Steine waren wohl Eigentum dieser "steinigen" Nachbarn, denn die Frau Nachbarin hatte das sofort spitz gekriegt und Anton laut und deutlich gemaßregelt. Dass sie ihn nicht als Dieb dargestellt hat, war schon alles. Und dann beschimpfte sie Anton noch, dass er gefälligst seine Zigarettenkippen nicht auf die Erde werfen soll, sondern den Aschenbecher benutzen muss. Anton ist Nichtraucher. Dolli auch. Damit war dann die nicht entstandene nachbarschaftliche Freundschaft schon geplatzt, bevor sie entstehen konnte. 

Aber die "neuen" Nachbarn, Trudi und Egon, haben sich bereits bei Anton und Dolli auch als neue Nachbarn vorgestellt und schon eine Einladung zum Kaffee ausgesprochen. Das ist natürlich sehr lobenswert. Egon ist smart und fährt auch einen Smart. Trudi ist auch smart, fährt aber nur mit im Smart. Beide sind ein bisschen älter als Anton und Dolli, aber fit wie ein Turnschuh. Naja, Trudi nicht ganz so, denn sie hat doch so einige altersgemäße Wehwehchen, wie sich schon bald herausstellt. Aber wer hat die nicht auf dem Campingplatz?

Egon ist sehr aktiv. Beim gemeinsamen "Kaffeeklatsch" wird beschlossen, man macht was Gemeinsames. Tage später kommt Egon und verkündet seine organisierte Gemeinsamkeit. Mit  mindestens fünf PKW´s wird in den nächsten Tagen in die Berge gefahren und unterwegs geguckt, gegessen und getrunken. So ist es dann auch. 

Zuerst wird zum Imker gefahren, der aber leider nicht geöffnet hat. Macht nix, Honig kann man später auch anderswo einkaufen, obwohl dieser Imker der leckerste Honig weit und breit haben soll. Dann gehts weiter in die Berge. Irgendwo wird nochmal ein nicht angekündigter Halt gemacht, damit Egon sein Trinkwasser an einer Quelle auffüllen kann. Seine 4x5 Liter Platikbehälter sind aber ganz schnell gefüllt, und es kann weitergehen. Man fährt an Orangen-und Mandelbäumen vorbei, hält mal hier, mal da, macht seine Erinnerungsfotos ...und probiert auch mal hier und da, ob die Qualität der Orangen und Mandarinen auch schon gut ist. Ist gut. Aber gekauft wird auf dem Wochenmarkt.

Und da in der Nähe des Wochenmarktes auch eine Bodega ist, kehrt man dort natürlich auch ein. Darauf haben viele schon stillschweigend gewartet, auch Anton und Dolli. Und jetzt wird der Wein geprüft und natürlich probiert ... und noch so einige andere flüssige Dinge. Anton entscheidet sich aber nur für den Rotwein, am besten im 5-Liter Gefäß. Alles sehr preiswert für gut 5 € - und ohne Pfand. Dolli möchte aber lieber den Rosado. Dann wird erst einmal diskutiert. Eine ähnliche Diskussion wird auch bei den übrigen beobachtet. Nur Egon diskutiert nicht. Er hat bereits seine diversen roten "Weinchen" geordert, überlegt nur noch, wie er das alles in seinem geräumigen Smart verpackt kriegt. Trudi hofft jetzt nur, dass der Wein wirklich ins Auto verpackt und nicht sie vor Ort zurück gelassen wird. Nein, sie geht auch noch rein. Und Dolli hat auch eingesehen, dass sie Anton seinen Rotwein genehmigt, aber nur unter der Voraussetzung, dass auch sie ihren Rosado bekommt. Sie bekommt ihn. Ist ja alles billig und lecker. Und dann gehts über Schleichwege zurück zum Campingplatz. 

In regelmäßigen Abständen gehen Anton, Dolli, Trudi und Egon gemeinsam essen. Alle essen ja gerne. Und die täglichen Gerichte in den Lokalen sind ja sehr spanisch, also lecker und preiswert. Da gibts so eine besondere Lieblingskneipe mit einem italienischen Namen, aber mit spanischen Gerichten. Gar nicht weit weg vom Platz. Das "Menue del Dia" wird allen empfohlen. Auch den Nachbarn Pedro und Kitti.

Pedro und Kitti sind schon sehr positiv aufgefallen, weil sie fleißige Camper sind und sich ständig beschäftigen. Oft auch mit den Anliegen der anderen Camper. Und Anton und Dolli haben sie gerade deswegen ins Herz geschlossen. Pedro kann alles. Er spricht ... alle nötigen Sprachen der Welt, klar, auch Spanisch. Und das ist natürlich bei den deutschen Campern sehr gefragt. Er kann aber noch viel mehr. Er ist der gefragteste Typ auf dem Platz, denn auch für Reparaturen jeglicher Art ist er zuständig. Er kann und macht noch mehr. Pedro ist absolut sportlich. Neuerdings gehen er und Egon gemeinsam ins Meer schwimmen. Unabhängig von Wasser-und Außentemperaturen. Allein bei dem Gedanken graust es Anton schon. Anton und Dolli bleiben da lieber bei ihrer bevorzugten Sportart: Schwimmen und Saunieren im hoteleigenen Pool des Golfhotels, das nur wenige hundert Meter entfernt liegt. Manchmal werden sie ja deswegen von anderen belächelt. Doch bevor sie ins stürmische und eiskalte Meereswasser springen und sich dort alle Krankheiten der Welt holen, lassen sie sich lieber belächeln. Nur an einem Tag haben sie auch gelächelt. Es war der Tag, an dem Egon und Pedro bei Sonnenschein sich aufmachen, ins Meer zu gehen. Sie sind ja abgehärtet und sportlich und können sich flott bewegen. Nur Egon hat sich zu schnell bewegt, Wasser getrunken ... und sein Gebiß war weg. Und das suchen sie heute noch. Aber es sei an dieser Stelle gesagt, dass es in Spanien auch deutsche Zahnärzte gibt, die preiswert, gut und schnell neue Zähne herstellen. Egon hat davon notgedrungen Gebrauch gemacht. Er lächelt wieder!

 

 

Happy Day in Amerika

Schon vor Monaten  

haben Anton und Dolli während ihrer Mallorcareise spontan einen Flug und einen PKW für eine längere USA-Reise vorgebucht. Es hat ja große Rabatte! Termin stand fest: Sommer d.J. Also, Wohnmobil eingepackt, äh, alles zusammengepackt und vom Campingplatz Pepe zurück nach Hause gefahren.

Zuhause neu gepackt für die  große Amerikareise. Huch, viel Organisation. Aber Dolli macht das schon. Pässe verlängert, Geld getauscht, ADAC informiert bzw. Versicherung abgeschlossen für Notfälle, Fotosachen überprüft, Landkarten ausgesucht, Ziele festgelegt, Tribandhandy geliehen, Kreditkarten kontrolliert, Gesundheitsscheck machen lassen, ...! Reisefertig. Beide sind aufgeregt. Es geht schließlich ganz weit weg: nach Amerika.

Über 14 Stunden Flugzeit und mehr als 8000 km von zuhause entfernt und in schwindelerregender Höhe von 10000 m. Zielort: Las Vegas, eine wirkliche Weltstadt. Anton und Dolli kennen zwar die großen Städte in Deutschland, z.B. Berlin, München, Hamburg, Düsseldorf, aber alles kein Vergleich mit Las Vegas. In Las Vegas gibt es tolle Casinohotels, und man kann an den Spieltischen auch richtig viel gewinnen.

Nach der Ankunft in Las Vegas müssen sich die beiden erst einmal vom langen Flug erholen und die Zeitumstellung von mehr als 7 Stunden verkraften. Nachts stehen sie auf, um zu frühstücken, tagsüber halten sie ihren "Mittagsschlaf".

Aber zwischendurch wagen sie doch einen Einsatz an den Spielautomaten und gewinnen. Dolli gewinnt mit einer Quartermünze sogar 50 Dollar mit einem Schlag, ...den Gewinn verspielt Anton Stunden später wieder stillschweigend. Aber unterwegs haben die beiden diesen 50 Dollar Gewinn dann zusätzlich mehrmals unkontrolliert ausgegeben, weil sie den ja gewonnen haben. 

Und dann wird gestartet. Es geht zunächst in den Norden durch das berühmte Death Valley. Man, ist das da heiß! Aber das Auto hat ja eine funktionierende Klimaanlage ...und sogar Automatik.  Und später stellen die beiden sogar fest, es gibt sogar einen Knopf mit der Bezeichnung "Cruiser", können damit aber erst nix anfangen. Tage später aber dann doch. Death Valley ist so heiß, weil es ja über 80 m unterhalb vom Meeresspiegel liegt. Aber weit und breit kein Wasser zu sehen. Nur Salz, und das ganz viel. Aber sie wissen ja, dass es dort mal vor langer. langer Zeit ganz viel Wasser gegeben hat. Und die Berge links und rechts quetschen sich langsam hoch und lassen das Tal absenken. Und es sinkt immer noch weiter ab. Wo soll das nur enden?

Aber Dolli und Anton wollen wegen der großen Hitze nur noch weg. Von Death Valley aus fahren sie dann in den Westen, um weiter nach Kalifornien zu gelangen. Klappt auch. An riesigen Redwoodbäumen vorbei, Umfang und Höhe bestimmen, an Big Sur entflang, Pelikane und Seelöwen gucken. Eindrücke, die die beiden nicht vergessen werden.

In San Franzisko angekommen, vorgebuchtes Motel auch mit Navi gefunden, Gang zu Fishermans Warf, Fahrt mit der Cable Car, Bootstour zur Golden Gate Bridge, ... nur die Parkplätze sind unbezahlbar. Gott sei Dank hat das Motel kostenlose Parkplätze, dafür aber andere Unannehmlichkeiten. Man wurde schon wegen Kakerlaken und anderer Lebewesen vorgewarnt. Aber zum Glück nix davon gemerkt. Die Hautstiche werden wohl andere Ursachen haben, oder?

Dann gehts weiter in den Norden. Oregon soll ja auch so toll sein. Auf nach Oregon und weitere diverse Nationalparks besichtigen. Ach, ist Amerika schön. Dolli und Anton genießen die Weite, genießen die Sonne und genießen auch das amerikanische Essen. Endlich mal andere Kost als die spanische. Doch Richtung Norden werden die Temperaturen niedriger und die Kleidung mehr und dicker. Und dann passiert es.

Sie sind noch keine zwei Wochen unterwegs, und Dolli klagt über Schmerzen. Zuviel Fastfood gegessen? Verdorbenen Fisch verspeist? Ach ´ne, Dolli ißt ja gar kein Fisch. Die Ursache ist nicht zu klären. Dabei hat der Hausarzt doch gesagt, Dolli sei kerngesund! Nachts geht´s dann per Taxi in die Notaufnahme. Oje, reichen da die Englischkenntnisse aus? Nee, reichen nicht! Aber das konnte man den beiden nicht ansehen! Dolli wird auf den Kopf gestellt, kommt in die Röhre... ! Sie verschweigt natürlich, dass sie bei vollem Bewußtsein in Deutschland schon mal aus der Röhre laufen gegangen ist. Aber hier scheint sie ja nicht bei Trost, äh, nicht bei richtigem Bewußtsein zu sein. Mit Hilfe einer organisierten Simultanübersetzung erfahren die beiden dann, dass es die Galle ist, also Gallenkolik. Ach, wären die beiden doch jetzt in Spanien beim deutschsprechenden Arzt und nahe an zu Hause. Stattdessen wird sich mühsam durchgekämpft ...bis zur OP.

Der ADAC wird eingeschaltet. Telefonate werden geführt. Dolli kann schon lange nicht mehr reden und richtig denken. Anton versucht klaren Kopf zu behalten. Nie mehr Amerika! Nach einigen Rückfragen und zeitlicher Verzögerung gibt der ADAC grünes Licht für eine OP und sogar für einen individuellen Rückflug. Nach 4 Tagen wird Dagmar ohne Gallenblase entlassen, mit einer extrem hohen Rechnung an der Backe, die aber vom ADAC aufgrund der abgeschlossenen Krankenversicherung auch fast komplett übernommen wird. Oh happy day! Nun gehts wieder aufwärts und der schon organisierte Rückflug des ADACs nach Deutschland wird von Anton abgesagt. 

Dolli ist zunächst noch ein bisschen leidend, aber das wird Anton ihr schon abgewöhnen, schließlich ist man ja in Amerika. Anton peppelt Dolli auf, damit sie wieder Farbe ins Gesicht bekommt. Sie kriegt ihre Lieblingsspeisen und auch mal ein gekühltes Bier am Abend. Und dann will Anton weiter. Es gibt soviel zu gucken, und da hätte sowie eine überflüssige Gallenblase gestört. Anton hat ja auch schon lange keine mehr. 

Es soll nun aber zum Yellowstonepark gehen, der ja weltweit bekannt ist. Anton und Dolli haben sich intensiv informiert und wissen, dass jeder Tourist dort einmal gewesen sein muss. Trotz Hotspot! Unter dem Nationalpark liegt nämlich ein riesengroßer Hotspot, der jederzeit explodieren könnte. Die in rund acht Kilometer Tiefe liegende Magmakammer ist rund 60 km lang, 35 km breit, 8-10 km mächtig und erwärmt unterirdische Wasservorkommen, die, wie der Old Faithful, teilweise als  Geysire an die Oberfläche treten. Die Kammer wandert sogar von Ost nach West, ohne dass die Touristen das aber mitkriegen. Ja, das wissen Dolli und Anton alles von Wikipedia.

Dolli und Anton bewegen sich sehr vorsichtig, um den Hotspot nicht zu reizen. Nur der Geysir Old Faithful ist da ganz anders. Der plustert sich hoch auf und nimmt keine Rücksicht darauf. Vor ca. 600 000 Jahren war der letzte Ausbruch des Hotspots, und man rechnet eigentlich täglich mit einem weiteren. Oje, das würde natürlich bedeuten, dass Amerika auf den Landkarten nicht mehr zu finden sein würde. Und Europa würde man vor Dunkelheit auch nicht mehr sehen können. Ganz schlechte Zeiten für die Welt. 

Aber nun sind sie einmal vor Ort und möchten trotzdem was sehen und erleben. Und sie sehen einen Braunbären mit zwei Jungen. Weit weg. So gerade mit der Kamera noch zu erfassen. Es wird geknipst. Ohne Zoom. Hat man vor Begeisterung vergessen. Und an der nächsten Kurve gibts ´ne ganze Herde gewaltiger Bisons. Laufen direkt vor der Kamera. Anton guckt entgeistert und würde am liebsten vor Schreck weglaufen. Dolli sitzt am Steuer und ist ganz cool. Bevor Anton reagieren und knipsen kann, sind die Bisons aber verschwunden. Ohne Foto. Trotz Zoom. Manchmal ist Anton ja sehr langsam. Heute besonders. Dollis Kamera liegt übrigens stoß-und diebstahlsicher im Kofferraum. Aber zuhause wird man allen Freunden und Bekannten von diesem Erlebnis berichten, ...auch wenn das Beweisfoto fehlt. Aber man hat ja doch ein paar schöne Fotos von dem Geysir und den übrigen Schlammlöchern. Nur der Gestank mancher Schlammlöcher kann man damit nicht unbedingt erfassen. Ist auch gut so. Obwohl man ja gerade das einigen Nachbarn gerne demontrieren würde.

Aber man will ja aus der Gefahrenzone weg und bewegt sich nach Utah. Saurier gucken. Saurier haben sehr lange gelebt. Über 200 Millionen Jahre lang. Zuletzt vor ca. 65 Millionen Jahre. Und sie haben Spuren hinterlassen. Ganz viele in Utah. Und dann waren sie plötzlich weg. Aber in Utah sind sie noch. Anton und Dolli halten die Augen auf. Und dann sehen sie einen, in Vernal. Steht vor einem großen Gebäude und hat eine Halskette um mit Namen drauf. Anton übersetzt für Dolli, die ihre Brille schon seit Stunden sucht: "Ein Tritt 5 US $". Dollis Reaktion darauf: "Wir treten nicht". Danach stillschweigen. Stattdessen geht man ins nächste Restaurent, und Anton fragt nach, ob Saurier-Hamburger auf der Speisekarte stehen. Ungläubiges, fragendes und staunendes Schweigen des Kellners! Anton glaubt, man habe ihn nicht verstanden. Dolli wendet sich ab und gibt vor, mit Anton nix zu tun zu haben.

Aber jetzt versteht Anton, warum Utah so kahl, trocken und felsig aussieht, ... weil nämlich die Saurier alles kahlgefressen haben. Und da macht auch der "Green River" seinem Namen keine Ehre. Und als nix mehr da war, sind sie eben ausgestorben. War gut so, denn sonst wären wir Menschen heute bestimmt nicht, denn es gab ja viele fleischfressende Saurier damals. Und die ganze Evolutionsgeschichte wäre natürlich total anders verlaufen. Vielleicht sähen wir dann heute aus wie die Außerirdischen? Alles in Grün oder vielleicht in Gelb? Oder noch schlimmer: alles in rot? Wie vom Mars? Oder alles fertig verpackt in Folien?  Anton stellt sich gerade Dolli vor verpackt in Alu-Klarsichtfiolie mit grün-gelben Streifen. Er sieht die Ähnlichkeit mit einer Möhre oder einer farbenfrohen Steckrübe. Anton darf nicht drüber nachdenken. Und Dolli darf das nicht erfahren, denn dann gäbe es Tagebuch-Schreibverbot.

Dann gehts aber endlich weiter. Zur Route 66, die ja eine sehr, sehr lange Straße ist. Von Chicago bis nach Los Angeles, fast 4000 km am Stück. Dolli möchte nach Oatman, an der alten Route 66, in Ariziona. Klar, Anton ja schon lange. In Oatman gibts ein Hotel mit tausenden Dollar an den Wänden - statt Tapete. Alles echte. Anton und Dolli hinterlassen je einen Dollar dort, sogar mit jeweils einem Autogramm darauf, damit man die Dollar irgendwann wieder erkennt. Man deponiert sie hier ja nur bis man wieder kommt. In Oatman gibts auch freilaufende Esel. Echte. Und mittags erschießen sich dort um 12 Uhr, "high noon", Cowboys gegenseitig. Aber keine echten, denn die stehen anschließend wieder auf und sammeln Dollar bei den Touristen. Dolli und Anton schießen noch ein paar Beweisfotos und verlassen dann den Ort und auch die Route 66, um sich dem Höhepunkt der Reise zuzuwenden: Grand Canyon.

Der Grand Canyon ist ganz groß! Riesig! Seit etwa 17 Millionen Jahren schneidet der Colorado auf einer Länge von über 400 km und einer Breite von mehr als 15 km und einer Tiefe bis zu 2 km sich mehr und mehr in die Felsen ein. Tolle Arbeit. Das soll mal einer nachmachen. Wenn unsere Elbe von München bis Hamburg so arbeiten würde, hätten die Touristen viel zu gucken, aber von Deutschland bliebe nicht mehr viel übrig. Zum Glück entspringt die Elbe aber nicht in oder bei München. Die Bayern hätten auch was dagegen.

Vor Ort machen Dolli und Anton wieder ihre Beweisfotos, mit Sonne, mit Wolken, mit und ohne Touristen. Nur sie selbst vergessen total, sich gemeinsam oder gegenseitig zu knipsen. Aber zuhause wird man schon glauben, dass sie am Grand Canyon waren. Das ist ja wichtig.

Und irgendwann heißt es dann doch, Abschied von Amerika zu nehmen. Anton mag inzwischen auch keine Hamburger und auch keine Omelettes mehr. Er träumt nur noch von einer leckeren Bratwurst mit Sauerkraut und Püree und viel Düsseldorfer Senf dazu. Er will auch kein Englisch mehr verstehen, da man ihn ja auch nicht immer versteht. Und Spanisch kann er eh nicht wirklich, obwohl viele, viele Amerikaner das ja können. Und überhaupt ist ihm Amerika viel zu heiß. Dolli plant aber bereits die nächste Amerika-Tour als Fortsetzung, während Anton überlegt, wie er Dolli überzeugen kann, mit ihm noch einmal, wie bereits vor Jahren, zu einer grünen, kühlen, attraktiven Insel zu reisen: Island. 

 

 

Treffen an der Mosel

Lange wieder zurück in Deutschland. Dolli ist gereizt und aggressiv. Anton spricht nicht mit ihr. Wenn Anton nicht mit ihr spricht, dann telefoniert Dolli mit Gott und der Welt. Auch mit Rita und Diddi und verabredet mit ihnen, sich auf dem Stellplatz in Klüsserath an der Mosel zu treffen. Anton muss mit. Tage später, Dolli ist immer noch hektisch und laut, gehts mit dem WoMo an die Mosel, obwohl Anton lieber das Fußballspiel Deutschland gegen die Niederlande zuhause am TV sehen möchte, weil nämlich auch das Duell Löw gegen van Gaal damit angeheizt wird. Man muss es den Holländern einfach mal zeigen, wer hier der Herr auf dem Spielplatz ist. In Klüsserath nach knapp 2 Stunden auf dem Stellplatz angekommen, wird erst einmal das Umfeld begutachtet. Nur wenige Nachbarn vorhanden, Platzgebühren werden erst abends kassiert, Mosel fließt wie immer in eine Richtung. 

Kurz vor 12 Uhr mittags trifft Anton Vorkehrungen für das Mittagessen: Nudeln mit Omelette und Tomaten-Zwiebelsalat. Dolli sieht das und sagt "Nee". "Doch" ist die Antwort von Anton. "Zuviel Töpfe" kommt zurückgeschossen von Dolli und überreicht demonstrativ eine Dose Erbseneintopf in der linken Hand und in der rechten Hand zwei dicke Knackwürste. "Auch gut" die Antwort von Anton mit dem weiteren Kommentar, "dann weniger Arbeit".

Nach der außergewöhnlichen, aber sehr bürgerlichen Mahlzeit wollte Anton dann doch wissen, wann denn Diddi und Rita kommen werden. Dolli guckt fragend und greift zum Handy, um das abschließend wohl zu klären. Aber keine Verbindung. Anton möchte derzeit schon die digitale Antennenschüssel für den TV-Empfang einrichten, um den richtigen Satelliten zu finden. Ist für ihn eigentlich kein Problem. Hat er ja in Spanien gelernt. Aber irgendwas stimmt diesmal nicht. Er kriegt einfach keinen Empfang und Dolli keine Telefonverbindung. Anton kontrolliert alles, aber es tut sich gar nix. Fast zwei Stunden experimentiert er, Kabel getauscht, Schalter getestet,  Schüssel kontrolliert, Satfinder gewechselt. Es geht einfach nicht. Katastrophe!  Die Zeit drängt, denn das Fußballspiel rückt immer näher. Dolli wird inzwischen noch aggressiver, beklagt sich über den Erbseneintopf, der im Magen so schwer liegt, meint aber eigentlich die Ünpünktlichkeit und Unzuverlässigkeit von Rita und Diddi damit.

Anton gibt auf und packt alles wieder ein. Greift zum Autoschlüssel, befiehlt Dolli auf den Beifahrersitz Platz zu nehmen und fährt umgehend ab. Ab nach Hause. Unterwegs wird natürlich kein Wort miteinander gesprochen. Stattdessen bekommt Anton aber die volle zweite Halbzeit des Fußballspiels zuhause am TV mit und ist glücklich darüber, dass Deutschland nicht verloren hat. Allerdings bei einem Unentschieden von 0:0 hat Deutschland auch nicht gewonnen.

Erst anderntags kommt ganz langsam wieder ein Gespräch zwischen Anton und Dolli auf. Mittags werden Nudeln mit Omelette und Tomaten-Zwiebelsalat gemeinsam gekocht und gegessen. Und eine Telefonverbindung zu Diggi und Rita funktioniert auch wieder. Es war ja alles nur ein MIßverständnis. Das Treffen sollte eine Woche später stattfinden, weil dann nämlich ein fußballfreies Wochenende sein würde. Eine Woche später gehts also wieder an die Mosel. Dolli ist schon wieder oder noch immer gereizt, aber trotzdem ansprechbar. Und der Fehler in der Satanlage ist inzwischen von einem Fachmann auch behoben worden. Aber erklären konnte er Anton den Fehler auch nicht. Wollen wir mal hoffen, dass es kein Bedienungsfehler war!

Eine Woche später. Wieder an der Mosel, wieder Stellplatz Klüsserath, diesmal auch mit Diddi und Rita. Man sitzt sogar schon in gemütlicher Runde und klärt nachträglich wiederholt das Missgeschick von der vergangenen Woche. Es fehlt nur noch eine Weinprobe und ein kleiner Snack, und ein gemütlicher Abend kann beginnen. 

Dolli steht auf, weil irgendeiner der Nachbarn ein Problem hat. Dolli glaubt ja für Probleme zuständig zu sein und kann so manches auch lösen. Dolli stolpert über etwas, schreit laut vor Schreck und weint gleichzeitig vor Schmerz. Oje, was ist denn da Schreckliches passiert? Anton bereits bei ihr und sieht, wie sie ihren linken Arm hält mit den Worten: "Der gehört mir nicht mehr." Bleich sitzt sie wie ein Häuflein Elend da und wartet darauf, dass man ihr hilft. Anton schaut sich das an und denkt nur: Oje, das kriege ich nicht geregelt. Arzt muss her, Krankenwagen bestellt und bereits unterwegs. Einer der Nachbarn meint dann spöttisch: Ein Glück, dass es nicht der rechte Arm ist. Dabei ist Dolli Linkshänderin, d.h. ihr linker Arm ist eigentlich ihr rechter. Und dann gehts auch schon nach kurzer ärztlicher Untersuchung ins nächste Unfallkrankenhaus, nahe Trier. Arm untersucht, geröntgt, ordentlich gebrochen, Narkose, Sofort-OP. Anton wartet derweil Stunde um Stunde im Krankenhaus. Nach Mitternacht ist die Warterei vorbei und Dolli wird ins Krankenzimmer gebracht. Benommen. Vollgestopft mit Medikamenten. Anton wartet weiter. Irgendwann am Morgen gibts dann Infos zum Vorfall. 30 cm lange Narbe, verpackt wie ein zerbrechlicher Gegenstand. Und dann noch eine Bemerkung des behandelnden Arztes, dass Dolli bei der Weinprobe wohl zu tief ins Glas geguckt hätte. Dolli ist dem Arzt fast ins Gesicht gesprungen, ... denn sie hatte keinen Tropfen Alkohol getrunken! Ärzte sind nicht immer gute Psychologen, ...meint Anton. Anton fährt dann einige Tage lang morgens ins Krankenhaus, abends wieder zurück zum Stellplatz. Toller Urlaub an der Mosel. Und dann läßt er aber Dolli mit dem ADAC nach Hause bringen, ...und er kann in Ruhe das Mobil fahren. Aber hier möchte Anton nicht weiter berichten, dass dann erst der Ärger mit Dolli und den Ärzten anfing. Die Ärzte wollten und konnten Dollis Nerven im Arm nicht so behandeln, dass sie auch funktionierten. Dolli war plötzlich mit ihrer rechten Hand zu einer Linkshänderin geworden, weil sie als Linkshänderin keine funktionierende Hand mehr hatte. Aber Dolli gibt ja nie auf. Irgendwann, nach der wievielten Behandlung kann man gar nicht mehr sagen, zeigt sich plötzlich, dass ein Nerv sich erbarmte und sich beruhigte. Die linke Hand konnte wieder Funktionen einer rechten Hand übernehmen. Auch Anton fiel ein Stein vom Herzen. An die Mosel wollen die beiden aber nicht mehr.

Nach dem Ende der Behandlung meinte ihr behandelnder Arrzt dann nur noch, sie müßte dringend ihre Schilddrüse behandeln lassen, denn ihre Werte wären außerordentlich hoch. Man würde das auch daran merken, dass Menschen sehr oft aggressiv und sehr gereizt wären. Nun ist Dolli wegen ihrer Schilddrüse in Behandlung, und sie wird von Tag zu Tag ruhiger. Schön für Anton!

 

 

Trauminsel Island

Vor langer Zeit haben Anton und Dolli  die Trauminsel Europs "Island" besucht. Island liegt auf dem Mittelatlantischen Rücken sowohl auf der Nordamerikanischen als auch auf der Eurasischen Platte, wobei sich die Plattengrenzen von Südwesten nach Nordosten in etwa diagonal über die Insel ziehen. Die ca. 100.000 km² große Insel Island liegt direkt unter dem Polarkreis, mit einer kurzen Entfernung von knapp 300 Kilometern von Grönland und gut 400 Kilometern von den Färöer.  Schon damals, Ende des späten 20-zigsten Jahrhunderts, hatte Anton den großen Wunsch, diese Vulkaninsel hautnah erleben zu wollen. Dolli hielt natürlich nix davon. Zu kalt. Zu weit. Zu teuer. Und wenn, dann nur mit Allrad. Und wie das Leben dann so spielt, fand Anton im Vorbeigehen bei einem Suzuki-Händler  ein passendes Allrad-Auto, das größen-und preismäßig sich anbot. Postwendend gekauft, stolz zu Dolli hin und die Island-Planung aufgenommen. Dolli konnte oder wollte vor Staunen oder Entsetzen nichts dazu sagen. Aber schließlich mußte sie einsehen, dass sie mit ihrer Äußerung ja indirekt Anton dazu aufgefordert hatte, das passende Auto zu organisieren, das natürlich sofort von Dolli  auf "Susi" getauft wurde.

Nun wurde geplant. Zelt, Liegen, Bettzeug, ...und was alles so für eine große Reise notwendig war, wurde organisiert. Schließlich war man auch damals ja schon Camper. Klar, auch eine umfassende Route wurde sorgfältig ausgewählt, auch die Strecken, die man sich eigentlich nicht zutraute. Wie kommt man aber hin? Allrad ist noch lange kein Amphibienfahrzeug, das mußten auch Anton und Dolli begreifen. Also Fähre. Von Dänemark Luftlinie nach Island. Gebucht. Ach, war das alles aufregend. Es wurde Sommer, denn erstens konnten Anton und Dolli damals nur im Sommer reisen, und zweitens, Island darf man nur im Sommer bereisen wegen des Klimas.

In Dänemark eingeschifft. Auf den Faröern wieder ausgeschifft. Was war da los? Vor Begeisterung hatten sowohl Anton als auch Dolli total übersehen, dass immer ein Zwischenstopp auf den Faröern gemacht wird. Die Fähre tuckert dann mal eben nach Schweden rüber, um auch noch ein paar Schweden aus der Stadt Bergen aufzunehmen. Währenddessen schlugen die beiden ihr Campingquartier für eine Nacht irgendwo auf der Insel Färöer auf und sammelten ihre ersten Erfahrungen bzgl. Kälte, Wind und Regen. Ach, war das alles aufregend. Das Zelt wackelte im Wind, ein Campingstuhl zerbrach unaufgefordert,  und die Gasflasche wollte zunächst nicht anspringen. Einer von beiden hatte zuhause die Idee, zwei Wärmeflaschen mitzunehmen, die hier schon zum Einsatz kamen. Und es sollte nicht der einzige Einsatz bleiben!

Anderntags gings dann aber doch wieder weiter. Nur so eine langweilige Schifffahrt hatten die beiden auch noch nicht erlebt. Ringsum nur Wasser. Und mächtige Wellen. Und der Magen rebbelierte bei beiden. Endlich dann im Osten von Island angekommen. In Sedusfjördur in einer Touristenhütte zunächst wieder einmal alle Akkus geladen, die sich in der Zwischenzeit entleert hatten. Denn schließlich wollte man ja viele Fotos und Filme mit nach Hause nehmen.

Dann aber ging es los. Die Ringstrasse Nr 1 Richtung Reykjavík, zunächst bis Egilsstadir und Breiddalsheidi.  Dann der erste große Stopp in Höfn. Die "Susi" war bereits bis zur Halskrause mit Dreck beschmiert, also mußte schon die erste Säuberung mit Hochdruckreiniger erfolgen. Viele weitere Säuberungsvorgänge folgten in den nächsten Tagen. Und die Scheibenwischanlage wollte auch schon nicht mehr.

Und das alles unter den Augen des gewaltigen Gletschers "Vatnajökull".  Er bedeckt etwa 8 Prozent der Fläche Islands, und das Eis ist stellenweise bis zu 1.000 Meter dick. Damit ist der Vatnajökull auch der größte Gletscher Europas und nach der Antarktis und dem grönländischem Inlandeis die drittgrößte zusammenhängende Eismasse der Erde. 

Nahe dabei die beeindruckende  Gletscherlagune "Jökulsárlón"Durch den Rückzug einer Gletscherzunge des Vatnajökull hat sich an dieser Stelle ein kleiner Fjord gebildet, der aber nicht von Meerwasser, sondern von Schmelzwassern des Vatnajökull gefüllt ist. Von den Gletscherzungen stürzen immer wieder Eisblöcke in das Schmelzwasser und werden dann über einen Fluss zum Meer transportiert. Der wenige hundert Meter lange Fluss und der nur 8 km² große See erreichen an einigen Stellen eine Tiefe von bis zu 284 m. Der Jökulsárón ist neuesten Messungen zufolge der tiefste See Islands. Alleine diese Tatsachen rechtfertigen schon einen Besuch Islands. Aber Island hat natürlich noch viel mehr zu bieten.

Die nächste Nacht wurde dann in Skaftafell verbracht. Windgeschützt zwischen hohen Bergen liegt der Naturpark Skaftafell.  Der Ausblick auf große Gletscherzungen des Vatnajökull und zahlreiche Wasserfälle laden geradezu zu einer kleinen Wanderung ein. Und der Campingplatz hier war und ist wohl immer noch wirklich Spitze. 

Von Skaftafell aus untenehmen Anton und Dolli dann ihre erste große Hochlandtour über Eltja nach Landmannalaugar. Hier kam auch endlich der Allrad zum Einsatz: 20 Bach-und Flußläufe problemlos, naja, mit Muffensausen im Bauch, durchquert. Die Gegend gilt als eine der schönsten der Insel, was sie vor allem den zahlreichen vulkanischen Erscheinungen und nicht zuletzt den farbigen Bergen zu verdanken hat. Hier haben Anton und Dolli auf einem Matratzenlager in einer Holzhütte, statt im eigenen Zelt,  übernachtet und ihr erstes Bad in einer heißen Quelle genossen.

Die meisten Hochlandstrecken werden erst im Juni oder Juli für den Verkehr freigegeben und müssen manchmal schon Ende August wieder geschlossen werden. Der Schnee taut zwar oft schon im Mai, der Boden ist aber noch gefroren und das Wasser kann nicht versickern oder ablaufen. Die Pisten sind zu dieser Zeit unpassierbare Schlammlöcher, und die Strassensperren sind nicht umsonst aufgestellt! Auf vielen Strecken müssen auch Flüsse an Furten durchquert werden.  Strömungen und sandiger Untergrund können selbst dem größten Geländewagen gefährlich werden und meistens ist der kürzeste Weg über den Fluß nicht der beste. An breiteren Stellen ist das Wasser in der Regel weniger tief und die Strömung weniger stark. Alles nicht ganz einfach für unerfahrere Camper und Neu-Allradler! Aber Anton und Dolli leben ja nach dem Prinzip: Dem Mutigen gehört die Welt.

Nach Stunden Fahrzeit, Durchgerüttele vom groben Straßenbelag, kamen Anton und Dolli dann irgendwann in der Hauptstadt Reykjavik an. Es stürmte. Orkanartig. Beide bangten um ihr neues Zelt. Und beide überlegten, ob sie das Zelt gegen einen Aufenthalt in der Jugendherberge eintauschen sollten. Ein gebuchter Flug zu den Westmänner-Inseln mußte storniert werden, obwohl das bestimmt ein besonderes Erlebnis gewesen wäre. Die 15 kleinen Vulkaninseln und Schären des Westmänner-Archipels liegen etwa acht Kilometer südlich der Hauptinsel, verteilt auf eine Fläche von 1.000 km². Die meisten von ihnen sind nur kleine Felsen und für Menschen unbewohnbar, doch sind sie Nistplatz für unzählige Seevögel. Heimaey ist mit 13,4 km² die größte und einzig von Menschen bewohnte Westmänner-Insel. Sie ist vom Festland aus mit dem Flugzeug ab Reykjavik oder ab Bakki an der Südküste zu erreichen. Bekannt sind die Westmännerinseln in Island auch für die vielen Papageitaucher

Stattdessen stand dann die Blaue Lagune auf dem Plan, trotz widriger Wetterverhältnisse. Aber Schwimmen war absolut nicht möglich, leider. Inzwischen ist natürlich da eine Menge touristisch verändert worden, wie Anton und Dolli Anfang des jungen 21-zigsten Jahrhunderts feststellen konnten. Dazu später aber mehr.

Dolli friert ständig und bewegt sich eigentlich wie eine Eisscholle: ganz langsam. Inzwischen hat auch der zweite Camping-Stuhl seinen Geist aufgegeben. So findet auf der Insel eine ständige Erosion statt. Mal sehen, was als nächstes folgt. Es steht ja noch einiges zur Auswahl.

Tage später gehts dann weiter Richtung Norden. Nach einer stürmischen Fahrt wird in einem Gasthaus in Hellisandur übernachtet, denn an einem Zeltaufbau wäre gar nicht zu denken gewesen. Wenn schon die Vögel rückwärts fliegen, ist irgendwas nicht in Ordnung. In Varmaland wurde dann in der dortigen Jugendherberge übernachtet, incl. beheiztem Schwimmbad. Irgendwo auf der Strecke haben die beiden dann einen Vulkankrater bestiegen und tausende Vögel an der Steilküste beobachten können. 

Tage später durchfahren Anton und Dolli die Hochlandstrecke Kaldadalsvegur , die mit 40 km kürzeste der Hochlandverbindungen Islands. Man nennt sie daher oft „Hochland für Anfänger“. Flüsse oder große Bäche sind auf der Strecke nicht zu durchfahren. Diese Strecke ist also auch mit einem normalen PKW befahrbar, wenn auch teilweise mit Schwierigkeiten. Pure Steinwüste, aber mit tiefhängenden Wolken. Genau das richtige für die beiden.

Dann gehts über Bogornes in Richtung " Þingvellir " . Ein geschichtsträchtiges und auch geologisch hochinteressantes Gebiet. Die Isländer hielten früher ihre Versammlungen an einem geologisch sehr eindrucksvollen Ort ab, denn die Allmännerschlucht ist im weiteren Sinne die Grenze zwischen Europa und Amerika. Genau durch das Tal verläuft die Grenze zwischen der Eurasischen und der Amerikanischen Krustenplatte. Vor etwa 9000 Jahren war hier statt des Tals eine Lavaebene zu finden. Durch die Bewegung der Krustenplatten bildeten sich Risse und ein Teil der Ebene begann langsam, sich abzusenken. Im Laufe der Jahrtausende sank das gesamte Tal als Grabenbruch immer weiter ein. Die Bruchstrukturen sind im Bereich der Allmännerschlucht und am östlichen Ufer des Sees besonders deutlich zu erkennen.

Und das haben Anton und Dolli bestaunt. Und sie staunen eigentlich heute noch. Und hier haben sie dann auch die Wetterkapriolen total vergessen. Aber jede Begeisterung hat mal notgedrungen ein Ende, und so gings dann nach Sellfoss. In Sellfoss haben die beiden sich dann einige Tage geparkt, um wieder alles neu zu sortieren und um Zeit zu gewinnen, neue Gedanken aufzunehmen. 

Es stand natürlich noch in diesem Gebiet ein wichtiger Punkt auf ihrem Programm: Der Geysir Strokkur und der Wasserfall Gullfoss. Im Hotel Geysir wurde für 600 is.Kronen übernachtet, Schlafsacklager. Besser als eine Übernachtung im Zeltkühlschrank, trotz Wärmeflaschen. Der Strokkur (deutsch Butterfass) ist ein Geysir, der  sich neben dem nur noch selten ausbrechenden Großen Geysir im Heißwassertal Haukadalur befindet. Seine Ausbrüche erfolgen regelmäßig im Abstand von 3 bis 5 Minuten und manchmal bis zu dreimal kurz hintereinander. Die kochende Wassersäule des Strokkur erreicht eine Höhe von 25 bis 35 m. 

Der wohl bekannteste Wasserfall Islands dürfte der Gullfoss sein, der im Südwesten des Landes liegt, in der Nähe der heißen Quellen und Geysire. Über zwei gewaltige, fast im rechten Winkel aufeinanderstehende Kaskaden stürzt das Wasser des Gletscherflusses Hvítá in eine 2,5 km lange und 70 m tiefe Schlucht. An warmen Sommertagen donnern pro Sekunde bis zu 1200 m³ Wasser in die Tiefe. Die obere Stufe des Wasserfalls hat eine Höhe von 11 m, die untere Stufe erreicht eine Höhe von 20 m. Beeindruckend.

Aber Anton und Dolli wollten ja weiter. Weiter nördlich. Ab bis Varmalihd. Dort wurde mit eigener, mitgebrachter Bettwäsche in einem Hotel übernachtet. Bezahlbar für umgerechnet 25 DM. Die Fahrt führte die beiden weiter über die Strasse Nr. 1 nach Siglufjördur, Olafsfjördurm, Dalvik nach Akureyri. Unterwegs unterschiedlich tolle Landschaften mit unterschiedlich weniger tollen Wettersituationen. Aber man nimmt ja alles wie es kommt. Und es kommt nun noch ein ausgeprägtes Solfatarengebiet und der bekannte Myvatnsee. 

Das Solfatarengebiet Namaskard liegt ca.  5 km von Reykjahild entfernt. Heisse Dämpfe und schwefelhaltige Düfte steigen aus den heißen Quellen, blubbernden Schlammlöchern und zischenden Schloten empor. Das Gebiet leuchtet in weißen, orangen, roten und bräunlichen Farben unter den orangefarbenen Ryolitbergen. Das Auge kann sich nicht sattsehen. Die Nase allerdings will den Geruch nicht unbedingt aufnehmen. 

Im Gebiet rund um den Myvatnsee, der Mückensee, im Nordosten Islands ist die Vielfalt vulkanischer Bildungen besonders stark ausgeprägt. Der mit gut 35 km² viertgrößte See Islands liegt knapp 280 m über dem Meeresspiegel und ist selbst vulkanischen Ursprungs. Das ganze Gebiet ist auch heute noch vulkanisch aktiv, da die Grenze zwischen der Eurasischen und der Amerikanischen Kontinentalplatte hier verläuft. Der Mückensee, der nur ca. 3-5 m tief ist, entstand vor etwa 3500 Jahren bei einem Ausbruch des Schildvulkans Ketildyngja. Während des Sommers erwärmt sich das Wasser relativ schnell. Seinen Namen erhielt der See wegen der Mückenschwärme, die während der Sommermonate oft in riesigen, nebelähnlichen Wolken über dem Wasser schweben. Die Mücken und ihre im Wasser lebenden Larven bilden die Nahrungsgrundlage für Fische und zahlreiche Vögel. 

Weiter Richtung Dettifoos. Sowohl von Westen als auch von der Ostseite aus angesteuert. Und der Eindruck hat Anton und Dolli wieder umgehauen. So umgehauen, dass sie schon an dieser Stelle, zu diesem Zeitpunkt beschlossen haben, dass sie Island zu einem späteren Zeitpunkt wieder besuchen werden.

Der Dettifoss ist der größte Wasserfall im Nordosten Islands und durch die Kombination aus Volumenfluss und Fallhöhe, knapp vor dem Rheinfall, der leistungsstärkste 

Wasserfall EuropasMit einer Länge von mehr als 200 km ist die Jökulsá der zweitlängste Fluß des Landes. Das Gletscherwasser stürzt auf einer Breite von rund 100 m fast 45 m in eine Schlucht. Im Sommer liegt die Wassermenge bei 1500 m³ pro Sekunde. Fünf Kilometer unterhalb des Dettifoss folgt der dritte Wasserfall, der Hafragilsfoss. Mit einer Höhe von 27 m ist er deutlich kleiner als der Dettifoss. Es folgen schließlich noch der Réttarfoss und der Vígabjargfoss.

Zwischenzeitlich übernachten Dolli und Anton statt im Zelt lieber in Sommerhotels oder Privathäusern. Schließlich will man ja gesund bleiben und wieder fit nach Hause kommen. Gegessen wird das, was auf den Tisch, äh aufs Brot kommt. Es gab auch schon mal Leberkäse mit viel Düsseldorfer Senf. Es gab auch schon mal Sauerkraut mit viel Nürnberger Wurst. Aber manchmal gabs nur `ne Brühe mit Backerbsen oder Eieinlage. Und ganz selten gab es Schokoladeneis. Aber nur, wenn eine gewisse Zivilisation in der Nähe war. Aber immer gab es Kaffee oder Tee, manchmal auch nix dabei. Und irgendwann waren Anton und Dolli wieder in Egelsstatur, haben folglich die Insel komplett umrundet, und im Gepäck `ne Menge Steine, Lava-und anderes Zeug. Schön für Anton. Anton freut sich!

Und Jahre später haben beide sich entschlossen, einen weiteren, allerdings  kurzen Aufenthalt auf Island einzulegen. Weil die Insel wirklich so toll ist. So abwechslungsreich. So unberechenbar. So farbenfroh. So vielfältig. Auch wenn das Wetter oft unfreundlich ist. Auch wenn die Preise unbezahlbar geworden sind. Auch wenn man nicht mehr alles sehen kann. Und dann, Jahre später, war es  wieder soweit. Organisiert diesmal mit einer Reisegruppe. Kein Zelt, kein Sommerhotel. Nur Hotel, aber mit Frühstück. Und alles andere als preiswert. Ein Salat, ein Burger mit Pommes und 2 klitzekleine Bierchen, vom Faß natürlich, umgerechnet 40 €. Puh. Und inzwischen wahrscheinlich noch um ein Vielfaches teurer!

Die Blaue Lagune ist  inzwischen nur noch ein Touristenrummel, Hotels und Lebensmittel sind alle überteuert. Aber trotzdem sollte diesmal etwas Besonderes dazu kommen: Flug nach Grönland. Geplant. Gemacht. Teurer Flug bis Kulusuk. Kulusuk ist eine ca. 280 Einwohner zählende Siedlung nahe bei Tasiilaq in Ost-Grönland auf der Insel Ammassalik am Eingang des Ammassalik-Fjords. Er ist zudem ein zentraler Ort für den Flugverkehr von Island, Nuuk und Kangerlussuaq. Von Reykjavík nach Kulusuk braucht das Flugzeug etwa anderthalb Stunden. Bleiben bis zum Rückflug vier Stunden für Dorfbummel, Trommeltanz und Bootstour. Ein Tagesausflug ans Ende der Welt. Der Flug hat trotz hoher Kosten gelohnt. Aber nicht wiederholungswürdig. Anton und Dolli haben fotografiert und gefroren. Und Toilette gabs nur eine einzige im Ort. Ja, so lernt man Zivilisation schätzen. 

Ja, beide möchten noch einmal Island besuchen. In Ruhe. Ohne Hetze. Ohne Zelt. Ob es dazu kommt, steht zurzeit in den Sternen, denn es gibt schließlich noch viele andere Ziele. Oje, ob Anton und Dolli sich eine weitere Reise nach Island in Zukunft überhaupt noch erlauben können?  Anton möchte natürlich unbedingt viele, viele Nordlichter sehen. Aber im Winter ist es so kalt so hoch im Norden. Ob man das nicht besser in Nordskandinavien in Angriff nehmen sollte? Oder man wartet so lange, bis die Klimaveränderung ein Nordlicht auch bei sommerlichen Temperaturen möglich macht. Aber möglicherweise haben Anton und Dolli da ein physikalisches Gesetz falsch eingeschätzt. Anton und Dolli werden noch lange darüber diskutieren, ob und wann sie wieder Island besuchen, aber mit Sicherheit zu einem durchführbaren Ergebnis kommen. 

 


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